Grünes Licht für den Euro
Der vierte Juni war ein wichtiger Tag für Litauen – in mehrerer Hinsicht. In Warschau sprach Barack Obama und garantiert in feierlichen Worten die Sicherheit Polens und der namentlich genannten baltischen Staaten. Ähnlich tat dies schon George Bush in Vilnius 2002. Angesichts der nun konkreten Bedrohung aus dem Osten wichtige Worte.
Aber es wurde nicht nur geredet. An dem Tag rollten im Hafen von Klaipėda Panzer, Geschütze und Transportfahrzeuge an Land. Dänische Truppen nehmen in diesen Tagen am bisher größten Nato-Landmanöver im Baltikum teil (“Saber Strike”) und brachten ihre Ausrüstung mit. Am Samstag folgten amerikanische Schützenpanzer, die nach Vilnius geflogen wurden. Noch nie standen nach dem Abzug der Roten Armee 1993 so viele Panzer – nun aber eines befreundeten Staates – auf litauischem Gebiet.
Und die sicher wichtigste Nachricht: Die EU-Kommission verkündete, dass Litauen am 1. Januar 2015 den Euro einführen kann. Alle Aufnahmebedingungen werden erfüllt. Damit wird Litauen nach Estland 2011 und Lettland 2015 als letzter baltischer Staat die neue Währung in den Umlauf bringen. Schon zehn Jahre ist der litauische Litas mit einem Kurs von ca. 3,45 Litas=1 Euro an die Gemeinschaftswährung gekoppelt.
Der zuständige EU-Kommissar Olli Rehn lobte Litauens gewaltige wirtschaftliche Fortschritte: Die Wirtschaftsleistung pro Kopf stieg von 35% des EU-Durchschnitts 1995 auf zu erwartende 78% im kommenden Jahr – mehr als eine Verdoppelung in einer Generation. In diesem Jahr wird ein Zuwachs von etwa 3% erwartet.
Das Budgetdefizit liegt mit 2,1% unter dem Maastrichtkriterium von 3 %; die gesamten Staatsschulden unterschreiten mit knapp 40% des Sozialprodukts ebenfalls deutlich die 60%-Latte. Auch die Inflation ist gering. 2007 war sie es, die die frühere Einführung der europäischen Währung verhindert hatte. Damals lag die Teuerung nur eine Stelle hinter dem Komma darüber.
Die offizielle Einladung in den Euro-Klub (dann als 19. Mitglied) wird auf dem kommenden EU-Gipfel Ende des Monats ausgesprochen werden. Wie schon in Lettland ist jedoch eine Mehrheit der Bevölkerung gegen die Einführung des Euros, vor allem Preissteigerungen werden befürchtet. Die Litauische (Zentral-)Bank hat jedoch den Vorteil, dass sie nun auf die Erfahrungen der anderen postkommunistischen Länder (wie die Slowakei und die baltischen Nachbarn) zurückgreifen und Fehler in dem Prozess vermeiden kann. Willkürliche Preisanhebungen sind streng untersagt.
Die jetzige sozialdemokratisch geführte Regierung Litauens kann nun die Früchte der Arbeit des Kabinetts unter Premier Kubilius ernten. Von 2008 bis 2012 manövrierte die konservativ-liberale Regierung das Land durch eine harte Krise. Auch dank der jungen Finanzministerin Ingrida Šimonytė (Jg. 1974) blieb das Land trotz Steigerung der Staatsschulden auf einem Kurs der finanziellen Stabilität. Sie sitzt nun im Vorstand der Litauischen Bank. Wie immer man zum Euro steht – mit Litauen tritt nach Estland und Lettland ein weiterer Staat, wenn auch ein kleiner, der Währungsunion bei und kann den Großen etwas Nachhilfe geben, wie man solide Finanzpolitik macht.
Bild o.: neue litauische 2 Euro-Münze