Geht hin und tut das Allerbeste
„Verantwortung muß, um wirkungsvoll zu sein, persönliche Verantwortung sein… So wie jedermanns Eigentum niemandes Eigentum ist, so ist auch jedermanns Verantwortung niemandes Verantwortung.“ F.A. von Hayek
Verantwortung ist ein zentraler Begriff der Ethik. Das deutsche Wort – und ähnliches gilt für viele andere Sprachen – verweist auf Wurzeln in einem rechtlichen Kontext: vor Gericht gibt jemand Antwort, d.h. verteidigt oder rechtfertigt sich. Daraus ist zu erkennen, dass menschliche Verantwortung zwei Dimensionen hat: man ist für bestimmte Handlungen, Bereiche und Personen verantwortlich, und man hat Verantwortung vor jemandem – vor demjenigen, der einen zur Verantwortung ziehen kann.
Auch wenn der Begriff erst im Mittelalter auftaucht, ist er für die biblische Ethik natürlich grundlegend. Beide Dimensionen werden schon in den ersten Kapiteln von Genesis deutlich. In der Geschichte vom Sündenfall in Gen 3 verlangt Gott Antworten: „Wo bist du?“ und „Warum hast du das getan?“ Die Menschen schieben die Verantwortung jedoch auf andere. Es ist auch Gott, der Kain nach dem Brudermord zur Rede stellt: „Wo ist dein Bruder Abel?“ (Gen 4,6) Dieser weist die Verantwortung schroff von sich: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“
Beide Episoden machen deutlich, dass Verantwortung und Freiheit zusammengehören. Nur der Mensch als Ebenbild Gottes genießt moralische Freiheit, weshalb nur er sich vor Gott verfehlen und von diesem zur Verantwortung gezogen werden kann. George Bernard Shaw: „Freiheit bedeutet Verantwortung; das ist der Grund, weshalb die meisten Menschen sich vor ihr fürchten.“
Durch die gesamte Bibel zieht sich dann das wichtige Prinzip, dass mit Macht und Autorität Verantwortung einhergeht. Mit am deutlichsten ist dies im Bereich der staatlichen Machtausübung. Die zivile Obrigkeit ist für bestimmte Aufgabenfelder verantwortlich wie die Strafverfolgung, was u.a. in Röm 13,4 ausdrücklich festgehalten wird. Sie hat Verantwortung für die Bürger, ist, in den Worten des Paulus, „dir zugut“. Johannes Calvin sehr gut über den Zweck des Regierungshandelns: „dass unter den Menschen die Menschlichkeit bestehen bleibt“ (Inst. IV,20,3).
Dabei bleibt die Obrigkeit Gott gegenüber Rechenschaft schuldig, denn sie ist „Gottes Dienerin“, und Diener beinhaltet eben wieder genau dies: einem Höheren Antwort schulden. Machthaber herrschen über Menschen, aber sie dürfen „nicht weichen von dem Gebot weder zur Rechten noch zur Linken“ (Dt 17,20). Sie selbst sind nicht das Gesetz, sondern wie jeder andere Mensch letztlich vor dem göttlichen Richter verantwortlich. (Sehr anschaulich wird dies in der Geschichte von Nabots Weinberg in 1 Kön 21.)
Suchet der Stadt Bestes
Auch die Bürger haben Verantwortung. Um 600 wurde die Oberschicht des Königreichs Juda ins babylonische Reich verschleppt. Die vertriebenen Juden waren zutiefst geschockt: Wie konnte ihnen, dem auserwählten Volk, so etwas passieren? Und wie lange wird Gott sie nun dort sitzen lassen? Höchst verunsichert fragten sie sich, was sie tun sollen. In dieser schwierigen Situation schrieb ihnen der Prophet Jeremia einen Brief, in dem er Gottes Worte an die Verbannten wiedergibt:
„So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen: Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und eßt ihre Früchte; nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen, und gebt eure Töchter Männern, daß sie Söhne und Töchter gebären; mehret euch dort, daß ihr nicht weniger werdet. Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl.“ (Jer 29,4–7)
Was ist dieses „Beste“ der Stadt? Im hebräischen Text steht hier das Wort „Schalom“. Schalom ist ein Begriff mit einer sehr breiten Bedeutung und meint Frieden, Ruhe, Sicherheit, Wohlstand und Wohl. Dieses Wohl ist in Babylon kein anderes als in Jerusalem. So gilt auch im Exil: Gehorsam gegenüber Gottes Ordnungen und Geboten führt zu Segen und Schalom. Gott erinnert die Juden an ihre bleibende Verantwortung für das Gemeinwesen, auch am neuen Wohnort in der Fremde.
