Die Reformation in Großbritannien
In einigen Monaten wird der Verlag der Kirche „Wort des Glaubens“ (Tikėjimo žodis) das Westminster-Bekenntnis der Presbyterianer in litauischer Sprache herausbringen. Holger verfasst dazu eine Einleitung. Daraus dieser erweiterte Abriss der britischen Reformationsgeschichte:
Von Heinrich VIII bis zur Westminster-Versammlung
Am Beginn der Reformation in Großbritannien stand, anders als in Deutschland oder der Schweiz, nicht die Suche nach dem wahren Glauben. Bekanntlich trennte der englische König Heinrich VIII die Kirche in seinem Land von Rom, um die Scheidung von seiner Frau Katharina zu ermöglichen. (Yale-Professor Keith Wrightson zum Schicksal seiner dann insgesamt sechs Ehefrauen: „divorced, beheaded, died, divorced, beheaded, survived“.) 1534 wurde der Monarch Englands im „Act of Supremacy“ zum Haupt der Kirche erklärt.
Während der folgenden Herrschaft Heinrichs gab es erste Gespräche mit lutherischen Theologen. Der Reformator Melanchton war auf der Insel hoch angesehen. Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury, und Staatsmänner wie Thomas Cromwell befürworteten, wenn auch eher vorsichtig, Reformen. Die Theologie und Liturgie der Kirche veränderte sich vorerst jedoch so gut wie gar nicht, was auch die 10 Artikel von 1536 zeigen, die noch ganz römisch-katholisch waren. Allerdings wurde schon gegen die Klöster vorgegangen, so dass um 1540 deren ganzes Eigentum in die Hand der Krone übergangen war. Reliquien- und Bilderkult gingen stark zurück. Ein bedeutender Schritt in Richtung echter Reformation war auch das Erscheinen der „Great Bible“ im Jahr 1539, einer Übersetzung der Bibel ins Englische, die zum Teil auf der Tyndale-Bibel beruhte.
Eine weitergehende theologische Reform geschah erst unter Heinrichs Sohn Edward VI (1547–1553). Da der König noch ein Kind war, führte Regent Edward Seymour, Herzog von Somerset und Onkel von Edward, die Regierungsgeschäfte; und er trug maßgeblich dazu bei, den theologischen Kurs zu ändern. Unter Leitung von Cranmer wurde die Kirche nach den Grundsätzen der Reformation zügig neugeordnet. Reformatoren wie Martin Bucer, Peter Vermigli und Johannes a Lasko hielten sich mitunter länger in England auf. Protestantische Literatur wie die Schriften des Zürcher Reformators Heinrich Bullinger fanden weite Verbreitung. Früchte der Reformen waren das Book of Common Prayer (1549 und noch eindeutiger protestantisch 1552) und das Bekenntnis 42 Artikel (1552/53). Darin ist durchaus ein lutherischer Einfluss zu erkennen; manche Formulierung wie in der Lehre von Gott und Christus ähneln sehr denen des Augsburger Bekenntnisses. Bei der Prädestination und in der damals unter Evangelischen heftig umstrittenen Frage der Gegenwart Christi im Abendmahl stellte sich die Kirche Englands aber klar auf die Seite der Reformierten (Calvin/Bullinger).
Nach dem frühen Tod Edwards an Tuberkulose kam seine Halbschwester Maria Tudor an die Macht, Tochter von Heinrichs erster Frau Katharina. Die strenge Katholikin unterdrückte während ihrer Herrschaft 1553–1558 die Reformation. 280 protestantische Märtyrer bezahlten ihren Glauben mit dem Leben, darunter mehrere Bischöfe und sogar Cranmer. Dies brachte ihr den Namen „Blutige Maria“ (Bloody Mary) ein. An die eintausend Engländer gingen ins Exil, vor allem in reformierte Städte wie Straßburg, Zürich, Basel und Emden.
