Katastrophe in Dunkelrot

Katastrophe in Dunkelrot

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Wie schon 2015 sind in diesem Jahr über 1 Million Menschen zugezogen. Trotz niedriger Geburtenrate schrumpft die Bundesrepublik wegen dieser Zuwanderung nicht. Litauen dagegen ist für Flüchtlinge und Migranten meist nur Durchgangsland. Die Einwohnerzahl geht weiter zurück: 1992 zählte man noch 3,7 Millionen Einwohner (wie in Berlin); 2012 wurde die Marke von 3 Mio erreicht; für dieses Jahr weist die Statistik knapp 2.800.000 Einwohner aus; 2050 wird mit nur noch 2,1 Mio gerechnet – zwei Mal Köln (manche rechnen sogar mit noch weniger als 2 Mio, s. Grafik). Die tiefroten Warnlampen der Demographie leuchten in der EU neben Litauen auch für den Nachbarn Lettland sowie Bulgarien. Eine äußerst schlechte Entwicklung zeichnet sich außerdem für Moldawien ab.

Anfang der 90er Jahre lag die Geburtenrate über 2 Kinder pro Frau, fiel dann aber abrupt auf 1,2–1,3 in den Jahren 2000-2007. Die Schulen und Universitäten ringen schon eine Weile mit diesem Rückgang. Mit dem EU-Beitritt 2004 stieg die Rate auf 1,6 bis 1,7 im vergangenen Jahrzehnt an. Parallel wuchs aber auch die Zahl der litauischen Arbeitsemigranten. Und nun ein erneuter Absturz:  von gut 27.000 Geburten 2019 fiel die Zahl auf 23.000 – eine Halbierung seit 1990 (57.000). 2021 starben mehr als doppelt so viele Einwohner (48.000) wie durch Geburt hinzukamen. Die Geburtenrate ist mit 1,34 wieder im Keller. Die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter wird sich seit 1990 in einigen Jahren halbiert haben. In etwa 25 Jahren wird die Zahl der Rentner die Altergruppe der  25-49-Jährigen überflügeln.

Zu teurer Wohnraum für junge Familien, Zukunftsängste wegen Corona, Krieg und Inflation sowie ein Desinteresse der Regierenden – alles sieht derzeit danach aus, dass Litauen weiter den Abhang hinabrutscht. Vielleicht ist dies sogar gewünscht. Im Herbst letzten Jahres meinte Politik-Patriarch Vytautas Landsbergis (anknüpfend an eine alte litauische Sage): „Die Erde wendet sich an Gott, um Erleichterung zu finden, weil die Menschen sich zu stark vermehrt haben. Dies ist eine sehr alte Weisheit.“

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