EBI – Stimmen von Studenten und Absolventen

EBI – Stimmen von Studenten und Absolventen

In 1 Tim 3,1–7 und Tit 1,5–9 schildert Paulus ausführlich die Anforderungen an die Gemeindeleiter bzw. Ältesten. Es wird die Fähigkeit zum Lehren (1 Tim 3,2; s. auch Apg 20,27) gefordert. Älteste müssen ein klares und festes Verständnis der Glaubenslehre haben. Daneben stehen aber charakterliche Eigenschaften klar im Mittelpunkt (Tit 1,7–8). All das impliziert eine gewisse Erfahrung oder geistliche Reife (s. 1 Tim 3,6), weshalb ein Ältester auch nicht voreilig in ein Amt eingeführt werden soll (1 Tim 5,22).

Wie im Einzelnen dieses Rüstzeug zu erwerben ist, sagt das Neue Testament nicht. Es ist der Einsicht und der Weisheit einer jeden Generation überlassen, theologische Ausbildung zu ordnen und zu organisieren. Der reformierte Theologe John Frame hat schon vor Jahrzehnten interessante Ausführungen gemacht, die nun auch in deutscher Sprache zu lesen sind (s. hier oder hier). Ron Kubsch dazu: „Frames’ Anliegen, dass nämlich beim Studium der Theologie die Gemeinde, die Charakterbildung und die Liebe zu Gott im Fokus bleiben müssen, sind möglicherweise aktueller denn je.“

Manchen der Anliegen von Frame versucht sicher auch das EBI in Litauen zu entsprechen. Die Studierenden bleiben vor allem eng mit ihren Gemeinden verbunden. Das Modell des monatlichen Blockunterrichts an einem Wochenende hat zwar auch seine Schwächen, kann aber im Großen und Ganzen dennoch als bewährt gelten. Zu diesem Schluss gelangt man vor allem auch durch die Stimmen der Studenten bzw. der Absolventen selbst. Hier einige von ihnen:

 

Meine Erwartungen wurden übertroffen

Am meisten freut mich, dass das Studium am EBI meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen hat – Gott hat während der zwei Jahre Studien mehr gegeben als ich erwartete hatte.

Zu einem Wochenende mit Blockunterricht fuhr ich nach einem Konflikt auf der Arbeit, und zu meiner Überraschung berührten alle Lehrer in ihren Vorlesungen des Wochenendes Themen, die damit zu tun haben: Beziehungen, geistliche Reife, menschliche Sündhaftigkeit usw. Zum Blockunterricht im folgenden Monat fuhr ich, nachdem ich von den Überlegungen einer Freundin über die eigene Identität erfahren hatte, und zu dem Zeitpunkt untersuchten wir wieder die passenden Themen: das Umfeld des Menschen und ihren Einfluss, Sexualität, christliche Ethik, verschiedene Bewegungen in der Gesellschaft.

Ich erinnere mich, wie ich in einem Monat zum Unterricht nach Šiauliai reiste und an der Bedeutung des Bibelstudiums für das Leben zweifelte. In den Vorträgen zur Geschichte des Christentums an dem Wochenende wurde genau dies thematisiert: Es ging um die Persönlichkeiten, die die Reformation in der Kirche auslösten, um ihre besondere Beziehung zur Schrift, was dann nicht nur zur Veränderungen ihres Lebens, sondern das ganzer Gesellschaften und Länder führte.

Diese Erfahrungen sind nur ein Teil meiner Erlebnisse. Nach jedem monatlichen Blockunterricht kehrte ich von Gott überrascht heim – schließlich kennt Er mein Leben, meine Schwierigkeiten und Freuden, Er weiß auch um Kleinigkeiten und Lösungen. Er verbirgt Sein Gesicht nicht vor mir, steht vielmehr neben mir und will, dass ich über diese Tatsache nachdenke. Er ist da und zeigt mir auf Seine Weise, wie ich in jeder Situation richtig handeln kann. – Während der Zeit am EBI habe ich die Gegenwart Gottes in besonderer Weise erlebt.

