Nummer Zwei in Europa!
Ein warmer Abend im September. Tausende füllen den zentralen Platz im litauischen Šiauliai, um Antanas Sireika zu bejubeln. Der Basketball-Coach aus der Stadt hat die Nationalauswahl Litauens zum Europameistertitel geführt. In Schweden schlug die Mannschaft um Point Guard (Spielmacher) Šarūnas Jasikevičius Spanien mit einem klaren 93:84.
Das war vor zwölf Jahren. Am 20. September standen bei der diesjährigen EM wieder Litauen und Spanien im Finale. Doch im französischen Lille konnte Trainer Jonas Kazlauskas den Triumph von 2003 nicht wiederholen. Die litauischen Sportler mussten sich überraschend deutlich den Spaniern mit 63:80 geschlagen geben. Während der gesamten Spielzeit lagen die Südeuropäer vorne, eine echte Chance auf den Sieg hatten die Balten leider nicht.
Im Schnitt über 20 Punkte pro Spiel erstritt im Turnier der in jeder Hinsicht überragende Spanier Pau Gasol, der seit vergangenem Jahr für die „Chaicago Bulls“ spielt. Er stand schon 2003 auf dem Parkett, konnte in diesem Jahr also Revanche nehmen. Gasol ist jedoch schon 35, das Ende seiner Karriere zeichnet sich ab. Die hat ein anderer NBA-Spieler noch vor sich: Jonas Valančiūnas, exakt genauso groß wie Gasol (2,13), ist vielleicht das größte Talent unter den litauischen Basketballprofis. Vor drei Jahren, mit gerade 20, unterschrieb er einen Vertrag mit den „Toronto Raptors“. Zusammen mit Jonas Mačiulis (von „Real Madrid“) wurde er zu einem der fünf besten Spieler des gesamten Turniers gewählt.
Der litauischen Mannschaft trauten in diesem Jahr eigentlich nur wenige den Titelgewinn zu. Aber von Spiel zu Spiel steigerte sich die Auswahl, warf Serbien und Italien hinaus. Das doch recht gute Abschneiden ist sicher auch Trainer Kazlauskas zu verdanken, der zu den erfahrensten seines Fachs weltweit gehört. Er betreute schon Ende der 90er Jahre die litauische Nationalmannschaft, war dann lange im Ausland tätig. Einige Jahre war Kazlauskas Cheftrainer der chinesischen Auswahl. In den letzten drei Jahren als Nationaltrainer hat er die Mannschaft Litauens nun schon zu zwei EM-Silbermedaillen (auch 2013 stand Litauen im Finale) und einem vierten Platz bei der WM 2014 geführt.
Mit dem zweiten Platz bei der EM hat sich Litauen direkt für die Olympiade 2016 qualifiziert. Nun hofft das ganze Land, dass die Litauer in Rio an die großen Erfolge der jüngeren Vergangenheit anknüpfen werden: 1992, 1996 und 2000 gelang Litauen bei Olympia der Gewinn der Bronzemedaille, 2004 und 2008 kam die Mannschaft immerhin auf den 4. Platz.
In den 90er Jahren dominierte der 2,21-Riese Arvydas Sabonis das Spiel der litauischen Nationalmannschaft. Sabonis ist bis heute der litauische Sportler schlechthin und ungeheuer beliebt. Zu seinem 50. Geburtstag im vergangenen Jahr kam „Arvydas Sabonis.11“, eine Doku über „Sabas“, ins Kino. Nun ist Sabonis Präsident des litauischen Basketballverbandes und einer der Konstrukteure der jüngsten Erfolge der Nationalmannschaft. In die Fußstapfen des Vaters tritt sein Sohn Domantas, der mit gerade 19 auch schon an der EM teilnahm.
Die deutsche Auswahl kam übrigens trotz NBA-Superstar Dirk Nowitzki nur auf einen enttäuschenden 18. Platz.