Heute wird mit dem Slogan „Suchet der Stadt Bestes!“ gerne die Verantwortung der Christen für „die Gesellschaft“ betont. Und gewiss ist gerade auch mit dem Text aus Jeremia zu begründen, dass wir uns nicht zurückziehen, sondern dem Mitmenschen zuwenden sollen; dass Engagement und Einsatz gefordert sind; dass bloße Weltabgewandtheit keine Option ist.
Interessant ist nun aber, wie bei Jeremia die Verantwortung konkret zu gestalten ist. Drei Bereiche werden angesprochen: Das Gebet für die Stadt wird genannt, und hier ist weniger an das persönliche Gebet als vielmehr an die Versammlung der Gläubigen zu denken, nun also die Kirche; daneben wird das normale Leben in den Bereichen Arbeit und Wirtschaft sowie Ehe und Familie geschildert. Drei der vier grundlegenden Schöpfungsordnungen Gottes werden somit genannt. Es fehlt die Obrigkeit, da diese damals eben ganz in Hand der Babylonier lag.
Die Verantwortung der Gläubigen realisiert sich vor allem in den Schöpfungsordnungen Gottes. Der reformierte Theologe John Murray (1898–1975) kommt daher in seiner Ethik Principles of Conduct gleich zu Beginn auf sie zu sprechen, denn sie „teilen uns zentrale Dinge in der Ethik mit“. Sie sind der Ort der Verantwortung, von Gott gewollter Raum, wo der Glaube auszuleben ist. Vor allem in ihnen konkretisiert sich unsere Verantwortung.
In Deutschland war es Murray Zeitgenosse Dietrich Bonhoeffer, der in seiner Ethik den Schöpfungsordnungen (bei ihm „Mandate“ Gottes) viel Aufmerksamkeit widmete. Bonhoeffer ist auch einer der ersten Theologen, der intensiv auf den Begriff Verantwortung einging. Gut stellt er dar, dass sich Eigenverantwortlichkeit, Gehorsam und Freiheit nicht widersprechen. Wie wir schon sahen ergibt sich Verantwortung ja erst dort, wo wir Freiheit und Handlungsspielräume haben. Der „in und durch Jesus Christus gegebene Bereich der konkreten Verantwortung“ ist nach Bonhoeffer die von Gott geschaffene Welt. Handeln in dieser Welt steht dabei aber „in der Begrenzung durch unsere Geschöpflichkeit.“ Daher ist unsere Verantwortung „nicht eine unendliche, sondern eine begrenzte“. Grundsätzlich gilt: „Der Verantwortliche ist an den konkreten Nächsten in seiner konkreten Wirklichkeit gewiesen.“
Die Verantwortung ist zwar in mancher Hinsicht umfassend, denn „sie fragt nicht nur nach dem guten Willen, sondern auch nach dem guten Gelingen des Handelns…“ Andererseits betont Bonhoeffer aber auch, dass die Verantwortung erst in konkreten Situationen greift:
„Weil es nicht um die Durchführung irgendeines grenzenlosen Prinzips geht, darum muß in der gegebenen Situation beobachtet, abgewogen, gewertet, entschieden werden, alles in der Begrenzung menschlicher Erkenntnis überhaupt. Es muß der Blick in die nächste Zukunft gewagt, es müssen Folgen des Handelns ernstlich bedacht werden, ebenso wie eine Prüfung der eigenen Motive, des eigenen Herzens versucht werden muß. Nicht die Welt aus den Angeln zu heben, sondern am gegebenen Ort das im Blick auf die Wirklichkeit Notwendige zu tun, kann die Aufgabe sein.“
Der von Gott konkret gegebene Ort ist zum Beispiel der Beruf, wo „dem Ruf Christi geantwortet und so verantwortlich gelebt wird.“ Andere Orte sind die Familie, die Kirche und die Bürgergemeinde.
