„Glauben Christen und Muslime an denselben Gott?“
„Wer‘s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er es klar sagen kann.“ Dies schrieb der Philosoph Karl R. Popper (1902–1994) nicht nur seinen Berufsgenossen ins Stammbuch. Natürlich gilt dies auch für Journalisten, die sich an diesen Grundsatz aber meist schon intuitiv halten; und wenn sie es zu lange doch nicht tun, sorgen die Kräfte des Marktes dafür, dass Unklarheit in den Medien nicht überhandnimmt. Eine Zeitung, die kaum einer versteht, bleibt am Kiosk liegen.
Der Klarheit sollten eigentlich auch die Theologen und ordinierten Pastoren verpflichtet sein. Schließlich geht es ihnen um die Verbreitung und Erläuterung der wichtigsten Nachricht aller Zeiten. Die Notwendigkeit der verständlichen Präsentation des Evangeliums bedarf keiner Erläuterung. In der Ausbildung der christlichen Fachleute, die meist deutlich länger als die der Medienexperten dauert, mangelt es nicht an Schulung in Sachen Sprache, Verstand und Redekunst. Sollte man meinen. Doch nur zu oft lassen die Ergebnisse zu wünschen übrig.
Vor einer guten Woche, am 14. September, trafen sich mehr als 300 ordinierte Geistliche des Sprengels Lüneburg der Hannoverschen evangelisch-lutherischen Kirche in meiner Heimatstadt Celle zu ihrer jährlichen Vollversammlung, dem Generalkonvent. Im Rahmen der Tagung zum Thema „Theologie, Kirche und Glaube im multireligiösen Kontext“ sprach Landessuperintendent Dieter Rathing in einer Arbeitsgruppe zu der Frage „Glauben Christen und Muslime an denselben Gott?“ Angesichts von Flüchtlingswelle, Angst vor muslimischer Überfremdung, aber auch von missionarischen Chancen eine wahrlich aktuelle und wichtige Frage.
Laut Pressemeldung der Kirche von Harmut Merten gab der Regionalbischof „dazu eine doppelte Antwort: Denke man von den verschiedenen religiösen Vorstellungen der Menschen her, dann müsse man die Frage verneinen. ‘Denken wir dagegen von Gott her, dann könnte man sie bejahen als Lobpreis auf die Größe Gottes, der sich als unerschöpfliches Geheimnis offenbart hat’.“
Gedankenakrobatik dieser Art kann man nur mit C.S. Lewis entgegnen: „Jeder Narr kann gelehrte Sprache schreiben. Der wirklich Test ist die Umgangssprache.“ Mir will sich der Sinn dieser Sätze, die übrigens fast wortgleich aus Reinhold Bernhardts Artikel zur gleichen Frage im „Deutschen Pfarrerblatt“ (5/2011) übernommen wurden, nicht erschließen. Heißt dies, dass die menschliche Perspektive falsch und die göttliche, wie ja wohl zu vermuten ist, richtig sei? Gewiss ist Gott ein „unerschöpfliches Geheimnis“, aber das Stichwort Offenbarung, also Mitteilung Gottes von sich und über sich, fällt ja auch. Denken wir von Gott her und orientieren uns an seiner Offenbarung, denn anders kann man nicht von Gott denken, kommen wir dann wirklich darauf, dass durchaus sehr verschiedene religiöse Vorstellungen von Gott ein „Lobpreis auf die Größe Gottes“ sind? Wie das? Ist das nicht bloßes Wunschdenken? Ist das irgendwie biblisch zu begründen? Woher wissen wir, ob dieser Gott das auch so sieht? Wird hier nicht mit wohlbekannten und immer noch fromm klingenden Begriffen herumjongliert, um eine Art religiösen Universalismus unterzuschieben?
Im Beitrag Bernhardts findet sich die Behauptung, dass auch „zwischen den Religionen“ gilt: „Anders an Gott glauben, heißt nicht, an einen anderen Gott glauben.“ Auch diesen Satz nutzte der Landessuperintendent. Man könne „nicht von diesen Differenzen im Glaubensdenken der Religionen auf die Differenz des göttlichen Grundes schließen“ –wiederum wie bei Bernhardt.