Dovilė Jakaitytė, Freie christliche Kirche Vilnius, aktives Gemeindemitglied (sie absolvierte das EBI 2014)

 

Wertvoll für jeden gläubigen Christen

Vor allem hat das Studium am EBI mein Verständnis von Gott erweitert; es verhilft zu einer tieferen Kenntnis der Heiligen Schrift und stärkt meinen persönlichen Glauben. Natürlich hat dies Studium auch praktischen Nutzen. So begann ich besser zu verstehen, was das christliche Leben bedeutet – wie ich Gott und dem Nächsten dienen kann. Daher glaube ich wirklich, dass dieses Studium für jeden gläubigen Christen wertvoll ist, zumal das Angebot in Litauen selbst besteht und auch noch zu einem erschwinglichen Preis ermöglicht wird.

Vaidotas Ickys, Evangelisch-reformierte Kirche Vilnius, Lektor [Prediger] in reformierten Gemeinden und Student seit 2012

 

Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie

Das Studium am Evangelischen Bibelinstitut war auf vielerlei Weise sinnvoll und nützlich. All die Jahre [das Studium zog sich bei ihr über etwa zehn Jahre hin] haben nur die hellsten und besten Eindrücken, Erinnerungen und Erfahrungen hinterlassen.

Insbesondere möchte ich erwähnen, dass das EBI zur Zeit die einzige evangelische theologische Ausbildungsstätte in Litauen ist, an der Berufstätige studieren können, ohne ihre Verpflichtungen am Arbeitsplatz und in der Familie zu vernachlässigen. Für diese Gelegenheit bin ich den Gründern, Mitarbeitern und Förderern des Instituts sehr dankbar.

Ein flexibles Lernsystem machte es möglich, den Dienst durch fachliche Kenntnisse in Theologie, Psychologie, Kirchengeschichte usw. zu bereichern – ohne dabei  Predigtdienste und Familienleben beiseite zu schieben. Für mich war dies sehr wichtig. Denn nach 1990, als die Unabhängigkeit Litauens wiederhergestellt worden war, bin auch ich bald dem Ruf gefolgt, der örtlichen Kirche als Pastorin zu dienen, doch mir fehlte das Wissen und die pastorale Erfahrung. Für eine lange Zeit hatte ich keine Gelegenheit, eine theologische Ausbildung zu erwerben, die ich mit meiner Verantwortung in Gemeinde und als junge Mutter hätte vereinbaren können. Das EBI hat meinem Bedürfnis, gleichzeitig zu studieren und auch in den anderen Bereichen weiter zu dienen, perfekt entsprochen.

Die freundschaftliche, zwanglose und kreative Atmosphäre des Instituts habe ich sehr gemocht. Das internationale Kollegium der Dozenten des Instituts sowie die Studentenschaft aus so verschiedenen Kirchen habe ich sehr zu schätzen gelernt. Überall herrscht ein Geist geschwisterlicher Güte. Wir achten die litauischen Lehrer: Sie sind unsere lieben Landsleute, die in anderen Ländern theologische Abschlüsse erworben haben und nun um des Evangeliums willen in Litauen tätig sind. Die meisten von ihnen sind Hirten von Gemeinden und treue Arbeiter im Weinberg des Herrn. Doppelte Ehre haben die ausländischen Dozenten verdient – Missionare, die die Studenten in unserer Muttersprache unterrichten; die mit uns offen und ehrlich kommunizieren und damit nicht nur eine westliche, sondern auch eine hohe christliche Kultur der Kommunikation und des Lernens zeigen.

Während der Vorlesungen haben wir gerne Themen der Theologie und des Dienst diskutiert, die sich aus den konfessionellen Unterschieden ergaben. Dabei haben wir   nach gemeinsamen und unterschiedlichen Ansätzen gesucht. Diese Erfahrung war wirklich sehr wertvoll, denn sie führte auch zur selbstkritischen Beurteilung. Die interaktiven Teile der Vorträge, bei denen die Studenten ihr Wissen in Gruppen und bei der Durchführung von praktischen Aufgaben anzuwenden lernten, waren nicht weniger nützlich und interessant.

Eine weitere starke Seite des Instituts ist die praktische Theologie. Studenten werden ermutigt, das Gelernte auf ganz verschiedene Weise in ihren Kirchen anzuwenden und umzusetzen. Hauptziel des EBI ist es ja, all das, was wir gelernt haben, an die Gemeinden weiterzugeben, um die Qualität des Dienstes zu verbessern und neue Arbeitsfelder aufzubauen. Ich bin froh, dass nicht nur ich das Studium beenden konnte – andere aus der Gemeinde taten es mir nach. Ich bin gewiss, dass jeder Studierende im Hinblick auf seinen Dienst eine Veränderung und Horizonterweiterung erfährt.

