„Lausanne“: Die Einzigartigkeit Jesu Christi

„Lausanne“: Die Einzigartigkeit Jesu Christi

Seit Anfang des Jahres liegen die drei grundlegenden Dokumente der Lausanner Bewegung auch auf Litauisch vor (Lausanner Verpflichtung, Manifest von Manila, Verpflichtung von Kapstadt, s. hier). Nun hat endlich ein erstes Informationstreffen zur internationalen Lausanner Bewegung selbst stattgefunden. Ende September besuchte Ole-Magnus Olafsrud Litauen. Er arbeitet für die Navigatoren in Norwegen, ist aber für ein Drittel seiner Arbeitszeit freigestellt für die Lausanner Bewegung und betreut die skandinavisch-baltische Region.

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Ole-Magnus (r.), übersetzt von Stepas

Stepas, LKSB-Generalsekretär, war im Mai in Lausanne zur Feier von 40 Jahren Lausanner Bewegung. Holger organisierte ein Treffen in Räumen der reformierten Gemeinde in Vilnius und schrieb alle evangelischen Kirchenleiter in der Stadt per Mail an. Die drei trafen sich vorab in der Hauptstadt (s.u. Foto), und am Nachmittag des 25. Septembers stellte Ole-Magnus die Lausanner Bewegung vor.

Leider war die Teilnahme unerwartet schwach. Von den Pastoren waren nur Raimondas von der reformierten Gemeinde am Ort und Darius aus der großen Wort-des-Glaubens-Gemeinde anwesend. Auch die drei Litauer, die 2010 in Kapstadt dabei waren, glänzten durch Abwesenheit. Dafür kamen einige junge Leute wie Sigita von LKSB, die auch zur großen Lausanne-Konferenz für junge Leiter im Jahr 2016 fahren wird, und Vaidotas mit Frau Vita aus der Vilniuser reformierten Gemeinde (er studiert am EBI und wird in einigen Jahren ordiniert werden).

Viele Hausaufgaben sind noch zu machen. Die litauischen Leiter stehen vor der Herausforderung, gemeinsam zu evangelisieren und sich zu vernetzen. Die Lausanner Bewegung selbst hat leider immer noch nicht die drei Dokumente in litauischer Sprache auf lausanne.org abgestellt. Das ist wichtig, damit die Texte an einem Ort von Litauern eingesehen werden können (die Seite wurde gerade erst neu gestaltet, reinschauen!). Geplant ist außerdem die Herausgabe der drei Dokumente zusammen mit einzelnen Beiträgen von litauischen Autoren als Buch. Stepas und Holger werden sich darum in den beiden kommenden Jahren kümmern.

Ein weiterer Text, der den Geist von  Lausanne atmet, ist auch schon auf Litauisch erschienen: Ulrich Parzanys Vortrag während des Kongresses in Manila 1989 (litauisch hier).  

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Holger, Stepas und Ole-Magnus in Vilnius

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Teilnehmer des ersten Lausanne-Informationstreffens

    

Die Einzigartigkeit Jesu Christi

Wir feiern und verkündigen Jesus Christus als den einzigartigen Herrn und Retter der Welt. Gleichzeitig stellen wir fest, dass seine Einzigartigkeit innerhalb und außerhalb der Kirche in Frage gestellt wird. Es ist sehr nötig, zu erklären, warum Jesus einzigartig ist und welche Bedeutung diese Einzigartigkeit für die Ausführung unseres christlichen Auftrags hat.

Es ist unmöglich, hier eine zusammenhängende Christologie (Lehre von Christus) zu entwickeln, wie es eigentlich nötig wäre. Die Einzigartigkeit Jesu Christi beweist sich selbst in allen Aspekten seines Seins und Tuns. Ich erwähne hier nur einen sehr wichtigen Gesichtspunkt, der meiner Meinung nach in der christlichen Lehre und in der Verkündigung des Evangeliums sehr vernachlässigt worden ist.

1. Jesus ist der Menschensohn

In den vier Evangelien nennt Jesus sich selbst sehr oft den Menschensohn. Viele Christen deuten diesen Titel fälschlicherweise als Beschreibung der Niedrigkeit Jesu Christi. Aber der Ausdruck ,,Menschensohn“ stammt aus Daniel 7, 13-14 und beschreibt Jesus als den Herrscher und Richter der Welt, der von Gott autorisiert wurde. Wir verstehen die Bedeutung des neutestamentlichen Titels ,,Menschensohn“ nur richtig, wenn wir sozusagen hinzufügen ,,Richter und Herr der Welt“.

