Gebetsanliegen März

Gebetsanliegen März

Dank

  • Mitte November hatten wir es geschafft! Endlich konnten wir ganz in die Dienstwohnung der reformierten Kirche in der Pylimo-Straße im Stadtzentrum von Vilnius ziehen. Die Renovierung und der Einbau der Küche zogen sich viel länger hin als geplant. Wir sind besonder Familie Šernas (unser Generalsuperintendent Tomas und sein Frau Rasa) dankbar, dass wir immerhin zweieinhalb Monaten in ihrer Wohnung Zwischenstation machen konnten. Drei Mal war Holger mit einem Transporter nach Šiauliai gefahren – mit Benjamin und Isabelle, die sich wacker schlugen, die Ladefläche voll machen, zurück nach Vilnius und dort mit Freunde aus der Gemeinde alles in den dritten Stock. Viel Schlepperei, Zig Besuche bei IKEA (für die Einrichtung waren wir verantwortlich) – und das alles ohne Zwischenfälle, Unfälle, Krankheiten. Gott sei Dank! Finanziell haben uns Freunde und Verwandte in Deutschland geholfen, dieses vergangene halbe Jahr mit all den zusätzlichen anfallenden Ausgaben zu stemmen (die Kirche hatte die Renovierung der Wohnung übernommen und war damit auch an ihrem Limit) – ein herzliches Danke an alle auch an diese Stelle!
  • Mitten im Zentrum der Hauptstadt haben wir soweit gut eingelebt. Im Haus wohnt auf dem Flur gegenüber ein nettes Rentnerpaar. Ein paar Schritte sind es ins Gemeindebüro und den Gemeindesaal, Eingang über die Stiege (Treppenhaus) nebenan. Auch sonst können wir die kurzen Strecken in der Altstadt genießen: alles ist nur fünf oder zehn Minuten zu Fuß. Vor dem Haus fahren zahlreiche Stadtbusse ab. Und ja: wir schauen durchs Küchenfenster direkt die korinthischen Säulen der reformierten Kirche (Bj. 1835).

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    Blick über den Balkon auf den „Reformierten Park“, der seit Herbst neugestaltet wird; unten die Pylimo-Straße

