Friede mit Gott und den Menschen

Friede mit Gott und den Menschen

Predigt am 14. Mai in der Erlöserkirche in Detmold zu Römer 5, 1 im Rahmen eines gemeinsamen live übertragenen Gottesdienstes aus drei reformierten Kirchen (Detmold, Vilnius, Warschau; s. hier):

Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.

„Zugang“, freier Zugang – seit dem Flüchtlingsstrom 2015 und den Corona-Jahren ist uns dieses Wort neu wichtig geworden. Die einen bekommen Zugang zu einem Land oder zu einem Geschäft oder einer Veranstaltung, andere nicht. „Du kommt hier nicht rein!“ kann für Betroffene sehr schmerzhaft sein. In Vers 2 unseres Textes ist „Zugang“ der große Segen, der wunderbare persönliche Gewinn des Evangeliums. Hier im Römerbrief ist es der Zugang „zu der Gnade“, an anderen Stellen zu Gott, dem Vater (Eph 2,18) oder zum Eintritt in das Heiligtum Gottes (Hbr 10,19).

Was ist nun aber das Besondere an diesem Zugang? Warum sollte Gott jemanden nicht hereinlassen? Will Er lieber für sich bleiben? Verhält Er sich etwa willkürlich? Keineswegs. Die Sünde der Menschen wird in der Bibel als Grund genannt. Sie wird mit Schmutz und Befleckung verglichen. So verunstaltet kann der Mensch nicht vor den vollkommen reinen Gott treten. Mit schmutzigen Arbeitsklamotten nach der staubigen Maloche auf einer Baustelle kann man nicht auf einer Feier erscheinen, und zu einer Krönung wie vor einer Woche in der Westminster Abbey wird man verdreckt garantiert nicht zugelassen.

Schmutz ist das eine biblische Bild, Krieg ein nicht weniger ernstes. Die unerlöste Menschheit befindet sich im Kriegszustand mit Gott. Früher, so Paulus in V. 6 bzw. 10, waren wir „gottlos“ und „Feinde“ Gottes; wir waren „geneigt zu allem Bösen“, wie es im Heidelberger Katechismus heißt (Fr. 8). Die sündige Menschheit ist vom Virus des Hasses infiziert. Der Heidelberger in drastischen Worten: „ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen“ (Fr. 5). Der gefallene Mensch ist außerdem gleichsam im Krieg mit sich selbst. „Solange wir aber Gott gegen uns wissen, müssen wir von schrecklicher Unruhe gepeinigt werden“, schreibt Johannes Calvin.

Manche Menschen meinen, sie könnten diesen Krieg gegen Gott gewinnen. Gott wird für tot erklärt wie durch Nietzsche und andere Gottesleugner nach ihm, oder der Mensch erhebt sich selbst zum „Homo deus“, zum göttlichen Menschen, wovon Yuval Noah Harari in seinem gleichnamigen Bestseller träumt. Und was tut Gott? Er hat sich nicht erhoben, sondern in seinem Sohn erniedrigt; Er ist nicht zu einem Vernichtungs- und Rachefeldzug aufgebrochen, sondern ganz im Gegenteil: Er ließ sich von Soldaten foltern und töten. Hass hat Er mit Liebe überwunden (V. 8).

Gott selbst hat einseitig für Frieden gesorgt. Aber dieser Friede mit dem Vater ist nur „durch unseren Herrn Jesus Christus“ zu erlangen (V. 1). Einzig der Glaube an Ihn und sein Werk am Kreuz macht gerecht und vollkommen sauber vor Gott, bewahrt vor dem „Gericht Gottes“ (V. 9) und errettet. Er ist die einzige Tür zum neuen Leben in Frieden.

Varšuva

Die Leinwand in Warschau zeigt Holger in der Kirche von Detmold, wo er in litauischer Sprache predigte

Ein Bekannter von uns, ein anglikanischer Pfarrer aus dem Osten Englands, erhielt eine der wenigen Einladungen zur Krönung von Charles III. Natürlich hat er – im schicken Frack – an der Feier teilgenommen; nur ein Dummkopf hätte so eine Einladung ausgeschlagen. Die Gute Nachricht über den Friedefürsten Jesus ist schon an alle verschickt. Das Friedensangebot steht. Man muss die Einladung nur annehmen. Selbst die Festkleider werden mitgeliefert. Eine Bezahlung ist sogar untersagt. Gibt es in der Welt eine bessere Nachricht??

Wer Jesus „im Glauben“ (V. 2) aufnimmt, hat Frieden mit Gott. Ein Herz voll von Hass – gegen Gott, sich selbst und andere – vergiftet alles, der Frieden mit Gott macht alle Beziehungen neu. Wer mit Gott versöhnt ist, ist berufen, nach Versöhnung unter den Menschen zu streben. „Lebt in Frieden miteinander“, ermahnt Paulus die Christen (2 Kor 13,11). Und Calvin schrieb: Unsere Freiheit ist uns dazu gegeben, „dass wir in unserem Herzen Frieden mit Gott haben und deshalb auch unter den Menschen friedsam leben!“ (Inst. III,19,11)

Weil Gott uns Frieden geschenkt hat, sollen wir Frieden stiften (Mt 5,9) und die Botschaft vom Frieden ausbreiten. Von Gott erneuerte Herzen der Menschen sind die Grundlage für erneuerte Gesellschaften und friedvolle internationale Beziehungen. Wo man Gott nicht die Ehre gibt, darf man nicht mit Frieden rechnen. Und je mehr Menschen die Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes mit Freude erfüllt (V. 2), desto weniger werden Neid, Hass und Eifersucht herrschen. Weltmission, die Weitergabe der Nachricht vom Frieden mit Gott, ist daher der beste Weg zum weltweiten Frieden. Amen.