69mal begegnet uns das Wort „Menschensohn“ in den ersten drei Evangelien, und zwar nur in Worten, die Jesus über sich selber spricht. 12mal kommt es im Johannes-Evangelium vor. 11mal spricht Jesus über sich selbst, einmal wird Jesus von einem Zuhörer zitiert (Johannes 12, 34).

Jesus beansprucht, der Mensch gewordene Richter der Welt zu sein. Er sprach über sein Wiederkommen zum Endgericht (Matthäus 25, 31-46; Matthäus 19, 28; Lukas 17, 22-30).

Schon während seiner Lebenszeit auf der Erde hatte er die Vollmacht, Sünden zu vergeben, die eigentlich nur Gott zusteht (Markus 2, 10).

Die Einzigartigkeit Jesu Christi besteht darin, dass er zugleich das Werk des Menschensohns (Daniel 7) und das Werk des Gottesknechtes (Jesaja 53) tut. ,,Denn des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als ein Lösegeld für die vielen“ (Markus 10, 45). Nach dem Christusbekenntnis des Petrus kündigt Jesus das Leiden des Menschensohnes an (Markus 8,29-31). Obwohl er Herr aller Herren ist, wird nicht einmal das menschliche Grundbedürfnis auf Wohnung befriedigt: ,,Füchse haben Höhlen und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege“ (Lukas 9, 58).

Die Einzigartigkeit Jesu Christi besteht darin, dass in ihm der Herr und Richter der Welt Mensch geworden ist. Die Frage ,,Wer ist Jesus?“ führt uns dazu, seine Einzigartigkeit zu entdecken. Die Einzigartigkeit dessen, was er sagt, was er tat und was mit ihm geschah, im Leiden, in der Kreuzigung und Auferstehung wird abgeleitet von der Einzigartigkeit dessen, wer er ist..

Warum ist der Tod Jesu der einzige Weg, die Menschen mit Gott zu versöhnen? Die Einzigartigkeit seines Todes besteht nicht darin, wie er starb. Tausende wurden von den Römern mit der gleichen Brutalität und Grausamkeit gekreuzigt. Die Einzigartigkeit seines Todes besteht darin, wer er ist. Der leidende Herr und Richter der Welt nimmt den Platz des verlorenen Sünders ein. Der Richter selbst erleidet die Konsequenzen der Rebellion und Feindschaft des Menschen gegen Gott.

Für uns ist es unmöglich, die Lebensgeschichte eines anderen Menschen zu übernehmen. Schuld ist nicht etwas, das ich weggeben kann wie ein dreckiges Hemd. Rebellion gegen Gott, das ist mein Leben selbst. Und nur der Schöpfer, der Herr und Richter der Welt, kann durch die Barrieren von Raum und Zeit hindurchbrechen, um mein Sündenleben anzuziehen, es ans Kreuz zu tragen und den ganzen Fall zu beendigen.

Wegen der Einzigartigkeit Jesu Christi kann ich bekennen: ,,Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben“ (Galater 2, 19b-20).

Die Wichtigkeit und Bedeutung des Lebens und Sterbens Jesu Christi hängt nicht von menschlicher Beurteilung, sondern von Gottes Urteil ab. Durch die Auferstehung Jesu hat Gott bewiesen, für gültig erklärt, bestätigt, dass Jesus die eine Schlüsselfigur der Welt ist. Gott hat das gegen alle menschlichen Deutungsversuche und Urteile getan. Sogar die Jünger dachten, dass mit dem Tod Jesu sein Anspruch widerlegt worden sei. Aber der auferstandene Herr hat die Zweifel seiner Jünger überwunden und sich selbst als Herrn der Herren bewiesen.

2. Die Suche nach abstrakter Wahrheit und der Vorwurf der Dummheit des Evangeliums

Durch die Verkündigung der Einzigartigkeit Jesu Christi werden wir alle immer wieder von der Wahrheit herausgefordert. Indem wir diese Einzigartigkeit verkündigen, nehmen wir die Menschen in ihrer Suche nach Wahrheit ernst, die sich auch in den vielen verschiedenen Religionen ausdrückt. Das Bekenntnis der ersten Christen hieß ,,Kyrios Jesus“, das heißt Jesus ist Herr. Es bedeutet nicht nur: Jesus ist mein Herr. Jesus wird als Herr der Herren verkündigt. Weil Jesus vom Tod auferstanden ist, haben wir nicht das Recht, seine Einzigartigkeit auf eine subjektive Ansicht zu reduzieren.