Unter Elisabeth I, Tochter von Anne Boleyn, setzte sich die Reformation endgültig durch. 1563 erschienen die 39 Artikel, eine Revision der 42 Artikel, die ab 1571 verbindlich eingeführt wurden. Sie sind bis heute das wichtigste Bekenntnis der Anglikanischen Kirchengemeinschaft. Theologisch blieb die Kirche weitgehend reformiert. Kirchengeschichtler Philip Schaff (1819–1893): „Ohne Übertreibung kann behauptet werden, dass die vorherrschende Theologie in der Kirche von England in der zweiten Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts calvinistisch war.“ (The Creeds of Christendom)
Den Puritaner in der Kirche Englands gingen die Reformen jedoch nicht weit genug. Sie setzten sich für eine Gestaltung des gesamten kirchlichen Lebens nach der Hl. Schrift, für eine „Reinigung“ der Kirche (daher auch der Name von lat. purus – rein) ein, wandten sich gegen alle römisch-katholischen und klerikalistischen Elemente (Priestergewänder, Bilderverehrung, kniender Kommunionsempfang usw.) und Lehren. Ins Zentrum der Gottesdienste rückten sie die auslegende Predigt. Der Begriff „Puritaner“ tauchte, anfangs als Spottname, wohl schon um 1560 auf. Die meisten von ihnen waren theologisch Calvinisten, viele Anhänger einer presbyterianischen Kirchenverfassung. Betont wurde der persönliche Glaube und Bekehrung sowie ein Umsetzen von christlichen Grundsätzen in allen Lebensbereichen. Elisabeth machte sich ihre Forderungen jedoch nie zueigen.
Die Monarchin konnte sich über vier Jahrzehnte an der Macht halten, und das trotz zahlreicher Verschwörungen, gerade auch von katholischer Seite. Schließlich hatte Papst Pius V Elisabeth 1570 als Häretikerin offiziell exkommuniziert und die Untertanen von ihrer Gehorsamsverpflichtung entbunden. Hinzu kam, dass Hunderte katholische Priester heimlich ins Land eindrangen, um die Katholiken im Untergrund zu betreuen und gerade unter den Adeligen für Rom zu missionieren. 1585 erklärte das Parlament es für Hochverrat, wenn ein katholischer Priester englischen Boden auch nur betritt. 1588 konnte der Invasionsversuch durch die Flotte des spanischen Königs Philipp II abgewehrt werden.
Da die Königin keinen Nachkommen hatte, bestieg der schottische König und protestantisch erzogene Jakob (James) 1603 den Thron und vereinigte erstmals beide Länder. Die Insel sah sich weiter von den katholischen Mächten bedroht, und tatsächlich versuchten englische Katholiken bei der Parlamentseröffnung im November 1605 mit zweieinhalb Tonnen Schießpulver die gesamte Staatsspitze auf einen Schlag zu beseitigen. Der Putsch („gunpowder plot“) schlug fehl und führte zu scharfen antikatholischen Maßnahmen. So blieben den Katholiken bis ins 19. Jahrhundert weite Bereiche des Staatsdienstes verschlossen.
Jakob I von England und Schottland stand im Grundsatz fest auf dem Boden des reformatorischen Glaubens, hatte persönlich gute theologische Kenntnisse. Er ließ sich aber auf keine weiteren Reformen im Sinne der Puritaner ein. An der bischöflichen Verfassung der Kirche hielt er unbedingt fest. „No bishops, no king!“ lautet sein berühmter Ruf. Die wichtige, die englische Sprache prägende und bis heute bei vielen beliebte King James-Übersetzung der Bibel ins Englische (1611) ist nach ihm benannt.
Unter Jakobs Sohn Karl (Charles) verschärften sich die Spannungen in Staat und Kirche. Noch stärker als sein Vater strebte der König nach absoluter Herrschaft, ohne Einschränkung durch das Parlament. 1625, im Jahr seiner Thronbesteigung, heiratete er eine Katholikin, eine Prinzessin aus Frankreich, weshalb ihn bald viele für einen heimlichen Anhänger Roms hielten. Hinzu kam, dass er sich von der Lehre der Arminianisten überzeugen ließ, die in der Erlösungslehre deutlich andere Positionen als die Calvinisten vertraten. In England (anders als in den Niederlanden, wo der Namensgeber der Bewegung, Jakob Arminius, bis 1609 lebte) setzten sie sich für die Bischofsmacht ein, betonten Riten und die Sakramente.