Das klingt eingängig und schlüssig, sagt aber tatsächlich kaum etwas aus. Logisch stimmt es natürlich: Wer anders glaubt, hat nicht unbedingt einen anderen Gott. Aber aus einem andersartigen Glauben kann man an sich gar nichts Positives über einen Gott ableiten und bekräftigen. Uns interessiert hier der „andere Gott“. Gibt es ihn oder nicht? Ist diese Frage geklärt und gibt es auch einen anderen Gott, ist der andersartige Glaube dann notwendige Folge. Es ist also zu fragen: Kann anders an Gott glauben nicht auch manchmal heißen, dass man an einen anderen Gott oder falsche Götter glaubt? Warum sollte das ausgeschlossen sein?
Im Vortrag habe Rathing laut Meldung betont, „dass Gott größer ist als alle Vorstellungen von ihm“. Außerdem sei „zwischen der Wirklichkeit Gottes und dem Bekenntnis zu ihm“ zu unterscheiden. Und wieder kann man dem nur zustimmen. Schon immer haben Christen dies vertreten. Doch zu der interessanten Ausgangsfrage ist damit noch nichts Konkretes gesagt.
Es gäbe „gute Gründe für die ‘Annahme’, dass Juden, Christen und Muslime an denselben Gott glauben. So stimmten die drei monotheistischen Religionen darin überein, dass es nur einen Gott gibt. Der eine Gott sei in der ganzen Schöpfung am Werk. ‘Ich kann nicht denken, dass Gott seine gnädige Zuwendung zum Menschen von einem bestimmten Gottesglauben abhängig macht’, gestand Rathing.“
Der zitierte Satz des Regionalbischofs ist auch wahr, doch ganz anders, als Rathing dies wohl selbst meint. Gott zeigt sich tatsächlich nicht dem gegenüber gnädig, der den richtigen Glauben hat, nach dem Schema: Wenn du richtig glaubst, dann bin ich dir gnädig. Es ist umgekehrt: Die Initiative geht von Gott aus. Er wendet sich Menschen gnädig zu, wirkt das Heil durch seinen Geist in ihnen, und dies drückt sich dann im Gottesglauben aus. Gott schenkt aus Gnaden den Glauben selbst, ist also wirklich nicht abhängig von der Art und Weise wie Menschen glauben.
Nun ist es traditionelle reformierte und lutherische Überzeugung, dass sich Gott in dieser heilsschaffenden Weise nicht allen Menschen zuwendet. Rathing würde das sicher anders sehen; „der Heilswille Gottes sei universal“ wird er wiedergegeben, was wahrscheinlich im Sinne der Verwerfung einer ewigen Verdammnis gemeint ist.
Rathing bzw. Bernhardt, Professor an der Universität Basel, fragen: „Ist nicht das, was die Menschen in jenem anderen Glauben erfahren, dem nahe, was ich in meinem Glauben erfahre?“ Das Muster setzt sich fort: Auch dies ist in dieser allgemeinen Weise wahr. Evangelikale Christen dürfen sich hier nichts vormachen: Glaubenserfahrungen, subjektiv authentische religiöse Erlebnisse, gibt es auch in anderen Religionen. Die einen bekehren sich mit ganzem Herzen zum Islam, die anderen finden in buddhistischen Praktiken Trost, wieder andere erfahren bei den Zeugen Jehovas Halt und Geborgenheit. ‘Gott’ wird überall gefunden. Ein Stück weit sind daher diese Erfahrungswelten einander nahe, überlappen sich.
Gerade als Christen wissen wir aber, dass das Potential des Menschen zur Täuschung und Selbsttäuschung äußerst groß ist. Das bedeutet u.a., dass Erfahrungen ‘echt’ sein können (sie werden subjektiv als wahr erlebt), aber dennoch falsch sind, weil sie keinerlei objektive Grundlage haben. Ein krasses Beispiel ist der intensive Glaube von Sektenmitgliedern an ihren Guru oder Sektengründer, der sich für eine Erlöserfigur und einen Auserwählten Gottes hält, dem es aber nur um Macht und Geld geht. Es ist kaum zu leugnen, dass manche Glaubenserfahrungen falsch sind. So wäre auch die Glaubenserfahrung der Jünger vom Auferstandenen nichtig, wenn die Auferstehung nicht tatsächlich stattgefunden hätte.
