„Entdecke…“
Während der Corona-Krise war auch in Litauen das studentische Leben weitgehend lahmgelegt. Lange wurden Vorlesungen und Seminare nur online angeboten, und vor einem Jahr begrenzten die meisten Unis ihren Zugang mit dem „GP“, dem „Pass der Möglichkeiten“ (Galimybių pasas, die litauische „3G“-Version). Die missionarische Arbeit unter Studierenden von LKSB litt natürlich ebenfalls unter diesen Einschränkungen.
Seit dem Frühjahr sind in Litauen alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. LKSB-Mitarbeiter, Vorstand und die Studenten waren sich einig, dass es höchste Zeit ist, die christliche Botschaft wieder direkt in die Hochschulen hineinzutragen. Präsenz mit dem Evangelium zeigen – tatsächlich ist dies an den Universitäten Litauens immer noch ohne größere Probleme möglich, ja man kann sogar sagen: die Türen für evangelistische Veranstaltungen sind weit offen.
Für eine evangelistische Hochschulwoche an der Vytautas-der-Große-Uni (VDU) in Kaunas wurde Michael Ots aus England eingeladen. Der erfahrene Hochschulevangelist ist Autor mehrerer apologetischer und evangelistischer Bücher. Gerade war eine überarbeitete Neuauflage seines Buchs „Making Sense of Life“ herausgekommen. Damit ergab sich gleich ein Thema für die Veranstaltung Ende September in Litauen. Und LKSB nahm die Herausgabe des Buchs in litauischer Sprache in Angriff. Unser Benjamin übersetzte, Holger übernahm die inhaltliche Redaktion, LKSB-Generalsekretärin Sigita koordinierte alle Arbeiten. Und in vier Monaten war es geschafft: einige Tage vor der Ankunft des Teams um Ots kam das gedruckte Buch heraus.
Ots greift in dem Buch zehn Themen auf. Für die Hochschultage wählten wir vier davon aus, alle unter dem Stichwort „Entdecke“ (lit. „Atrask“), und englisch: Find Identity, Find Peace, Find Hope, Find Connection. Da an den litauischen Universitäten derzeit sehr viele internationale „Erasmus“-Studenten zu Besuch sind, wurde zu den Veranstaltungen mehrsprachig eingeladen. Dem Weltraumthema der Werbung entsprechend lud LKSB-Mitarbeiter Nerijus in einem Astronautenkostüm in und außerhalb der Uni zu den Abenden ein.
Als Leiter des Vorstands bemühte sich Holger um die ‘Einbettung’ der Veranstaltung. LKSB hat seit etwa 2010 ihr evangelikales Profil neu geschärft, bemüht sich recht intensiv um Zusammenarbeit mit evangelischen Gemeinden in Litauen. Hat man einen klaren Standpunkt, sind auch ökumenische Kontakte leichter möglich und mitunter sehr freundschaftlich. Die Leiter der katholischen Studenten- und Akademiker-Bewegung „Ateitininkai“ bewerten LKSB positiv. Holger besuchte den Dekan der katholischen Fakultät der VDU; ein katholischer Dozent schrieb eine Empfehlung auf dem Umschlag von Ots Buch. Als es mit den Räumlichkeiten praktische Probleme gab, schaltete Holger kurzerhand Šarūnas Liekis ein, Dekan der Politikwissenschaften an der VDU, der umgehend half. Liekis ist Mitglied der reformierten Gemeinde in Vilnius.
Ots brachte sein Team mit nach Kaunas: Andy Mayo für das musikalische Programm und Slavko Hadžić aus Bosnien. Der ehemalige Mafia-Boss berichtete aus seinem Leben in der Unterwelt des Balkanlandes in den 90er Jahren. Slavko rief auch klar zu einer Bekehrung zu Jesus auf. In das vielfältige Programm waren LKSB-Mitarbeiter und studentische Mitglieder eingebunden. An mehreren Abenden moderierte Kristina, die selbst sagte: Vor einigen Jahren glaubte ich noch, dass alle religiösen Wege zu Gott führen.
Die „Entdecke“-Tage waren rundherum geglückt: das Mitarbeiterteam hat einen tollen Job gemacht; LKSB-Generalskretärin Sigita hat ihre Stärken in Organisation und Mitarbeiterführung gezeigt. Die Studierenden haben sich sehr gut eingebracht und wurden ermutigt, an der Uni evangelistisch zu wirken. Das internationale Team hatte zahlreiche gute Gespräche. Hilfreich dabei, dass nun – anders als noch vor Jahrzehnten – die allermeisten Studenten sich gut auf englisch unterhalten können. Auch die Beiträge der Ausländer an den Abenden selbst wurden nur noch simultan auf Kopfhörer übersetzt für all diejenigen, die dies wünschten. Die Zusammenarbeit mit der Univerwaltung war herzlich und verlief reibungslos; man war sogar sehr erfreut, dass sich an der Hochschule wieder etwas tut. Und vor allem: mehrere Dutzend neue Kontakte zu Studierenden ergaben sich; nicht wenige gaben an, ein Leben mit Jesus beginnen zu wollen. In Kaunas wird nun u.a. der Kurs „Life Explored“ von LKSB angeboten, um ein weiterführendes Angebot zu machen.
Wir freuen uns von Herzen, dass LKSB weiter seiner evangelistischen Berufung treu ist und Gott die wenigen Engagierten zu seinem Segen gebraucht. Wir erinnern uns auch gerne an eine erste gemeinsame Aktion mit LKSB vor genau 25 Jahren, im September 1997. Damals besuchte eine Gruppe aus der Schweiz von den dortigen VBG die frische gegründete Uni von Šiauliai. Unsere Zusammenarbeit mit LKSB begann in diesem Jahr. Nun blicken schon auf den nächsten Herbst – das Team um Michael Ots ist bereit, im kommenden Jahr nach Vilnius zu kommen. Die Universität der Hauptstadt wurde 1579 von Jesuiten gegründet und schwimmt schon ganz auf progressiver Welle. Zeit für ein neues christliches Zeugnis.