Die Partnerbörse

Die Partnerbörse

Die litauische Studentenmission LKSB ist, wie alle Mitglieder im Weltverband IFES, eine evangelistische Bewegung. Mitarbeiter sammeln und motivieren Studierende an den Hochschulen des Landes, damit diese ihre Kommilitonen mit dem Evangelium erreichen. In den Ortsgruppen treffen sich Mitglieder verschiedener Kirchen und auch solche, die keiner Religionsgemeinschaft angehören. Vorstandsmitglieder und angestellte Mitarbeiter sind alle in evangelischen Gemeinden verwurzelt. LKSB ist damit eines der wenigen Werke in Litauen, in denen in der Praxis die Grundsätze einer evangelischen Allianz umgesetzt werden (eine Ev. Allianz Litauens als Organisation gibt es bis heute nicht).

Hauptziel der IFES-Werke ist und bleibt die Hochschulevangelisation. Mit der gemeindeübergreifenden Arbeitsweise ist aber ein wichtiger Nebeneffekt verbunden: junge Menschen auf der Suche nach einem Partner fürs Leben begegnen einander. Gerade während des Studiums und in den ersten Jahren danach werden ja oftmals die Weichen fürs Leben gestellt.

In Litauen ist dies für junge evangelische Christen eine besondere Herausforderung. Nur etwa ein Prozent der Bevölkerung rechnet sich protestantischen Kirchen zu. Die allermeisten Gemeinden, gerade außerhalb der fünf Großstädte, sind zahlenmäßig überschaubar, aus deutscher Perspektive recht klein. Wo soll man da einen Ehepartner finden? Auch auf landesweiten Jugendtreffen der größeren Freikirchen wie der Pfingstler oder des Bundes evangelischer Gemeinden kommen gerade einige Dutzend junge Menschen zusammen.

Die beiden Studentenwerke LKSB und Agape (Campus für Christus in Litauen) bieten in dieser Lage in den Gruppen, auf Schulungen und Camps wichtige Möglichkeiten des Kennenlernens über die Gemeindegrenzen hinweg an.  Und es funktioniert! Im August heirateten Rimas Neffe Arnas (ältester Sohn ihrer Schwester Loreta) und Rugile (s.u. Foto). Beide trafen sich ein erstes Mal auf dem Ehemaligen-Camp von LKSB vor zwei Jahren – und gleich hat’s gefunkt. Arnas, Jahrgang 1992, ist seit vielen Jahren Mitglied einer Baptistengemeinde in Kaunas, Rugilė besuchte eine andere baptistische Gemeinde in Vilnius. Da aber beide nicht dem Baptistenbund angehören und kaum etwas miteinander zu tun haben, musste LKSB als eine Art Katalysator oder Partnerbörse wirken, um beide zusammenzubringen.

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Solche Geschichten wären einige zu berichten. Bei der Konferenz zum 25jährigen LKSB-Jubiläum vor zwei Jahren berichteten Justas (Sohn des Pfingstbischofs) und Indrė (Freie christliche Kirche), wie sie sich bei LKSB kennengelernt hatten. Damals wirkten auch Aistė und Mantas aktiv im Programm mit – noch ein LKSB-Paar. Insgesamt wohl mehrere Dutzend junge Menschen haben bisher ihren Ehepartner im Kontext der evangelikalen Studentenarbeit gefunden.

Die Bedeutung dieses Nebeneffekts für die kleine evangelische/evangelikale Gemeinschaft in Litauen kann kaum überschätzt werden. Denn zwei Alternativen gereichen den evangelischen Gemeinden Litauens eher zum Nachteil. Das sind einmal die vielen Ehen, die gerade junge litauische Frauen mit Ausländern schließen. Natürlich ist dies in keiner Weise verwerflich. Doch allermeist leben diese Paare dann im Ausland, vormals aktive Mitarbeiterinnen gehen der Gemeindearbeit in Litauen verloren. Und im Land selbst wählen gerade viele aus der reformierten und der lutherischen Kirche Partner aus der katholischen Kirche. Diese Katholiken sind so gut wie alle nur nominell katholisch und an Glaubensdingen in der Regel kaum interessiert. Das Ergebnis ist dann meist, dass das Paar nur noch selten Gottesdienste besucht und auch der evangelische Partner sich dem Glauben entfremdet. Beispiele ließen sich leider genug nennen.

Über Jahrhunderte hatten sich die Evangelischen Litauens als kleine Minderheit im katholisch dominierten Land halten können. Ein wichtiger Grund war, dass man fast ausschließlich untereinander heiratete. Da es lange ein Konversionsverbot gab, konnte der evangelische Glaube nur auf diese Weise bewahrt werden. Die Zeiten haben sich geändert, doch konfesionell gemischte Ehen zwischen Protestanten und Katholiken sind immer noch eine große Herausforderung für die evangelische Gemeinschaft. Es ist also weiterhin das Gebot der Stunde, auf verschiedene Weisen junge Menschen aus der bunten evangelischen Welt im Land zusammenzuführen: um voneinander zu lernen, um miteinander Gott besser kennenzulernen und sein Reich effektiver ausbreiten zu können – und nicht zuletzt auch deshalb, um einen gläubigen Ehepartner zu finden.

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Indrė (m.) und Justas

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Mantas und Aistė