Menschen erfahren in Religionen Trost. Dies ist eine Tatsache. Eine andere Frage ist, ob dieser Trost echt ist; ob er eine tragfähige Grundlage hat. Der Heidelberger Katechismus beginnt mit der Frage „Was ist deiner einziger Trost im Leben und im Sterben?“ Und dann kommt pures Christentum, reines Evangelium – Christus allein: der einzige Trost ist die Tatsache, dass ich Eigentum meines Erlösers Jesus Christus bin. Daraus folgt direkt: Wer nicht von sich sagen kann, dass er oder sie zu Christus gehört, von ihm errettet ist, der hat diesen Trost nicht; und damit ist eben auch sein oder ihr erfahrener Trost, der auf etwas anderem ruht, letztlich null und nichtig, eine Illusion.
Rathing würde das wohl nicht mehr glauben (der Heidelberger ist natürlich eine reformierte Bekenntnisschrift, aber in der Sache gibt es hier ja keinerlei Differenz zum historischen Luthertum). Man fragt sich dann aber, worin die geistliche Kontinuität der Kirche besteht, die auf fast 490 Jahre Geschichte blicken kann (1527 ging das Fürstentum Lüneburg zur Reformation über). Die gute Nachricht, die gerade die evangelischen Konfessionen in der christlichen Kirche hochzuhalten haben, ist doch: Jesus rettet, und bis heute besonders: Jesus allein rettet wirklich.
Mir scheint, dass bei Rathing/Bernhardt ein spätes Echo Schleiermachers zu hören ist. Oder anders formuliert: Die Saat des Stammvaters der modernen bzw. liberalen Theologie treibt hier weiter ihre Blüten. Traditionell gründete die Glaubenslehre auf der objektiven Offenbarung Gottes; Schleiermacher machte das „Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit“ zum Ausgangspunkt und zur Grundlage. Der Weg zur Verwerfung des Heilsexklusivismus (Rettung allein im Christentum) war damit vorgezeichnet. Denn auf dem Fundament dieses Gefühls lässt sich natürlich auch in anderen Religionen ein echter Glaube bauen.
Ja und Nein
Glauben Christen und Muslime nun an denselben Gott oder nicht? Wie sollte man hierauf antworten? Im Hinblick auf Gott selbst muss jede christliche Antwort aus zwei Teilen bestehen. Es ist also tatsächlich eine „doppelte Antwort“ zu geben – nur fällt sie präziser aus als bei Rathing.
Islamexpertin Christine Schirrmacher über die Gemeinsamkeiten des muslimischen und christlichen Gottesbildes: „Sowohl Christen als auch Muslime glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der auch Schöpfer jedes einzelnen Menschen ist. Gott hat seinen Willen in seinem heiligen Wort niedergelegt. Er wird am Ende der Zeiten im Jüngsten Gericht alle Menschen zur Verantwortung ziehen.“ („Islam und christlicher Glaube im Vergleich“, in: „Bibel und Gemeinde“, 1/97)
Ja, in dieser Hinsicht glauben Christen und Muslime an denselben Gott. Aber das Nein gehört genauso dazu: Der muslimische Gott ist, anders als in der Bibel, von der Schöpfung vollkommen getrennt. Gott lässt sich im Islam nicht wie der Gott der Juden und Christen zu den Menschen herab, schließt keine Bünde mit ihnen, machte ihnen also keinerlei Zusagen und Versprechen, verpflichtet sich ihnen gegenüber in keiner Weise. Außerdem werden Allah im Koran zwar personale Handlungen zugeschrieben, die muslimische Theologie bekräftigt aber nirgendwo, dass er ein personales Wesen oder gar Person bzw. Personen ist – für Christen ein zentraler Gedanke. Entsprechend ist auch der Mensch als personales Wesen im Islam nicht Gottes Ebenbild.
