Litauen – im Sicherheitsrat!
In den kommenden beiden Jahren wird Litauen zu den zehn Staaten gehören, die neben den ständigen fünf Mitgliedern im Sicherheitsrat der UNO sitzen. Litauen bekam bei der Wahl in der Vollversammlung am 17. Oktober 187 von 193 abgegebenen Stimmen. Gewählt wurden außerdem Chile, Saudi-Arabien, Tschad und Nigeria. Überraschungen gibt es bei diesen Abstimmungen in der Regel nicht, da sich die Regionen vorher schon über den Kandidaten einigen. Litauen vertritt Ost- und Zentraleuropa und ist der erste baltische Staat, der in dieses wohl wichtigste internationale Gremium gewählt worden ist. Die erste Bewerbung hatte man schon 1996 abgegeben.
2014 und 2015 wird Litauen damit in der Top-Liga der internationalen Politik mitspielen. Einem kleinen Staat wie Litauen gibt dies sicher Ansehen und Sichtbarkeit (beim Dauerkonflikt mit Russland kann dies nicht schaden!). Die Diplomaten des Landes sind gut vorbereitet, hat man doch schon in der OSZE den Vorsitz geführt. Und 2013 konnte und kann man viel Erfahrung bei der Leitung des Rats der EU sammeln. Außenminister Linas Linkevičius gilt zudem als sehr erfahrener Diplomat (er war schon Verteidigungsminister und Botschafter bei der Nato). Sein Ministerium führt er kompetent und skandalfrei.
Ende November wird in Vilnius das Gipfeltreffen der Östlichen Partnerschaft der EU stattfinden. Dabei wird es vor allem um das Verhältnis zur Ukraine gehen. Den Sitz im Sicherheitsrat vor Augen wird dies dem Gastgeber mehr Gewicht verleihen. Zeit für’s Durchatmen gibt es im Diplomatenkorps nicht, denn kaum ist der Vorsitz in der EU vorbei, wird das Land am 1. Januar sogar direkt den Vorsitz im Sicherheitsrat übernehmen!
In die deutschen TV-Nachrichten kommt Litauen mit dieser Wahl natürlich nicht. RTL-Aktuell berichtete dafür mehrfach über den Mord an der litauischen Austauschstudentin Gabrielė in Frankfurt. Das Verbrechen gilt inzwischen als aufgeklärt, da vor einigen Tagen ein Bulgare verhaftet wurde, der im Besitz des Telefons der jungen Frau aus Alytus war. Die offenen Grenzen machen Gastsemester möglich und einfach, aber sie lassen auch kaltblütige Mörder reisen…
Bild oben: Wandbild des Norvegers Per Krohg (1889-1965) im Sitzungssaal des Sicherheistrates in New York