Karl förderte Arminianisten wo er nur konnte und schrieb eine arminianistische Deutung der 39 Artikel vor. 1633 wurde William Laud zum Erzbischof von Canterbury ernannt – ein heißer Anticalvinist, der die Puritaner bald verfolgen ließ und die Herrschaft der Bischöfe als nach göttlichem Recht vorgeschrieben ansah. Innerhalb von acht Jahren wurde eine ganze Kirche theologisch gleichsam besetzt. Im Hinblick auf die Verfassung von Staat und Kirche tendierte der König, so Schaff, zum Tyrann, der Erzbischof zum Papst und Ober-Inquisitor. Karl wollte ohne Parlament regieren, Laud allein mit den Bischöfen. Kanzel und Predigt gerieten bei Laud in den Hintergrund; ganz katholisch war ihm der Altar „der größte Ort der Gegenwart Gottes auf Erden“. In den Augen der Puritaner konnte der Kontrast zu Calvins Genf nicht größer sein. Viele flohen nach Nordamerika.
Der Versuch, die englische Kirchenverfassung und Liturgie auch in Schottland durchzusetzen, brachte das Fass zum Überlaufen. Hierbei muss beachtet werden, dass die Reformation in Schottland deutlich anders verlief als im südlichen Teil der Insel. Auch im Norden drang die evangelische Lehre bald ein, wurde aber unter Königin Maria Stuart unterdrückt, der Prediger George Wishart 1546 hingerichtet. Wisharts Schüler John Knox (1514–1572) hielt sich als Flüchtling in Genf und Frankfurt auf und wurde zu einem glühenden Anhänger Calvins und der reformierten Lehre. 1559 kehrte er nach Schottland zurück. Schon 1557 begann sich dort im Untergrund, angeführt von einigen Adeligen, eine erneuerte Kirche zu formieren. Unter der Federführung von Knox wurde 1560 das weitgehend calvinistische Schottische Glaubensbekenntnis verfasst und vom Parlament anerkannt. Anders als in England wurde die reformiert-presbyterianische Ordnung durchgesetzt, die Leitung der Kirche durch gewählte Älteste (gr. presbyteros) auf lokaler Ebene bis hin zu regionalen Synoden und der landesweiten Generalversammlung. Eine hierarchische Leitung von oben her durch Bischöfe wurde abgelehnt. 1567 erzwang das Parlament die Abdankung Marias. Der Übergang zur Reformation verlief also zügiger, glatter und konsequenter als in England.
In Schottland hatte der reformierte Glaube bald breiten Rückhalt in der Bevölkerung. So wundert es nicht, dass der Versuch, dem Land an der eigenen Kirche vorbei eine neue Ordnung aufzudrücken, auf massiven Widerstand stieß. Die Schotten wehrten sich gegen Karl und Bischof Laud und unterzeichneten den „Nationalen Bund“ („National Covenant“, 1638). Darin verpflichteten sie sich feierlich, den reinen reformatorischen Glauben und die Ordnung der Kirche zu verteidigen; die Irrtümer Roms wurden scharf abgelehnt.
Karl sah dies als Hochverrat an; die Schotten sollten mit Gewalt zur Raison gebracht werden. Die „Bischofskriege“ 1639–40 führten jedoch dazu, dass der Funken auch nach England übersprang. Denn Karl brauchte das dortige Parlament zur Finanzierung seiner Armeen. In den kommenden Jahren spitzte sich in London der Konflikt zwischen Monarch und Parlament zu. Das Parlament zeigte seine Muskeln. Der Aufstand der Katholiken in Irland 1641, seit Jahrhunderten unter englischer Herrschaft, verkomplizierte die Lage noch mehr. Nachdem Karl auch noch eine Art Staatsstreich wagte, mit Soldaten im Parlament auftauchte und vollends zum absolutistischen König zu geraten drohte, brach in England 1642 der Bürgerkrieg zwischen Krone und Parlament los.
Die anfänglichen Erfolge der royalistischen Armee und deren möglichen Verstärkung durch irisch-katholische Truppen veranlassten die protestantischen Führer des englischen Parlamentes, die Schotten um Unterstützung zu bitten. Man fürchtete konkret eine katholische Besetzung Englands. Die presbyterianischen Schotten sagten zu, den Kampf des Parlaments gegen die „Papisten“ zu unterstützen. Aber da der König schon mit einem Bein auf der Seite Roms stand, sich also als Beschützer der protestantischen Staatskirche in den Augen der meisten völlig diskreditiert hatte, schien nun auch die Stunde gekommen, die Kirchenverfassung zu ändern. Das schottische System der Kirchenverwaltung sollte auch in England übernommen werden, was für die Mehrheit im sogenannten „Langen Parlament“ annehmbar war. Viele von ihnen waren selbst Presbyterianer.