Wir erleben heute noch den gleichen Konflikt wie Paulus damals: Die Griechen fragen nach Weisheit, die Botschaft vom gekreuzigten Jesus Christus ist für sie Dummheit (1. Korinther 1, 23 f.). Eine einzelne Person, eine historische Tatsache kann ihrer Meinung nach nie die ganze Wahrheit enthalten.

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) sagte, dass die zufälligen Geschichtstatsachen oder die zufällige Geschichtswahrheit nie die notwendige Vernunftwahrheit enthalten und beweisen kann. Deshalb kann Jesus nur eine Ausdrucksweise, ein vielleicht sehr wichtiges Beispiel der allgemeinen Wahrheit sein. Die Botschaft von Jesus kann als ein bedeutungsvoller Aspekt der Wahrheit verstanden werden.

Die abstrakte und absolute Wahrheit kann als Gott bezeichnet werden. Aber niemand weiß, wer er in seiner ganzen Fülle ist. Alle Religionen enthalten demnach die Wahrheit, aber jeweils nur in einigen Aspekten. In Ergänzung zur philosophischen Kritik behaupten Psychologen wie Sigmund Freud, dass Gott nur eine Projektion des hilflosen und furchtsamen Menschen sei, die durch menschliche Wünsche und Ängste im Kampf gegen Schicksal und Tod produziert würden.

Lesslie Newbigin schrieb deutlich: ,,Es gibt in der Tat eine alte und achtenswerte Tradition, die uns sagt, dass die letzte Wirklichkeit nicht erkennbar ist. Es ist wahr, dass der menschliche Geist Gott nicht begreifen kann. Aber diese wahre Aussage kann dazu gebraucht werden und wird dazu gebraucht, jede sichere Aussage über die Wahrheit zu disqualifizieren. Die wahre Feststellung, dass wir nicht alles erkennen können, kann gebraucht werden, um die gültige Forderung, etwas zu erkennen, zu disqualifizieren. Der menschliche Geist kann Gott nicht begreifen, aber wir haben keine Gründe, die Möglichkeit zu leugnen, dass Gott das Göttliche den Menschen bekanntmachen könnte und dass sie legitimer Weise bezeugen können, was ihnen offenbart worden ist“ (Religious Pluralism and the Uniqueness of Jesus Christ -, International Bulletin of Missionary Research, April 1989, Seite 51).

Wenn und weil Menschen nicht in der Lage sind, von sich aus den wahren Gott zu erkennen, sind sie auch nicht fähig, Bedingungen für zutreffendes Denken oder Reden über Gott aufzustellen, es sei denn, Gott offenbart sich selbst und macht sich unter menschlichen Bedingungen bekannt. Wenn wir die Offenbarung Gottes in Jesus Christus übersehen, enden wir unweigerlich in Projektionen und Bildern von Gott, die wir unseren Wünschen und Ängsten entsprechend produzieren.

Aber weil Gott sich selbst offenbart hat, können wir demütig und dankbar diese Geschichte erzählen, ,,denn die Torheit Gottes ist weiser als die Menschen sind“ (1. Korinther 1, 25).

3. Die Suche nach der Einheit der Menschen und der Vorwurf störender Intoleranz

Im Angesicht der überfordernden Probleme von Nuklearrüstung, Hunger, Armut, Ungerechtigkeit und Umweltverschmutzung suchen gutmeinende Menschen eine Basis für die Einheit der Menschheit, um gegen diese Übel anzugehen. Es scheint ihnen, dass das Evangelium von Jesus Christus die Menschheit nicht einigen kann. Wenn Jesus Menschen in seine Nachfolge ruft, dann folgen einige, und andere weisen ihn zurück. Deshalb haben sogar christliche Theologen und Kirchenführer die Aussage von der Einzigartigkeit Jesu Christi zu Gunsten einer umfassenderen Einheit der Menschheit aufgegeben.

Der katholische Theologe Hans Küng schlägt vor, die Wahrheit anderer Religionen anzunehmen, ohne dass wir unsere christliche Identität aufgeben. Ich möchte wissen, wie das funktionieren soll.

