Synode 2019
Am 2. und 23. Juni trat in Biržai die jährliche Synode – das Kirchenparlament – zusammen. Etwa 35 stimmberechtigte Delegierte, Kuratoren und Pfarrer bilden die höchste irdische Instanz in der evangelisch-reformierten Kirche Litauen.
In diesem Jahr standen vor allem einige Wahlen an. Erst im zweiten Wahlgang wurde Raimondas Stankevičius (Jg. 68) zum neuen Generalsuperintendenten gewählt. Am 21. September wird er offiziell zum Senioratspfarrer ordiniert und in sein Amt, das er bis dahin aber auch schon ausübt, eingeführt werden. Dieser Feier wird in der Kirche von Švobiškis in Nordlitauen stattfinden (auch in Erinnerung an die erste Nachkriegssynode dort im Jahr 1919). Der Titel Generalsuperintendent ist übrigens ein Relikt der reformierten Kirchengeschichte. Bis ins 19. Jahrhundert hatte die Kirche fünf Distrikte und erstreckte sich auch auf weite Teil des heutigen Weißrusslands. Jeder Distrikt (Kirchenkreis) hatte seinen Superintendenten. Der Generalsuperintendent war der geistliche Leiter der Gesamten (lat.) Unitas Lituaniae oder (poln.) Jedotna Litewska – der litauischen reformierten Kirche (wörtl.: der litauischen Einheit; neben dieser gab es im Gesamtstaat Polen-Litauen auch noch polnische „Einheiten“). Heute besteht die evangelisch-reformierte Kirche nur noch aus einem Distrikt und einem Superintendenten.
Tomas Šernas (Jg. 62) diente über drei Kadenzen hinweg als Generalsuperintendent. Nun tauscht er gleichsam die Rolle mit Pfr. Stankevičius und wird (wieder) Ortspfarrer in Vilnius.
Das Konsitorium, die Kirchenleitung mit vier ordinierten Geistlichen und vier Laienältesten, wurde ebenfalls neu gewählt. Als Präsident des Konsistoriums wurde Kurator Nerijus Kriščikas aus Vilnius im Amt bestätigt. Nerijus arbeitet hauptberuflich bei der Danske Bank. Er ist ein eifriger Besucher der Gemeindebibelstunde und des Katechismusunterrichts. Neu in die Kirchenleitung wurde Žydrūnas Pavinkšnis aus Kaunas gewählt.
Vaidotas Ickys, Absolvent der Vilniuser Uni im Fach Psychologie, studierte eine Weile am EBI und setzte dann ab Anfang 2017 seine Studien am Puritan Reformed Theological Seminary in Grand Rapids fort. Kurz vor der Synode kam er mit seiner Frau Vita und der in den USA geborenen Tochter und einem akademischen Abschluss zurück. Bis zur seiner Ordination, voraussichtlich im kommenden Jahr, wird er Pfr. Mikalauskas in Biržai zur Seite stehen und dann auch dort hauptamtlich arbeiten.
Holger schied aus dem Konsistorium aus, denn er ist nun nicht mehr Laienältester. Mit einer Enthaltung und einer Gegenstimme wurde er in geheimer Wahl zum Katecheten gewählt und im Gottesdienst am 23. in das Amt eingeführt und ordiniert. Für angehende Hauptpfarrer (lit. kunigas) ist das Amt des Katecheten gleichsam Durchgangsstation, also vergleichbar mit einem deutschen Vikar (oder dem vicar im Unterschied zum rector in einer anglikanischen Gemeinde). Seit ein paar Jahren kann das Amt des Katecheten in der litauischen Kirche aber durchaus auch dauerhaft ausgeübt werden, also als eine Art Zweit- oder Assistenzpastor. Alle Ordinierten tragen in Litauen den schwarzen Talar mit Beffchen, Unterschiede sind nur durch einen kleinen farbigen Saum am Ärmel zu erkennen (rot beim Generalsuperintendenten, silber bei Katecheten).
Vaidotas Ickys studierte 2,5 Jahre am Puritan Reformed Theological Seminary in Grand Raipds (USA)
Gottesdienst am 30. Juni in Vilnius – drei MIB (Men in black)