Auch der Philosoph Robert Spaemann betonte im Aufsatz „Wer hat wofür Verantwortung?“ (1982; im Sammelband Grenzen): „Verantwortung ergibt sich stets aus Situationen, in denen wir uns befinden, aus sittlichen Verhältnissen.“ Dazu gehören folgende: „Freundschaft, Ehe, das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, zwischen Arzt und Patient, zwischen Lehrern und Schülern, zwischen Berufskollegen usw., usw. Erst in solchen Verhältnissen entfaltet sich die sittliche Natur des Menschen…“ Konkrete Verantwortlichkeiten ergeben sich aus diesen Verhältnissen, und diese können natürlich auch, öfter als man denkt, in Konflikt miteinander geraten. „Eine Art Universalverantwortung eines jeden für alles“ lehnt Spaemann ab. Verantwortung ist gestufte, und als Katholik greift er hier auf Thomas von Aquin zurück: „So hat die Frau für das bonum privatum familiae die Verantwortung, der König für das bonum rei publicae, und nur Gott ist zuständig für das bonum universi.“
Übrigens unterstrich auch ein Agnostiker wie Friedrich August von Hayek (1899–1992) in Kapitel 5 („Verantwortung und Freiheit“) von Die Verfassung der Freiheit: „Die Verantwortungen, die wir übernehmen können, müssen partikulär sein, sie können nur jene betreffen, von denen wir konkrete Tatsachen wissen und mit denen wir uns entweder durch Wahl oder durch besondere Umstände verbunden fühlen.“ Dies scheint auf den ersten Blick den Raum der Verantwortlichkeit zu weit einzuengen. Wird den Menschen genügend Freiheit eingeräumt, ist dies jedoch nicht der Fall. Hayek: „Eine freie Gesellschaft verlangt wahrscheinlich mehr als eine andere, daß die Menschen in ihrem Handeln von Verantwortungsbewußtsein getragen werden, das über die von Gesetzen auferlegten Pflichten hinausgeht.“
Menschliche Verantwortung ist also konkret und persönlich, begrenzt und situationsgebunden. Schließlich sei noch Thomas Schirrmachers gute Zusammenfassung zitiert:
„Es ist nicht die Aufgabe des Menschen, alles zu verstehen, alle Konsequenzen durchdacht zu haben und den Sinn hinter allem begriffen zu haben. Seine Aufgabe ist vielmehr, hier und jetzt in Verantwortung vor Gott zu arbeiten und zu genießen und die Welt zu gestalten, wie sie Gott einem vor die Füße gelegt hat.“ (Hoffnung für Europa)
Überdehnte Verantwortung
Uns reichen Europäern hat Gott sicher nicht zu wenig vor die Füße gelegt. Spaemann schreibt: „Die größere Reichweite unseres Handelns einerseits, die größeren Kenntnisse über die akkumulierten Folgen menschlichen Handelns andererseits lassen Bereiche in unsere Verantwortung treten, für die früher Menschen überhaupt nicht Verantwortung empfunden haben, wie zum Beispiel die Erhaltung der Biosphäre.“ („Verantwortung als ethischer Grundbegriff“, 1991; ebenfalls in Grenzen)
Tatsächlich haben sich die menschlichen Handlungsspielräume in den letzten Jahrhunderten, Jahrzehnten und sogar Jahren deutlich erweitert. Damit wuchs und wächst auch Verantwortung. Nun gehen uns Dinge an, von denen früher niemand etwas mitbekam. Aus dieser richtigen Erkenntnis müssen jedoch die richtigen Schlüsse gezogen werden. Schon Bonhoeffer erkannte, dass es eine „falsche und richtige Beschränkung und eine falsche und richtige Ausweitung der Verantwortung“ gibt.