  • Seit einigen Monaten leitet Rima Montags und Dienstags eine Bibelstunde in den Gemeinderäumen (s.u. Foto). Ingesamt kommen etwas zehn Mitglieder, was bei einem Gottesdienstbesuch von ca. 35 sehr gut ist. Nach einleitenden Themen wird nun das 1. Buch Mose durchgearbeitet. Im März startete Holger mit dem Studium des Heidelberger Katechismus an jedem Donnerstag. Als Lektor und zukünftiger Katechet predigt er nun regelmäßig wie z.Z. durch das Vater unser (Mt 6, 5–13). Am 4. Advent und am Heiligabend sprang er kurzfristig für den erkrankten Generalsuperintendenten Tomas ein.Minolta DSC
  • In Šiauliai kümmert sich unsere Älteste, Isabelle, verantwortlich um Haushalt und Wohnung. Wir freuen uns, dass sie dies so gut hinbekommt und dabei selbständiger wird, an den Herausforderungen wächst. Mit ihrem etwas fauleren Bruder Beni hat sie es manchmal gar nicht so leicht. Ab und an besuchen sie uns in Vilnius, und einmal im Monat sind wir in Šiauliai.
  • LKSB, die Studentenmission, hat es weiterhin nicht leicht, aber wir können uns über mehrere Dinge freuen: die Mitarbeiter sind sehr motiviert; eine ganze Stelle hat nur Sigita, die Generalsekretärin; Goda ist im Hauptberuf Architektin, tut in ihrer Teilzeitstelle bei LKSB aber viel mehr als nötig; Ričardas ist für die internationalen Studenten veranwortlich, arbeitet z.Z. aber ganz ehrenamtlich. Der Spendeneingang aus Litauen ist seit dem letzten Sommer gestiegen, so das es vorerst für diese 1,5 Stellen reicht. Gut Beziehungen gibt es auch zu den ev. Kirchen: so vermietet der Pfingstbund weiter in seiner Zentrale ein Büro an LKSB – für eine eher symbolische Miete. Außerdem suchten wir in den letzten Monaten intensiv nach neuen Kandidaten für die Wahlen zum Vorstand im Mai (bisher sind wir nur zu dritt) – nach einigen Gesprächen haben wir nun zwei neue Kandidaten.
  • Nun im fünfzehnten Jahr, seit Herbst 2004, unterrichtet Holger am Evangelischen Bibelinstitut (EBI) diverse Kurse (inzwischen rund zehn, vor allem im Bereich Ethik und Dogmatik). Den Anfang machte die Ethik der Arbeit (mit allen daran hängenden Themen). In diesem Frühjahr präsentiert Holger das überarbeitete Material wieder rund einem Dutzend Studierenden im Studienzentrum in Vilnius. Inzwischen ist die Atmosphäre so weit aufgelockert, dass es auch zu einem offenen Austausch und einigen Diskussionen kommt. Denn ansonsten geht es allgemein in den Kirchen auch unter Erwachsenen recht verschult zu (einer redet, der Rest hört zu und schreibt mit).
  • Seit 1992 sind die Lippische Landeskirche und die beiden „traditionellen“ evangelischen Kirchen Litauen, die lutherische und die reformierte, freundschaftlich verbunden. 2017 wurde der Freundschaftsvertrag erneuert. In der Lippischen Kirche kümmert sich ein Ausschuss mit einigen aktiven Mitgliedern um die Belange Litauens. Ein  Motor der Freundschaft auf der lippischen Seite ist Pfr. Frank Erichsmeier, der einige Jahre in Litauen gewirkt hatte und immer noch gut litauisch spricht. Als Vertreter der reformierten Kirche reisten Ökonom Merunas und Konsistoriumsmitglied Holger zur Eröffnung der Landessynode in Lippe Ende Januar. Zuvor konnten beide am Gottesdienst in der Gemeinde Detmold-Ost teilnehmen, ein Grußwort sagen und von Litauen berichten (s.u. Foto, mit Pfr. Burkhard Krebber). Einer der Ältesten der Gemeinde ist Prinz Stephan zur Lippe, der Enkel des letzten Landesfürsten. Mit ihm und seiner Frau sprach Holger eine Weile und konnte Interesse für Litauen wecken. Beim Eröffnungsgottesdienst der Synode teilte Holger mit das Abendmahlsbrot aus. Die Freundschaft der Kirchen steht durchaus auch vor Herausforderungen; theologischen Spannungen dürfen nicht unter den Tisch gekehrt werden (s. hier). Aber zahlreiche persönliche Gespräche, die Holger führen konnte, tragen zum gegenseitigen Verständnis bei.  Lippe 2
  • Seit zehn Jahren leitet Julius Jonušas das Reformierte Literaturzentrum. Der Verlag veröffentlicht vor allem Klassiker der reformierten Tradition und auch der reformierten Baptisten wie C.H. Spurgeon. Mit unserer ist er direkt nicht verbunden. Bald wird das Niederländische Bekenntnis von 1562 in litauischer Sprache erscheinen; Holger hat daran mitgearbeitet und eine Einleitung geschrieben. Um in Zukunft eine noch bessere Buchauswahl zu treffen, die den Bedürfnissen im Land entspricht, hat Julius im März einen Beirat berufen. Die drei Mitglieder sind alle calvinistisch gesinnt, kommen aber auch unterschiedlichen Kirchen. Julius, Tomas, Audrius und Holger werden sich ein paar Mal im Jahr treffen, um Buchprojekte zu besprechen.IMG_20190312_120405

