Auf nach Riga!

Auf nach Riga!

So heißt es gleich auf der ersten Seite einer Broschüre zum Kulturhaupstadtjahr, s. hier: kulturas_brosura_DE_Y13 Tatsächlich gibt es gerade in diesem Jahr in Lettland ein breites kulturelles Angebot. Reinschauen!

Hier ein offizielles Video von Riga2014:

Hier ein Beitrag des ZDFs. Nette optische Impressionen bekommt man hier. Hier schließlich der zehnminütige Film über Rigas Art Nouveau-Bauten, den man auch im Jugendstil-Museum in Riga sehen kann (dort auch auf Deutsch, die YouTube-Version auf Lettisch, von dem man dort einen guten Klangeindruck bekommt). Auch auf Arte gab es einen guten 50minütigen Beitrag (auf YouTube hier).

Leider wurde aus einem gemeinsamen Wochenende in Riga mit Holgers Bruder wegen der Beerdigung von Rimas Vater nichts. Nur am 19. Januar trafen Olaf, Holger und Isabelle sich für einen halben Tag in der lettischen Hauptstadt. Hier ein Bericht von Olaf Lahayne zu den Auftaktveranstaltungen in Riga, danach weitere Bilder (O. und H. Lahayne):

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Panorama der lettischen Haupstadt an der Düna/Daugava

“Vom 17. bis zum 19. Januar wurde in Riga das Kulturhauptstadtjahr 2014 mit einer Reihe von Veranstaltungen eingeläutet [zweite Kulturhauptstadt ist in diesem Jahr Umeå in Nordschweden]. Das Wetter war günstig – für örtliche Verhältnisse: Zwar herrschte Frost um die -15 °C, doch war es die meiste Zeit über sonnig – und vor allem trocken. Letzteres war für die ungewöhnlichste Aktion an jenem Wochenende wichtig: Über eine gut zwei Kilometer lange Menschenkette wurden Bücher aus der alten in die neue Nationalbibliothek von Riga transportiert. Letztere liegt am linken Ufer der Daugava (Düna), erinnert in Gegenlicht an einen gläsernen Berg und wurde „Gaimas Pils“ getauft – Schloss des Lichtes; passend dazu bezeichnete man die Menschenkette als „Pfad des Lichtes.“

Zwar ist der Neubau aufgrund von Bauzeit und -kosten (angeblich 163 Mio Euro) nicht ganz unumstritten, doch bei der Eröffnung war davon (jedenfalls für mich) nichts zu merken; es herrschte Volksfest-Stimmung. Gegen Mittag bildeten wohl einige Tausend Teilnehmer die Menschenkette; ein Vielfaches dürfte entlang der Strecke unterwegs gewesen sein, alle dick vermummt, und auch die Bücher hatte man sicherheitshalber gut in Plastik verpackt … Es dürfte eher ein symbolischer Anteil des Bücherbestandes gewesen sein, der in den folgenden Stunden von Hand zu Hand wanderte; jedenfalls waren deutlich mehr Menschen als Bücher unterwegs.

Passend dazu soll sich im Sommer in der Bibliothek eine Konferenz und eine Ausstellung dem Thema Buchdruck widmen; Anlass ist der 500. Jahrestag des Druckes des ersten Buches mit arabischen Lettern, der ersten Thora und des ersten Buches auf Polnisch. Auf das erste Buch auf Lettisch musste man freilich noch einige Jahre warten; die erste Bibel auf Lettisch erschien dann 1694; sie kann im Ernst-Glück-Bibelmuseum (Ernsta Glika Bībeles muzejs) in Alūksne besichtigt werden.

Auch die anderen Kunstformen kamen nicht zu kurz: Auf musikalischem Gebiet griff man auf den mutmaßlich berühmtesten Komponisten zurück, der jemals in Riga gewirkt hat: Von 1837 bis 1839 wirkte Richard Wagner als Kapellmeister in Riga; hier entstanden Teile seiner Oper „Rienzi“. Eine Neuinszenierung dieser Oper hatte am 19. Januar in der Nationaloper Riga Premiere.

Wagner war bekanntlich einer der Jubilare des Vorjahres; 2014 jährt sich dagegen ein anderes Ereignis zum 100. mal: der Ausbruch des ersten Weltkrieges. Dazu wurde eine Ausstellung im alten Arsenal von Riga eröffnet, in deren Zentrum die lettischen Schützen stehen. Ein monumentales Denkmal für diese seinerzeit berühmt-berüchtigten Einheiten steht ja seit der Sowjetzeit in Riga vor dem Okkupationsmuseum. Ansonsten wird in der Ausstellung aber auch reflektiert, welche Auswirkungen der Krieg auf das Leben und Schaffen zahlreicher lettischer und internationaler Künstler hatte.

Während dieses Thema in diesem Jahr ganz Europa beschäftigen wird, ist eine weitere Ausstellung im Naturkunde-Museum von Riga einer baltischen ‚Spezialität’ gewidmet: dem Bernstein. Da dort aber nur wenige Erläuterungen auch auf Englisch übersetzt wurden, werden sich die meisten Touristen damit begnügen müssen, die Exponate – Bernstein im Rohzustand und in künstlerisch verarbeiteter Form – nur anzuschauen.

Eine Reihe von weiteren Aktionen begleitete das Eröffnungs-Wochenende; fast schon obligatorisch, aber auf jeden Fall spektakulär war das nächtliche Feuerwerk am 18. am Ufer der Daugava.

Im Laufe des Jahres stehen noch zahlreiche weitere Aktionen, Ausstellungen und Festivals an, etwa die Welt-Chor-Olympiade im Sommer. Es ist anzunehmen, dass dann auch mildere Temperaturen herrschen werden; auf jeden Fall dürfte sich eine Reise nach Riga und in die Umgebung lohnen.”

Reisetipp: Ryan Air fliegt von Bremen, Frankfurt-Hahn und Düsseldorf-Weeze nach Riga; mit Air Baltic erreicht man den lettischen Flughafen (auch für uns in Šiauliai/Litauen der am nächsten gelegene) von Hamburg und Frankfurt aus.

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Neue Nationalbibliothek Lettlands bei Tag…

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Am Abend…

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… und nachts.

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Die Bücherkette von alter zur neuer Nationalbibliothek

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Bücherkette im Zentrum der Altstadt, im Hintergrund Petrikirche und Schwarzhäupterhaus

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Das vor einigen Jahren wiederaufgebaute Schwarzhäupterhaus (Kaufmannsgilde der Schwarzhäupter, benannt nach dem Hl. Mauritius, u.r., H. Lahayne)

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Endstation der Bücherkette an der neuen Nationalbibliothek am linken Ufer der Düna

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Art Nouveau–Giebel (H. Lahayne)

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Treppenhaus im Jugendstilmuseum (H. Lahayne)

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Petrikirche, von ihrem Turm bietet sich ein prächtiger Blick über die Altstadt (s. Foto ganz oben; H. Lahayne)

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Der Rigaer Dom (H. Lahayne)

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Isabelle und Holger am Freiheitsdenkmal

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“Light Spectacular”