Auch evangelikale Christen tendieren heute dazu, den Verantwortungsbereich gewaltig auszudehnen, was aber häufig zu einer Überdehnung führt. So fordert ein Politiker und Christ, nun im Bundestag, auf der einen Seite völlig richtig, dass Christen „Verantwortung für den Nächsten übernehmen“ sollen; „die Gemütlichkeit des trauten und sicheren Zuhauses“ darf für sie nicht genug sein. Er fordert aber auch, dass sie „nicht nur in der eigenen Familie, im eigenen Freundeskreis, in der eigenen Gemeinde, sondern allgemein in der Gesellschaft“ Verantwortung übernehmen sollen. Politische Ämter müsse natürlich nicht jeder anstreben, aber „irgendwo in der Gesellschaft sollte man als Christ schon bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.“
Hier ist zurückzufragen, warum Familie, Freunde, Gemeinde und sicher zu ergänzen auch der Arbeitsplatz als Orte der Verantwortung so ungenügend seien. Bildet all das nicht den Kern der Gesellschaft? Wäre nicht schon viel gewonnen, wenn Christen in den genannten Bereichen den Glauben ausleben und ihrer Verantwortung wirklich gerecht werden? Warum ein verschwommenes „irgendwo in der Gesellschaft“ als Zusatz? Kann es unter Umständen nicht reichen, wenn ich in Familie und Arbeit gut eingebunden bin, mich auch noch in der Kirche engagiere und eine verantwortliche Wahlentscheidung treffe? Natürlich steht es jedem frei, sich je nach Gaben und Interessen in Vereinen und Parteien und Organisationen aller Art einzubringen, doch dies ergibt sich in freien Gesellschaften ganz natürlich. Das Sollen des „gesellschaftlichen“ Engagements ist hier viel zu diffus formuliert und müsste genauer begründet werden. Und es besteht die Gefahr, dass die Schöpfungsordnungen als erster Ort der Verantwortungsübernahme beiseite gerückt werden.
Häufig wird heutzutage auch die globale Verantwortung der Kirche für die Armen bekräftigt. Scott C. Todd in Fast Living, Begleitbuch zum Dokumentarfilm „58“: „Ich glaube Gott will, dass wir [Christen] weltweite Armut auslöschen, und Er hat uns die nötigen Ressourcen dazu gegeben,… um dies auch zu tun.“ Im Buch wie im Film wird behauptet, die Ausmerzung der extremen Armut sei das klare „Mandat“ der Kirche, liege also in ihrem Verantwortungsbereich.
„Wenn es um die Armen geht, müssen wir etwas tun“, so Wess Stafford, der damalige Leiter des Hilfswerkes „Compassion“, im Film. Wer würde dem widersprechen? So allgemein gesagt stimmt dies natürlich. Aber solch ein Satz ist von der Kategorie wie „Für das Gute soll man sich einsetzen“ oder „Tugenden sind zu fördern“. Was ist aber unsere konkrete Verantwortung? Und hier ist an Spaemann zu erinnern: Verantwortung ergibt sich stets aus ethischen Situationen. Das Gleichnis Jesu vom Barmherzigen Samariter, auf das sich natürlich auch in „58“ bezogen wird, ist da eindeutig. Es beantwortet die Frage „Wer ist denn mein Nächster?“ bzw. wem ich zum Nächsten werde (Lk 10,29.36). Jeder Mensch in Not, dem ich begegne, kann dies werden, und dies gilt unter Umständen auch für einen geographisch weit entfernten Menschen. Stafford weitet den Verantwortungsbereich jedoch gewaltig aus: die christlichen Gemeinden und Kirchen müssen etwas tun. Für jeden, der so bettelarm ist wie die im Film Dargestellten? Ist das wirklich die Aussage von Lk 10,25f? Soll dort wirklich in dieser pauschalen Weise die globale Verantwortung der Kirche für die Armen bekräftigt werden?
Andere erklären es zu unserer Verantwortung „sozial ein[zu]kaufen, also nur Produkte, die nicht durch Ausbeutung entstanden sind“. Entsprechende Buchtitel heißen dann Würde Jesus bei IKEA einkaufen? oder Würdest du bei IKEA einkaufen? Soll ich, muss ich, darf ich „faire“ Möbel kaufen? Woran erkenne ich die? Unfairen Kakao in Nutella auszumachen ist ja womöglich noch leicht, aber wie ist das mit Produkten, die sich aus Zig, ja Hunderten oder Tausenden Teilen zusammensetzen? Wie will ich da auf Ausbeutungsfreiheit in der Herstellung achten? Wie geht das? Verseucht ein ‘unfairer’ Bestandteil ein ganzes Produkt, so dass ein Christ Smartphones eigentlich nicht mehr kaufen sollte? Wie soll man so einer Verantwortung wirklich gerecht werden?
Jean Ziegler ist bekannt für seine drastischen Äußerungen zum Thema Armut. Jedes Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet, so der Schweizer provokant. Und wer ist dafür verantwortlich? Mal sind es die Manager globaler Konzerne, mal die Politiker des Nordens.
