„Eine Lanze für Calvin brechen“
Seit November 2014 unterhalten sich Jakob „Jay“ Friedrichs (im Bild o. links) und Gottfried „Gofi“ Müller im zweiwöchigen Podcast „Hossa Talk“ über Gott und die Welt. Meist haben die beiden Hessen einen Gast mit am Mikrofon sitzen oder per Skype zugeschaltet. „Hossa Talk“ richtet sich vor allem an junge und wie das Duo Friedrichs-Müller junggebliebene evangelikale Christen. Friedrichs wurde bekannt mit dem Musikduo „Nimmzwei“, später „Superzwei“; Müller war Evangelist bei „Friends“ und hat einige Bücher verfasst wie zuletzt den Roman TimTom Guerilla.
„Hossa“ ist theologisch der postevangelikalen und emergenten Strömung zuzuordnen. So waren bisher aus diesem Spektrum z.B. Christina Brudereck, Torsten Hebel oder Peter Aschoff zu Gast; auch die ‘alte Hasen’ wie Jürgen Mette oder Pfr. Eckhard Krause betonen ihre Offenheit für neue Glaubensformen; Autoren wie jüngst Martin Dreyer und Steve Volke (ganz zu schweigen von Siegfried Zimmer) lassen sich auch kaum in eine konservative Schublade stecken. Evangelikale und Pietisten alten Schlages werden dabei wohl schon durch den immer lockeren Ton, mit dem „das herrliche Ding namens Christsein“ erörtert wird, eher abgeschreckt.
Kaum etwas einzuwenden ist gegen die Absicht der Hossa-Talker: Man „möchte Räume aufmachen, um miteinander ins Gespräch zu kommen; wo man ohne Scheuklappen oder ohne schlechtes Gewissen, ohne Angst über Dinge nachdenken kann und laut denken kann und miteinander reden kann“. Die Kommentarfunktion zu den Sendungen auf der Hossa-Seite wird tatsächlich gerne von Hörern genutzt.
So auch von Holger. Eher kritische Bemerkungen dort und auch auf diesem Blog zu einzelnen Inhalten haben zu einer Einladung zu Hossa-Aufnahmen geführt. Ende Oktober bei Frankfurt war es dann so weit und die drei unterhielten sich ohne Scheuklappen über Reformator Johannes Calvin, der in den postevangelikalen Kreisen ja wahrlich nicht das beste Image hat. Der Beitrag ist ab heute hier zu hören.
Mehr zu Calvin auf diesem Blog gibt es in einigen Artikeln wie über die Hinrichtung von Servetus in „Johannes der grausame“; das schon früh verzerrte Portrait des Reformator ist in „Der Meistgehasste“ Thema. Über den genialen Beginn der Institutio, Calvins Hauptwerk, geht es in „Gottes- und Selbsterkenntnis“. Calvins Hymne auf den Reichtum des Evangeliums: „Die Schätze des Evangeliums“; ein Beispiel seiner christozentrischen Theologie: „Allein in Christus“. Über die Erwählungs- bzw. Prädestinationslehre: „Die Lehre von der freien und freisten Gnade“, kurz auch hier: „Das mächtige Bollwerk Glaubender“. Die calvinistische Erlösungslehre und ein neues Buch von John Piper sind Thema von „Will Gott, dass alle gerettet werden?“.
Das Gespräch zeigt ja, dass die theologischen Unterschiede zwischen den Gastgebern und dem Calvin-Fan nicht aus der Welt geräumt worden sind. Und tatsächlich tut sich heute ein Graben zwischen Bekenntnisevangelikalen und Postevangelikalen auf, der breiter zu werden droht (s. hier H. Strebels gute Übersicht). Trotzdem ist es wichtig, dass man miteinander im Dialog bleibt und die Positionen und das Denken der jeweils anderen Seite kennenlernt.
Im Bild o. zu sehen Bruce Gordons gute Calvin-Biographie.