Er weist den Anspruch der absoluten Wahrheit des Evangeliums von Jesus Christus zurück und bestimmt wahre Religion als eine solche, die menschliche Lebensbedingungen fördert, insbesondere die Menschenrechte. Dies nennt er den ethischen Maßstab für die Beurteilung wahrer Religion. Zweitens definiert er ein religiöses Kriterium: Ist eine Religion ihrem Ursprung treu, also ihren heiligen Schriften oder Gründern – dem Buddha, Jesus, Mohammed usw.? Er nennt das das Kriterium der Authentizität. Drittens kennt er noch ein besonderes christliches Kriterium: Die Christen bekennen Jesus von Nazareth als den Weg, die Wahrheit und das Leben für sich selbst. So ist das Christentum für sie die wahre Religion. Das aber ist nur eine persönliche Feststellung.

Das ist genau, was Lesslie Newbigin ,,den Rückzug von der Objektivität in die Subjektivität“ genannt hat (Religious Pluralism, 4/1989, Seite 50).

Der schmale Weg Eugene L. Stockwell, bisheriger Direktor der Kommission für Weltmission und Evangelisation des Weltrates der Kirchen, sagte in seiner Einführungsrede auf der 10. Weltmissionskonferenz in San Antonio, USA, im Mai 1989 (Missionsprobleme heute und morgen): ,,Jesus ist der einzige Weg, durch den die meisten von uns den Weg zu Gott gefunden haben, und wir werden ihn allen anderen empfehlen, die den Weg des Glaubens suchen. Aber in unseren Begegnungen mit Menschen anderer Glaubensweisen können wir nicht leugnen, dass viele von ihnen zu einer tiefen Beziehung zu Gott gekommen sind. Wir fühlen uns gezwungen zu sagen: ,,Nein, Jesus ist nicht der einzige Weg -, wenn das bedeuten soll, dass alle, die nicht den Namen Jesu nennen, den Weg verloren haben, keinen Pass in den Himmel haben.“

„…Angesichts unserer bunten christlichen Geschichte der Arroganz und Intoleranz haben wir nur wenig Recht, um zu entscheiden, wer gerettet wird und wer nicht. Gottes Ziele sind viel größer als unsere. Wir können Gott die Entscheidung über die letzte Rettung überlassen, und inzwischen können wir unseren kostbaren Glauben an Jesus Christus mit Einfühlungsvermögen und Überzeugung anderen mitteilen, während wir uns selbst auch für Gottes Gnadengeschenke öffnen, die so offenkundig in den Glaubenswelten vieler Religionen der Erde liegen.“

Natürlich, wir müssen die letzte Entscheidung, wer gerettet wird, Gott überlassen. Aber Gott übergab das Gericht an Jesus, den Menschensohn. Als Zeugen Jesu müssen wir dem treu sein, der gesagt hat: ,,Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind‘s, die ihn finden! Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind‘s, die ihn finden!“ (Matthäus 7, 13-14).

Ich muss erwähnen, dass die Position von Eugene L. Stockwell in San Antonio nicht durch den Bericht der Sektion I gebilligt worden ist (Zeugnis unter Menschen anderer lebendiger Glaubensweisen).

Der Bericht der Sektion I bekräftigt: ,,Wir können auf keinen anderen Weg zur Rettung hinweisen als Jesus Christus.“ Aber die Position in diesem Bericht ist doch zweideutig. Wir lesen: ,,Indem wir die dialogische Natur unseres Zeugnisses bekräftigen, sind wir durch die Gnade gehalten, ebenfalls zu bekräftigen, dass die Rettung der ganzen Schöpfung durch Jesus Christus angeboten wird‘ (Tambaram II). ,Unsere Mission, Jesus Christus zu bezeugen, kann niemals aufgegeben werden‘ (Melbourne 1980). Wir sind uns wohl bewusst, dass diese Überzeugungen und der Dienst des Zeugnisses in einer Spannung zu dem steht, was wir darüber gesagt haben, dass Gott in Menschen anderer Glaubensweisen gegenwärtig und am Werk ist; wir halten diese Spannung für gut und versuchen nicht, sie aufzulösen.“

Ein Weg, um die Spaltung zwischen den Religionen zu vermeiden, ist, dass man über Gott spricht, wie auch immer er benannt wird, und Jesus als den einzigartigen Mittler zwischen Gott und Menschen verschwinden lässt.