Schottische Presbyterianer und englische Puritaner verbanden sich 1643 in einem Bund („Solemn League and Covenant“). Dies war praktisch ein Vertrag zwischen England und Schottland, der die Sicherheit der reformierten Religion in Schottland garantierte und die Reformation der Religion in England und Irland „entsprechend dem Wort Gottes und dem Beispiel der am meisten reformiertesten Kirche“ (also der schottischen) sowie die Beseitigung des „Papismus“ und der Bischofsherrschaft in England vorsah. Beide Seiten versprachen, nach einer möglichst weitgehenden Annährung und Angleichung der Kirche in England, Irland und Schottland zu streben.
Die Westminster-Versammlung und ihre Arbeit
Um die kirchliche Vereinheitlichung der Länder zu verwirklichen, wurde die Ausarbeitung eines gemeinsamen Bekenntnis, eines Katechismus und einer Kirchenordnung vorgesehen. Dafür berief das Parlament eine Versammlung von Geistlichen und Laien ein. Die Sitzungen fanden in der Kirche von Westminster statt, damals einem Vorort von London; daher der Name „Westminster Assembly“ – Versammlung von Westminster. (Vor der Reformation gehörte die Kirche zu einem Benediktinerkloster, daher der bleibende Name „Abbey“ – Abtei. Den Status einer Kathedrale hatte die Kirche nur kurz im 16. Jhdt. Seit 1560 untersteht die Kirche direkt dem Monarchen, weshalb das Parlament, das 1642/43 faktisch an dessen Stelle trat, der Assembly diesen Versammlungsort zuweisen konnte.)
Zu beachten ist, dass nur die schottischen Abgesandten von ihrer Kirche delegiert wurden und zwar offiziell nur als Berater. Die englischen Mitglieder bestimmte das Parlament. Dieses legte Vorsitz, Sitzungsdauer und Aufgaben, Bezahlung usw. fest – also den gesamten Arbeitsablauf der Versammlung. Daher ist auch der Begriff „Synode“ nicht passend, denn darunter versteht man eine Versammlung von Gemeinde- und Kirchenvertretern. Die Westminster-Versammlung war eine Art Beratungsgremium des Parlaments, eine Art großer Expertenausschuss. Es muss aber auch betont werden, dass das Parlament selbst volle Rede- und Debattenfreiheit garantierte. In die eigentliche theologische Arbeit mischte es sich nicht ein.
Die Versammlung bestand aus insgesamt 30 Laien (davon 10 Adlige) und 121 Geistlichen. Dabei repräsentierten die Kirchenvertreter insgesamt vier verschiedene kirchliche Strömungen: Vertreter einer bischöflichen Kirche, darunter der bekannte James Ussher, Erzbischof in Irland. Diese nahmen jedoch zum Teil gar nicht (da sie vom König keine Erlaubnis erhielten) oder nur selten an den Sitzungen teil. Die mit Abstand größte Gruppe bildeten die Presbyterianer, darunter George Gillespie und Samuel Rutherford aus Schottland. Eine kleinere Gruppe waren die „Independents“ oder Kongregationisten, die die Autonomie der Kirchengemeinde betonten. Zu ihnen gehörte Thomas Goodwin, wobei der bekannteste Theologe aus dieser Richtung, John Owen, nicht teilnahm. Schließlich die Verfechter des Erastianismus (nach dem Schweizer Theologen Thomas Erastus), die lehrten, dass in kirchlichen Angelegenheiten wie vor allem der Kirchenzucht der Staat das letzte Wort haben soll, also letztlich eine klare Unterordnung der Kirche unter die Staatsgewalt. Zu ihnen zählte John Lightfoot.
Die erste Sitzung der Versammlung fand am 1. Juli 1643 in der sogenannten „Henry VII Lady Chapel“ in Westminster Abbey statt. Später zog man mit der Versammlung in die „Jerusalem Chamber of Westminster“ um (s. auch die im Gemälde oben festgehaltene Szene). Die durchschnittliche Zahl der Teilnehmer an den Sitzungen schwankte zwischen 60 und 80 Personen. Bis 1649 tagte man insgesamt über eintausend Mal.