„Sowohl der Koran als auch die Bibel sprechen von Jesus, den Gott zu Israel gesandt hat. Koran und Bibel nennen ihn ‘Christus’. Er wurde von einer Jungfrau Maria geboren, rief die Israeliten zum Glauben auf, ist in den Himmel aufgefahren und wird am Ende der Tage noch einmal auf die Erde zurückkehren“, so Schirrmacher weiter. Muslime haben großen Respekt vor der Figur Jesu, ja auf dem Plakat einer Werbekampagne amerikanischer Muslime (s. Bild o.) wird sogar von ihrer Liebe zu Jesus gesprochen. Aber wiederum steht neben diesem Ja zu Jesus auch ein klares Nein: Nach islamischer Auffassung wurde Jesus nicht gekreuzigt, er stand daher auch nicht von den Toten auf; damit hat er natürlich auch keine Erlösung erwirken können. Vor allem werden die Gottheit Jesu und seine Sohnschaft strikt abgelehnt.
Schließlich ist damit Gott im Islam ausdrücklich kein dreieines Wesen. Die Trinitätslehre gilt Muslimen als schwere Verfehlung, da dem einen Gott weitere göttliche Wesen hinzugetan werden. Damit hat der Islam aber auch keine Möglichkeit, die Liebe im Wesen Gottes zu verankern, wie es die Bibel und die christliche Theologie tun. Liebe ist ewig, da die drei Personen der Gottheit seit Ewigkeit in liebevollen Beziehungen verbunden sind. Der einsame Gott des Islams hat auch gnädige und barmherzige Seiten, kann sich liebevoll zeigen, aber Liebe macht nicht seinen Wesenskern aus. Liebe und Vergebung, Barmherzigkeit und Selbstaufopferung haben daher im Islam auch nicht den besonderen Stellenwert wie im Christentum.
Gerade die konsequente Verwerfung der Dreieinigkeit schafft nichts anderes als eine Kluft zwischen den beiden Religionen, allen Ähnlichkeiten in der Gotteslehre zum Trotz. Christsein bedeutet in seinem Kern Gemeinschaft mit den drei Personen der Gottheit, mit Vater, Sohn und Geist. Wir sind eins mit Christus, Kinder des Vaters, und das verbindende Band ist der Geist, der in uns wohnt. Nicht nur das Christentum als Lehr- und Dogmensystem ist trinitarisch; das existentielle Christsein ist durch und durch dreieinig. Ohne Dreieinigkeit kein Evangelium, keine Rettung, kein christliches Leben.
Dieser Gedanke eint die christlichen Konfessionen seit den ersten Jahrhunderten. Im Athanasium aus dem frühen Mittelalter heißt es gleich eingangs, dass nur derjenige gerettet werden kann, der den katholischen, d.h. allgemeinen christlichen Glauben bekennt; und dann wird an erster Stelle der Glaube an den dreieinen Gott genannt. Dies altkirchliche Bekenntnis findet sich auch neben anderen zu Beginn des Konkordienbuches der lutherischen Kirchen (1580).
Rettender Glaube und rechte Gottesverehrung
Glauben Christen und Muslime an denselben Gott oder nicht? Ja und nein. Doch nicht weniger wichtig als der Gottesbegriff ist in dieser Frage das Verb: glauben. Wenn wir nun fragen, ob der Glaube der Muslime an „den“ Gott rettet, dann ist die Antwort eindeutig und enthält kein Ja und Nein: ihr Glaube rettet nicht.
Dies folgt allein schon aus dem oben Gesagten zur Dreieinigkeit. Der Muslim mag durchaus an Gott und die die Wahrheit der islamischen Kernaussagen glauben, aber dies ist kein rettender oder zur Seligkeit führender Glaube. Denn dieser Glaube ist die „zuverlässige Erkenntnis“, so wieder der Heidelberger Katechismus, dass uns „allein um der Verdienstes Christi willen“ Sünde vergeben und ewige Gerechtigkeit geschenkt ist (Fr. 21). Glaubende Gotteserkenntnis ist Erkenntnis, so Melanchton schon 1521, „der Wohltaten Christi“. Von dieser Erkenntnis will der Islam aber nichts wissen.
Nun ist unbestritten, dass viele Anhänger nichtchristlicher Religionen intensiv glauben (häufig sogar inniger als viele Christen). Doch Glaube als solcher, generischer Glaube, Glaube an irgendetwas Göttliches oder Jenseitiges, rettet nicht, und sei er noch so inbrünstig. Denn das, was rettet, ist ja schließlich nicht der Akt des Glaubens. Der Glaube selbst rettet nicht; er ist bloßes Instrument, durch das Gott rettet. Der Glaube ist im Christentum natürlich zentral wichtig, aber er selbst ist nicht die Grundlage des Heils; er ist „das alleinige Mittel der Rechtfertigung“, wie es im Westminster-Bekenntnis heißt (11,2).