Der nächste Schritt ist, dass wir die gemeinsame menschliche Suche nach Heil als den einigenden Rahmen für die Menschheit verstehen, ohne weiter von Gott zu reden. Heil bedeutet dann Überwindung von Krieg, Hunger; Ungerechtigkeit und Umweltverschmutzung. Vom biblischen Gesichtspunkt aus ist es natürlich völlig unannehmbar, die Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus zu trennen vom Dienst für seine geliebten Menschen, die in Not sind.

Wenn wir an die Einzigartigkeit Jesu Christi glauben, müssen wir zugleich zur Kenntnis nehmen, dass Gott durch Jesus diese Welt liebt und erhält und sie retten möchte. Gott wird den neuen Himmel und die neue Erde schaffen. Der auferstandene Herr Jesus Christus versichert uns dessen. Jesus Christus ist Gottes Garantie der neuen Welt. Deshalb muss ein Nachfolger Jesu liebevoll und sorgfältig für mehr Gerechtigkeit, mehr Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung, die Gott uns anvertraut hat, arbeiten. Es gibt viele Bereiche im täglichen Leben, wo Christen mit Menschen anderer Religionen zusammenarbeiten können, ohne Jesus zu verleugnen. Solche Zusammenarbeit darf nie dazu führen, im Blick auf die Einzigartigkeit Jesu Christi Kompromisse einzugehen.

Weil Jesus den Tod überwunden hat, ist unsere Arbeit in der Evangelisation und in der sozialen Aktion für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung nicht vergeblich (1. Korinther 15, 58).

Wir sind uns dessen bewusst, dass nur Jesus selbst sein Werk vollenden wird. Er, nicht wir, wird die neue Welt des vollkommenen Friedens und der vollkommenen Gerechtigkeit schaffen. Indem wir also die Einzigartigkeit Jesu Christi verkünden, sagen wir allen selbstgemachten utopischen Konzepten der Selbsterlösung ab. Wir glauben nicht mehr an die menschliche Fähigkeit, ein Paradies zu schaffen. Wegen der menschlichen Selbstsucht und Arroganz wird sich die Situation der Welt verschlimmern (Matthäus 24). Aber weil wir dem einzigartigen Herrn Jesus Christus vertrauen, müssen wir das Evangelium der Rettung verkünden und Zeichen der Hoffnung setzen, indem wir für Gerechtigkeit und Frieden arbeiten, weil und bis Jesus wiederkommt.

Ich stimme mit Lesslie Newbigin überein, der schreibt: ,,Es gibt sicherlich eine gemeinsame Suche nach Heil; aber es ist gerade diese Suche, die die Welt in Stücke zerreißt, wenn sie nicht auf Gott ausgerichtet ist“ (Religious Pluralism, Seite 52).

Manche unterstellen, dass die Verkündigung Jesu Christi als des einzigen Retters der Welt die Konsequenz hat, das Christentum anderen mit Gewalt aufzuzwingen und die Religionsfreiheit abzuschaffen.

Wir sehen genau die Versuche der islamischen Fundamentalisten, in verschiedenen Teilen der Welt gesellschaftliche Strukturen nach dem islamischen Gesetz zu schaffen. Leider hat es ähnliche Versuche auch in der christlichen Geschichte gegeben.

Als das Christentum durch die Regierung des römischen Reiches in den ersten Jahrhunderten angenommen wurde, begann die etablierte Kirche bald, heidnische Kulte gewaltsam zu verfolgen. Die Kreuzfahrer töteten Tausende von Muslims im Namen des Christentums. In der europäischen Geschichte wurde die Zugehörigkeit zu einer christlichen Denomination den Leuten in einem Land durch ihren Herrscher aufgezwungen. Wer damit nicht übereinstimmte, wurde vertrieben.

Auch heute scheint es Christen zu geben, die so etwas wie eine christliche Theokratie in ihrem Land errichten möchten. Ich las, dass die christlichen Rekonstruktionisten in den USA die Demokratie abschaffen wollen und eine Republik auf der Basis der absoluten Gesetze der Bibel schaffen wollen (Christianity Today, 21. April 1989, Seite 38).