In den ersten Monaten widmeten sich die Mitglieder der Versammlung der Überarbeitung der Neununddreißig Artikel. Am 12. Oktober 1643 erhielt man jedoch die Weisung des Parlaments, eine Reihe eigener Schriften zu erstellen: In den folgenden vier Jahren schuf die Versammlung eine allgemeine Gottesdienstordnung („Directory of Public Worship“), eine Kirchenverfassung („Form of Presbyterian Church Government“), zwei Katechismen („Westminster Larger Catechism“, „Westminster Shorter Catechism“) und ein neues Bekenntnis („Westminster Confession of Faith“) sowie einige kürzere Dokumente (z.B. „The Sum of Saving Knowledge“, „Directory of Family Worship“). Die ganze Reihe der theologischen Dokumente wird als „Westminster Standards“ bezeichnet. Die Arbeit am Bekenntnis selbst nahm von 1644 bis 1646 zwei Jahre und drei Monate in Anspruch.
Die einzelnen Abschnitte des Bekenntnistextes wurden in Komitees vorbereitet und dann Satz für Satz, manchmal Wort für Wort, erörtert und diskutiert. Die Protokolle der Sitzungen („Minutes of the Assembly“) geben Aufschluss über die zum Teil intensiven Debatten. Begleitet wurden die Sitzungstage von verschiedenen geistlichen Übungen und Predigten.
Der Text des Bekenntnisses wurde im Dezember unter dem Titel „The Humbly Advice of the Assembly of Divines“ 1646 dem Parlament übergeben. Dieses forderte die Hinzufügung biblischer Belegstellen in den beiden Katechismen und dem Bekenntnis von Westminster. Nach eingehender Prüfung und einigen Änderungen nahm das Parlament das Bekenntnis 1648 offiziell an (die Katechismen wurden Ende 1647 und im Frühjahr 1648 abgeschlossen). Die schottische Kirche gab dem unveränderten Bekenntnis schon 1647 seinen Segen, weshalb meist auch dieses Jahr als das erste Erscheinungsdatum des Bekenntnisses gewählt wird.
Aus dem englischen Bürgerkrieg ging das Parlament siegreich hervor, dessen Armee von Oliver Cromwell angeführt wurde. Karl I wurde 1649 hingerichtet, England zur Republik. Cromwell war Independent und ließ in seiner Herrschaft als „Lord Protector“ (bis zu seinem Tod 1658) eine presbyterianische Landeskirche nicht zu. 1660 wurde die Monarchie und 1662 die bischöfliche Ordnung wiederhergestellt. In England kam das Westminster-Bekenntnis also praktisch gar nicht zu Geltung. Anders dagegen in Schottland, wo es das Schottische Bekenntnis ersetzte und endgültig 1690 vom Parlament angenommen wurde. Über die schottischen Auswanderer gelangte das Bekenntnis nach Amerika. Bis heute haben die „Westminster Standards“ Gültigkeit als zentrale Bekenntnisschriften presbyterianischer Kirchen weltweit.
Die Epoche der Reformation lässt sich nur schwer genau zeitlich abgrenzen. Allgemein gilt das gesamte 16. Jahrhundert als das der Reformation. Der Tod der Reformatoren Luther (1546), und dann vor allem Calvin (1564) und Bullinger (1575) markiert eine Art Wende. Inhaltlich wohl treffender ist der Abschluss der Konfessions- und Lehrbildung durch Bekenntnisse, die dann breite Aufnahme erfuhren. Um 1570 ist hier ein gewisses Ende erkennbar. Orientiert man sich eher an politischen Ereignissen, so stellt sich die Situation in den einzelnen Ländern unterschiedlich dar. Im Deutschen Reich markiert der Augsburger Religionsfriede (1555) einen Abschluss. In anderen Ländern folgten erst die großen konfessionellen Konflikte wie die Religionskriege in Frankreich (Hugenottenkriege 1562–1598) und der jahrzehntelange Befreiungskampf der Niederlande (ab 1568). Spätestens mit dem 30jährigen Krieg (1618–1648) und dem britischen Bürgerkrieg (1642–1651) sowie dem presbyterianischen Westminster-Bekenntnis als dem letzten großen Bekenntnis der Epoche (1647) endet die Reformation in Europa.