Ein letzter wichtiger Aspekt ist die Gottesverehrung. Häufig ist in Texten zeitgenössischer evangelischer Theologen zu lesen, dass die Muslime denselben Gott verehren, nur eben auf andere Weise. Damit wird zu verstehen gegeben, dass sie ihn in gewisser Weise richtig verehren. In diese Richtung ging auch schon die Erklärung „Nostra Aetate“ des Zweiten Vatikanischen Konzils (1965), die in den Augen des Bonner ev. Dogmatikers Andreas Pangritz „den entscheidenden Durchbruch [im Verhältnis der Religionen zueinander] gebracht“ hat (s. hier). Dort wird ausgesagt, dass die Kirche die Muslime mit „Hochachtung“ betrachtet und dass sie „den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat“. Der Ökumenische Rat der Kirchen forderte schon 1969, „die Behauptung, Christen und Muslime beteten zu verschiedenen Göttern, künftig zu unterlassen.“
Ob nun Gebet oder Verehrung und Anbetung – entscheidend ist in diesem Zusammenhang, dass der Gott der Bibel nicht nur verfügt, dass er der Einzige ist und nur er geglaubt, verehrt und angerufen werden soll. Er schreibt auch vor, in welcher Weise er angebetet sein will. Denn Gott ist nicht immer erfreut, wenn er angebetet wird. Die falsche Gottesverehrung ist schon bei Kain und Abel in Gen 4 Thema; es folgen zahlreiche Stellen im Alten Testament wie natürlich die Geschichte vom Goldenen Kalb (Ex 32) oder Lev 10,1–2. Götzendienst ist in der Bibel Verehrung falscher Götter und (dies sogar noch häufiger) Verehrung des einen Gottes auf diesem nicht genehme Weise. Beides wird z.B. in Dt 12,29–31 verbunden. Die Israeliten sollen nicht nur die heidnischen Götter nicht anbeten; sie sollen auch nicht deren Kulte für die Jahwe-Verehrung übernehmen.
Dem Volk Israel war es streng geboten, Gott allein und kein Geschöpf anzubeten, was im NT nur wiederholt wurde (Apg 10,25–26; 12,21–23; 14,11–15). Jesus hat aber seine Anbetung und Verehrung zugelassen (Mt 2,2; 14,31–33; 15,25–28; 28,9–10.16–18; Joh 19,35–39), teilweise auch gefordert (Joh 5,23). Selbst Engel beten ihn an (Hbr 1,6), ja die ganze Schöpfung muss vor ihm auf die Knie (Phil 2,10). Auch im Himmel wird er angebetet (Off 5,9–14). Zu Jesus wurde gebetet, er hört und beantwortet Gebet (Joh 14,14).
Im Neuen Testament wird also die Anbetung auf den Gottessohn ausgedehnt, weil er auch Gott ist. Wer den Sohn verwirft und ihn nicht verehrt, der betet den einen Gott nicht recht an. Auch wenn der eine Gott, an den die Muslime glauben, innig und ernsthaft angebetet wird, freut sich dieser Gott nach christlicher Überzeugung nicht darüber.
Damit ergibt sich zur Frage der Überschrift ein klares Bild: derselbe Gott? Ja und nein. Rettender Glaube bei Muslimen? Nein. Rechte Gottesverehrung? Ebenfalls Fehlanzeige. Diese Zusammenhänge ergeben sich direkt aus dem überlieferten Christentum, zumindest aus demjenigen, das der Bekenntnistradition treu ist. Wer sich davon löst, und beim Lüneburger Landessuperintendent scheint dies der Fall zu sein, kommt ins Schwimmen und Straucheln und macht viele Worte, die aber kaum zur Klärung beigetragen haben dürften. – Gott rettet Sünder und zwar durch das Werk Jesu allein. Dies war und ist der Kern des christlichen Evangeliums. Wer das nicht klar ausdrücken kann, so wieder C.S. Lewis, der hat dies entweder nicht verstanden, oder er oder sie glaubt es in Wirklichkeit gar nicht.