Wenn wir Jesus als den einzigartigen Herrn und Retter bekennen, dann müssen wir ganz klar machen, dass das im Gegensatz zu jedem Versuch steht, ein totalitäres System zu errichten oder Zwang gegen irgend jemanden zu gebrauchen, der Jesus nicht folgt. Ich stimme Ronald Sider zu: ,,Es ist absolut entscheidend, dass evangelikale Christen vor allen anderen darauf bestehen, dass Religionsfreiheit für jedermann gewahrt wird“ (Christianity Today, 21. April 1989, Seite 40).

Es gehört zu seiner Einzigartigkeit, dass Jesus für seine Feinde betete und für sie starb. In Jesus bewies Gott, wie sehr er seine Feinde liebt. Deshalb müssen diejenigen, die an die Einzigartigkeit Jesu Christi glauben und sie verkündigen, sehr deutlich machen, dass Fanatismus oder gar Gewalt im Namen des Christentums Verrat an Jesus Christus ist.

Verkündigung der Einzigartigkeit Jesu Christi muss verbunden sein mit Offenheit für  den Dialog und mit Liebe zu jedem Menschen, auch wenn er das Evangelium von Jesus ablehnt.

4. Der Versuch, Jesus zu integrieren

In der Evangelisation erfahren wir nicht nur Annahme oder Ablehnung des Evangeliums. Es gibt viele Versuche, Jesus in die Galerie der religiösen Führer, Propheten und Gottheiten zu integrieren. Jesus wird dann ein Teil eines größeren Systems. Er wird neben anderen verehrt. Das ist eine höfliche Form, das einzigartige und rettende Angebot Jesu Christi abzulehnen. Natürlich sehen solche Versuche der Integration in Indien anders aus als in Westeuropa.

In diesem Prozess wird der Name Jesus als ein Schwindeletikett benutzt. Man bestreitet ihm das Recht, der Herr zu sein, indem er auf höfliche Weise neben andere verehrenswerte Personen oder Einrichtungen gestellt wird. Solche synkretistische Integration immunisiert Menschen gegenüber dem wahren Evangelium von Jesus Christus als dem einzigartigen Retter. In Europa erscheint Jesus heute in der Galerie der Gottheiten neben dem angebeteten Gott des Geldes, dem Gott des Sexes, dem Sicherheitsgott und dem Gott der Gesundheit und des Erfolges.

Ich möchte wissen, wie weit wir schon die Integration Jesu in die Galerie der Gottheiten unserer jeweiligen Kulturen akzeptiert haben. Ich sehe die Gefahr, dass wir in Hinsicht auf diesen schleichenden Integrationsprozess blind und unempfindsam werden. Manchmal sind wir durch den Beifall betäubt, den wir immer dann bekommen, wenn wir einen Jesus verkündigen, der den Wünschen unserer jeweiligen Gesellschaften entspricht. Es gibt eine große Versuchung, Jesus als den Gott des Glückes und Erfolges, oder als den Propheten des modernen westlichen ,,Gesundheits- und Wohlstandskultes“ anzubieten. Dies sind nicht nur Gefahren von außerhalb der Kirche, sie beeinflussen auch Herzen und Hirne der Christen.

5. Wir wollen dem einzigartigen Herrn Jesus Christus gehören

Es ist nötig, das Evangelium von dem einzigartigen Jesus Christus gegen alle Formen der Verdunklung und der betrügerischen Umdeutung zu verteidigen. Ein verformtes Evangelium hat keine rettende Kraft mehr.

Trotzdem kommt die größte Versuchung nicht von außen, sondern von innen. Solange wir Jesus in seiner Einzigartigkeit anbeten, solange wir ihm, als dem höchsten und liebenden Herrn, unser Leben ausliefern, werden wir treue Botschafter des Evangeliums sein. Die Christologie darf nicht nur unsere Gedanken, sondern sie muss auch unser Leben gestalten. Sehr leicht beobachten Menschen die Widersprüche zwischen unseren starken theologischen Aussagen und unserem kompromisshaften christlichen Lebensstil.

Möge unser Leben und Sterben ein glaubwürdiges Zeugnis für die Einzigartigkeit Jesu Christi sein.

Als Mitarbeiter in Gottes Mission wollen wir uns dem Apostel Paulus anschließen, der sich selbst und seinen Evangelisationsdienst in das Licht des einzigartigen Herrn Jesus Christus stellt: ,,Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse. Weil wir nun wissen, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir Menschen zu gewinnen“ (2. Korinther 5, 10.11a).

Alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.