Fürbitte

  • Zwischen Februar und Mai veranstaltet die Studentengruppe in Kaunas eine Reihe von evangelistischen Abenden an der Vytautas-der-Große-Universität. Nach dem Thema Wahrheit geht es am 20. März um die Grundlagen des Christentums. Mit dabei auf dem Podium wird auch Holger sein. Wir bitten für zahlreiche Besucher und den Moderator Šarūnas. Als Dauerherausforderung begleitet uns die allgemeine Passivität der Studierenden.
  • Das Evangelische Bibelinstitut (EBI) ist in seiner Art zwar einzigartig in Litauen und besteht fast zwanzig Jahre, doch die Weiterführung der Arbeit ist keineswegs gesichert. Das Budget wurde auf die absolute Sparflamme reduziert;  das Studienzentrum in Siauliai wird zum Herbst geschlossen werden – zu viel Aufwand für ein paar Studenten. Expertise, Bekanntheit und zufriedene Studenten, kann nicht darüber hinweg täuschen, dass das EBI nicht viel stärker als die Kirchen und Gemeinden sein kann, die es trägt – und die müssten viel mehr Studierende schicken. So predigen hier und dort nicht wenige Männer – aber ganz ohne Ausbildung. Dies betrifft die reformierte Kirche sicher nicht; wir haben aber auch nur ein paar Studenten dort. Auf der anderen Seite ist die Stärkung der Gemeinden das Ziel der Einrichtung; hier wurde auch schon viel erreicht. Doch die geradezu systemische Schwächen der Evangelischen und Evangelikalen machen es schwer. Die mangelnde Zusammenarbeit der evangelischen Kirchen gehört dazu.
  • Die reformierte Kirche des Landes steht vor großen Herausforderungen. Zwar kann die Kirche nun auf 462 Jahre Geschichte zurückblicken, doch  ob darauf auch 500 werden, ist keineswegs sicher. Die Schrumpfung ist erbarmungslos, und so ist vielleicht kein Zufall, dass es keine genauen Mitgliedszahlen gibt – das Bild würde wohl gar zu sehr ernüchtern. Es beginnt mit dem Kirchengebäude in Vilnius, dessen Fassade und Dach nun zwar repariert wird (mit öffentlichen Geldern), doch selbst im März kommt man im Innenraum kaum über sechs Grad hinaus. Zwar gibt es eine Heizung im Boden, doch noch ist das Dach nicht kälteisoliert und noch ist die allgemeine Spendenbereitschaft eher gering. Geld fehlt an allen Ecken und Enden, und das, obwohl in der Hauptstadt die höchsten Löhne gezahlt werden. Musik und Liturgie, Jugend und Konfirmanden – an allen Fronten muss gearbeitet werden. Grundlegend ist sicher die Erneuerung des Gemeindelebens, denn als echte Glaubensgemeinschaft empfindet sich hier kaum jemand. Es geht um eine missionarische Neuausrichtung der Kirche, konkret darum, zuerst die nicht gerade wenigen einst Getauften (und Konfirmierten) für die Gemeinde zu gewinnen; außerdem ist das Ziel, einen Kern von aktiven Mitarbeitern und Ältesten zu bilden. In Vilnius stehen die Chancen dafür gar nicht so schlecht. Konkret arbeiten wir derzeit an einer Änderung der Satzung der Ortgemeinden mit. Hier müssen wichtige Grundlagen gelegt und das reformierte Erbe neu entdeckt werden, um Strukturen zu erhalten, in deren Rahmen alle in Zukunft gut arbeiten können. Ende März beginnen wir mit einer Vortragsreihe, genannt „Reformiertes Forum“. Vorerst einmal im Monat bieten wir Vorträge zu biblischen und aktuellen Themen an – auch das, was den Leuten unter den Nägeln brennt, Den Auftakt macht am 29. „Arbeit aus christlicher Sicht“.Minolta DSC
  • In diesem Frühjahr wird in Litauen viel gewählt. Gerade gingen die Kommunalwahlen über die Bühne; über 60 Bürgermeister in den Kreisen und Städten wurden direkt gewählt, daneben auch die Stadtparlamente. In den fünf Großstädten verteidigten alle Stadtoberhäupter ihr Amt. Im Mai wird neben den Abgeordneten zum Europaparlament ein neues Staatsoberhaupt Litauens gewählt. Die bisherige Amtsinhaberin Dalia Grybauskaitė kann nicht wieder antreten. Die Umfragen werden von zwei eher konservativen Bewerbern angeführt. Gitanas Nausėda war Chefvolkswirt der SEB, einer Bank aus Schweden, in Litauen und bezeichnet sich als konservativ. Ins Rennen geht aber auch Ingrida Šimonytė von der konservativen Partei „Heimatunion“. Beide werden wohl in der Stichwahl aufeinander treffen. Christen im Land fragen sich, was sie von der konservativen Grundeinstellung beider halten sollen. Bisher ist ein klares Bekenntnis zu christlichen Werten oder Positionen von ihnen nicht zu hören gewesen. Am 23. findet aber an der privaten christlichen Universität LCC in Klaipėda eine „christliche Röntgenaufnahme“ der geladenen Kandidaten statt – man darf gespannt sein. Nausėdas Wahlkampfbüro hat sich übrigens bei uns im Nachbarhaus eingemietet (s.u. Foto). Holger konnte dem Kandidaten dort schon persönlich die Grüsse der benachbarten Kirche ausrichten und ein kleines Literaturpakte überreichen.  Minolta DSC
  • Vor vier Jahren erwarben wir in Šiauliai einen Garten. Wir gingen ja davon aus, dass wir in der Stadt bleiben werden. Nun können wir ihn kaum noch nutzen und uns nicht mehr richtig um ihn kümmern und verkaufen ihn daher. Wir hoffen, dass wir noch im Frühjahr einen Käufer finden.Minolta DSC
  • Benjamin steht nun vor dem Abiturprüfungen. Isabelle wird im Sommer ihre Ausbildung zur Inneneinrichterin beenden. Beide wissen noch nicht so richtig, was sie danach machen sollen. Fest steht, dass wir unsere Wohnung in Šiauliai, in der beide noch wohnen, ab Herbst verkaufen werden. Wir beten, dass Gott sie recht führt. Beide nehmen nun auch am    Konfirmandenunterricht teil, meist am Laptop über Skype mit Pfarrer Raimondas aus Vilnius. Da beide mit Holger schon intensiv anderes Material durchgegangen waren (wie den Kurs „Christsein entdecken“ oder den New City Catechism; beide liegen auf Litauisch vor), hat dieser Unterricht anderen Charakter als üblich. Dennoch ist es gut, auch einmal vor einer Person außerhalb der Familie den Glauben erklärt zu bekommen. Traditionell finden Konfirmation in Litauen zu Pfingsten statt.