Schminke für die Stadt
Die Stadt Šiauliai feiert in diesem Jahr ihren 780. Geburtstag. 1236 findet der Ort erstmals Erwähnung in historischen Quellen. In dem Jahr schlugen Žemaitische Kämpfer das Heer des Schwertbrüderordens, das von Riga her im heutigen Litauen eingefallen war. Der Ort der Schlacht war laut Livländischer Chronik „in der Gegend von Saule“ – möglicherweise nördlich der heutigen Stadt. In der Stadt selbst gibt es kein einziges Bauwerk aus der mittelalterlichen Zeit. Das mit Abstand älteste Gebäude ist die Kathedrale im Stil der späten Renaissance. Erst im 18. Jahrhundert bekam die Stadt in etwa ihre heutige Gestalt (Straßennetz im Zentrum). Viel Schaden richteten dann die beiden Weltkriege an. Die allermeisten Häuser der Stadt stammen daher aus der sowjetischen Zeit.
Eine schmucke Altstadt hat Šiauliai deshalb nicht zu bieten. Aber auch aus so einer Lage lässt sich etwas machen. Kunst am Bau, „street art“, lautet eine Antwort. Schon in der Sowjetrepublik Litauen wurden auch in Šiauliai zahlreiche Wandbilder geschaffen, viele natürlich mit propagandistischem Inhalt. Fast alle sind inzwischen verschwunden. Wie schon in Kaunas und Vilnius so setzt sich nun auch im Norden Litauens ein Trend fort: Über ein Dutzend Kunstwerke an privaten und öffentlichen Gebäuden zieren nun die Stadt. In Šiauliai war die öffentliche Kunstgalerie federführend und initiierte das Projekt „Saulės pagrobimas“ – die Entführung der Sonne. Unter der Leitung von Virginijus Kinčinaitis fertigten Künstler aus Litauen, Estland, Lettland und Italien bis pünktlich zum Stadtgeburtstag im September ihre Werke an. Hier die wichtigsten: