ZDF–„Life&Style“ aus Vilnius
Vor einigen Monaten schon zeigte das ZDF in der Reihe Life&Style eine Sendung aus Vilnius. In der Mediathek des Senders liegt der Film hier. Einstieg ist natürlich die Eröffnung der EU-Ratspräsidentschaft im Juli. Hier sieht man endlich einmal bewegte Bilder, denn deutsche Kanäle haben von diesem Ereignis ja so gut wie gar nicht berichtet.
Osteuropa-Korrespondent Armin Coerper interviewt die Präsidentin Litauens, Dalia Gybrauskaitė, in ihrem Amtssitz. „Die kriegt das hin“, meint der Leiter vom Studio Warschau im Hinblick auf die verantwortungsvolle Leitungsaufgabe in der EU. Das Staatsoberhaupt sei „autoritär und steht dazu“. Das ist wohl wahr, denn Grybauskaitė, die ehemalige Finanzministerin und EU-Kommissarin (auch fürs Budget), pflegt eine straffen, manchmal sogar etwas rabiaten Führungsstil. Erwähnt wird auch, dass sie mit den Ministerkandidaten der derzeitigen Regierung tatsächlich Sprachtests durchführen ließ (nicht ganz ohne Grund im Vorblick auf die Verantwortung im EU-Kontext). Ganz anders als der liberale Valdas Adamkus, eben ein richtiger Wessi, führt sie das Land mit harter Hand – und die autoritär geprägte Bevökerung dankt es ihr mit hohen Umfragewerten. Bei den Wahlen im kommenden Jahr kann sich kaum jemand gegen sie Chancen ausrechnen. Nur mit Aussprache des Names haperte es: Dalia wird nicht Dal-i-a ausgesprochen, sondern Dale.
Nächstes Thema: Frauen in Führungspositionen. Tatsächlich stellen in Litauen Frauen etwa 60% der Hochschulabsolventen und besetzen sage und schreibe 41% der Managementpositionen. Gezeigt wird die Aviva-Leiterin in Litauen – wie so viele jung und top-ausgebildet. Übrigens leitet Holgers ehemalige Kollegin Aušra (1994–96 Mitarbeiterin unserer Mission) seit ein paar Jahren das gesamte Privatkundengeschaft der SEB in Litauen – und das mit nun 37 Jahren. Zu Wort kommt , wie konnte es anders sein, auch Parlamentsmitglied Marija Aušrinė Pavilionienė, „die Alice Schwarzer Litauens“.
Schließlich kann man mit dem Redakteur noch Rote Armee-„reloaded“ erleben (das hat nicht so ganz meinen Geschmack getroffen). Nationalgericht Cepeliniai werden gezeigt und zum Schluß noch drei junge Star-Köche portraitiert, von denen einer etwas vollmundig meint , „alles“ habe sich in Litauen verändert.
Fazit: ein sehenswerter Beitrag.