Im Burgenland
Die Semgaller Ebene ist einer der Kornkammern des Baltikums und liegt im Zentrum der Region. Zwischen Dobele, Jelgava, Iecava und Bauska auf einer nördlichen Linie in Lettland und Žagarė, Joniškis, Pasvalys und Biržai im Süden in Litauen wird fruchtbarer Boden ackerbaulich intensiv genutzt. In der ansonsten sehr waldreichen Landschaft der baltischen Länder fallen die weiten Getreidefelder aus dem Rahmen. Und in der zweiten Augusthälfte wirbeln dort zahllose Mähdrescher gewaltige Staubwolken auf.
Die namensgebenden Semgaller waren einer der zahlreichen baltischen Stämme des frühen und hohen Mittelalters. Sie siedelten zwischen dem heutigen Šiauliai und Riga und gingen später in den Letten bzw. Litauern auf. Heute ist „Zemgale“ eine der großen historischen Regionen Lettlands (neben Kurzeme, Vidzeme, Latgale). In Litauen hat der litauische Teil von „Žiemgala“ nur im engeren ethnografischen Kontext eine Bedeutung und wird als Bezeichnung der Gegend viel weniger gebraucht.
Touristisch scheint die Gegend auf den ersten Blick wenig zu bieten; landschaftlich sind die Kurländischen Höhen im Westen und die Livländischen Erhebungen im Osten tatsächlich reizvoller. Dafür trifft man um so häufiger auf die Spuren der Geschichte. Der lettische Teil Semgallens bildete die Frontlinie des Deutschen Ordens zum feindlichen Großfürstentum Litauen hin. Zahlreiche Steinburgen sind daher über die Region verteilt – von Koknese im Osten an der Düna bis nach Dobele im Westen.
Eine der schönsten Burgen Lettlands steht in Bauska, unweit der Grenze zu Litauen. Am Zusammenfluss von Nemunėlis und Mūša, die beide aus Litauen kommen, hatten die Kreuzritter eine kaum einnehmbare Steinfestung errichtet. Später wurde sie im Stil der Renaissance umgebaut. Die Fürsten aus dem Haus von Ketteler, dem Herrschergeschlecht in Kurland, hielten sich viel in Bauska auf. In den Kriegen mit Schweden und Russen wurde die Burg zerstört. Vor ein paar Jahren wurde der Wiederaufbau des gesamten östlichen Flügels abgeschlossen.
Eine Viertelstunde mit dem Auto westlich von Bauska liegt Rundale, das Prachtstück unter den lettischen Schlössern (hier Fotos). Zehn Kilometer nordwestlich der Kreisstadt, direkt an der Lielupe, ist aber gleich noch ein Schloss sehenswert: Mežotne. Um 1800 erbaut lädt es heute in ein Museum und Hotel und eine weite Parkanlage ein. Von Šiauliai aus ist alles in einer guten Stunde erreichbar.