Anželika Krikštaponienė, „Wort der Wahrheit“-Gemeinde Šiauliai, Pastorin (Absolventin dieses Jahres)

 

Christentum und Kultur

Meine Eindrücke von der Zeit, die ich im Studium am EBI verbracht habe, sind nur die besten. Ich danke Gott, dass ein Bruder in Christus mich auf das Institut hingewiesen,  mich ermutigt und aufgefordert hatte, diesen Schritt zu tun: Theologie studieren. Ich selbst zögerte am Anfang, weil ich kein Prediger oder Pastor und nur Leiter eines Hauskreises war; außerdem war nicht sicher, was meine Berufung sei. Heute betrachte ich den Entschluss zu studieren als eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem Glaubensleben. Ich kann sicher sagen, dass das die Studienjahre eine große Zeit der Gnade Gottes waren.

Ich erwarb nicht nur eine Menge theoretischen Wissens. Vor allem entdeckte ich auch Gaben, die ich zuvor nicht genutzt hatte (z. B. Schreiben, Lehren, Predigen). Außerdem eröffneten sich mehr Möglichkeiten, sowohl Kenntnisse als auch Fähigkeiten im Dienst in der Gemeinde anzuwenden. Dazu hatte die Überzeugung der Dozenten ermutigt, dass nämlich das erworbene Wissen mit dem praktischen Dienst in den Gemeinden zu verknüpfen ist.

Vor allem schätze ich, dass sich meine christliche Weltanschauung gewandelt hat – meine Sicht zu vielen Dinge wie das Verständnis der Bibelauslegung oder die Beziehung zum historischen Erbe des Christentums. Häufiger dachte ich während der Vorlesungen: „Warum habe ich dies eigentlich nicht schon vor 20 Jahren gehört, als ich mich bekehrt habe?!“

Einen großen Eindruck hinterließen die Vorlesungen, die das Verhältnis zwischen Christentum und Kultur sowohl aus einer historischen wie auch einer modernen Perspektive diskutierten. Das Studium trug nicht nur dazu bei, die Wahrheiten der christlichen Lehre besser zu verstehen; man bekam auch Hilfe, um sich in der heutigen postmodernen Kultur zurecht zu finden und um den Platz der Kirche in ihr zu verstehen: wie können die Wahrheiten des Evangeliums in der modernen Welt wirksam weitergegeben und übertragen werden?

Ich denke, dass eine gute theologische Ausbildung Christen hilft, um eine durch die Bibel und die historische Erfahrung des Christentums begründete Sicht auf eine Reihe von Bereichen zu bilden: Politik, Wirtschaft (Arbeit und Beruf), soziale Beziehungen, Kunst, Familie, Philosophie usw. Dies ist ein weiterer Nutzen des EBI: in einer Reihe von Vorlesungen werden die genannten Felder der Kultur analysiert.

Evangelischen Christen, die lernen möchten, empfehle ich ohne zu zögern das EBI. Sie müssen für das Studium den Arbeitsplatz, die Wohnort, Gemeinde und Familie nicht verlassen. Der Unterricht findet an einem Wochenende pro Monat statt. Das Studium richtet sich nicht nur an künftige Theologen-Akademiker, Pastoren und Prediger; das erworbene Wissen kann in verschiedenen Bereichen der Kirche oder auch in der Sozialarbeit oder im Bildungssektor angewendet werden.

Am Beginn des Weges unserer Kirche [gegr. 1988] bildete sich eine Art von ‘Tradition’ heraus, ein gewisses Verständnis der christlichen Spiritualität, wonach Theologie und theologische Studien mit Argwohn betrachtet wurden. Den Brüder und Schwestern, die auch heute noch voll Sorge und Misstrauen in Bezug auf die theologische Ausbildung sind, kann ich bezeugen und versichern, dass das Studium meinen Glauben nicht zerstörte und nicht verringert hat, im Gegenteil: mein innerer Drang, dem Herrn zu dienen, wurde nur gestärkt.

Tomas Dičius, „Wort des Glaubens“-Gemeinde Vilnius, Ältester (Absolvent dieses Jahres und ab Herbst Dozent am EBI)

 

(Quelle: “Ganytojas”, 13. Juni 2015)