Um Ermordete geht es auch im Beitrag „Das Evangelium im Umfeld von Konsum und Umweltproblemen“ des „Just people?“-Kurses der Micha-Initiative („Vertiefungsartikel“ im Kurs der 1. Auflage, bei der 2. Auflage nur online). „Zwingend“ wird dort die „Abkehr von einem extremen Materialismus“ gefordert. Extremer Materialismus? Das betrifft ja wohl nicht jeden im reichen Norden. Dann heißt es aber auch ganz allgemein: „Wir leben heute auf Kosten anderer“. Und weiter:
„Wir, die viel konsumierenden Menschen, machen uns via Klima-, Boden- und Gewässerverschmutzung am Tod unzähliger Menschen schuldig. Arme Menschen haben schon genügend mit mangelndem Einkommen und sozialer Not zu kämpfen. Wieso bürden wir ihnen auch noch den Schmutz der für uns produzierenden Industrien auf? Sind wir uns bewusst, dass Gott uns heute für diese Verfehlungen zur Umkehr ruft? Zum Beispiel Jakobus 4,2 oder 5,1–6: Dort steht wortwörtlich, dass wir ‘über Leichen gehen’…“
Der Autor nähert sich hier der Demagogie eines Jean Zieglers an. Jeder viel konsumierende Mensch – und in Europa sind dies die allermeisten, auch die relativ bescheiden Lebenden – macht sich schuldig am Tod vieler Unschuldiger, geht über Leichen. Hier wird die Verantwortung so ins Absurde überzogen, dass das Resultat geradezu unvermeidlich das genaue Gegenteil von dem ist, was der Autor in guter Absicht bezweckt: Resignation. Wäre es wirklich meine Verantwortung und Verpflichtung, die Zahl der Toten zu reduzieren, ja den Tod von Unschuldigen um alles in der Welt zu vermeiden, müsste ich nach der Logik auf Konsum fast ganz verzichten. Das will man dann doch nicht gesagt haben, so dass am Ende wieder ein nebeliger „sozialer“ Konsum herauskommt. Aber auch der wird nur zu oft frustrierend bleiben: Aus meiner Einkaufsfahrt mit dem Auto wird eine direkte Mitschuld am Klimakollaps, und wann kann ich eigentlich sicher sein, dass ich nicht am Tod unzähliger Menschen schuldig bin?
Gerade beim wichtigen Thema Armut ist unsere Verantwortung unbedingt zu konkretisieren. Wichtigster Ort der Verantwortung ist die Familie. Es gibt einen klaren biblischen Auftrag, die eigene Familie durch Berufsarbeit zu versorgen, so dass diese nicht in Armut fällt bzw. der Armut entkommt (1 Tim 5,8; Eph 4,28; 1 Thes 4,11). Armutsbekämpfung ist tatsächlich auch eine Verantwortung der Kirche. Sie ist konkret in der eigenen Gemeinde zu reduzieren. Und wie in den Briefen des Paulus deutlich wird, sind notleidende Geschwister in anderen Ländern zu unterstützen.
Wer mehr als genug zum Leben hat, soll nach Möglichkeit anderen helfen. Dies ist nach dem Konzept der „Kreise der Verantwortung“ oder der „moralischen Nähe“ umzusetzen (mehr dazu hier unter diesen beiden Begriffen gegen Ende). In unserer vernetzten Welt, im globalen Dorf, ist diese Verantwortung natürlich nicht auf unseren Gesichtskreis beschränkt. Aber eine globale Verantwortung der Kirche die Armut allgemein auszumerzen, gibt es nicht. Solch eine „Universalverantwortung“ (Spaemann) hat sie einfach nicht. Diese Verantwortung fällt vor allem in den Bereich der Wirtschaft; Politik und Kirchen wirken hier in der Regel auf indirekte Weise (Staaten setzen Rahmenrichtlinien wie z.B. einen funktionierenden Rechtsstaat; in Kirchen werden Tugenden verkündigt und z.B. die Wirtschaft behindernde Zauberkulte verworfen).
Vor über 50 Jahren analysierte auch F.A. von Hayek schon die Extreme der Überdehnung und Missachtung der Verantwortung, die sich gegenseitig bedingen: „Das Verantwortungsgefühl ist in der modernen Zeit sowohl durch eine zu große Ausdehnung der Verantwortungsbereiche des Einzelnen als auch durch seine Entlastung von der Verantwortung für sein Handeln geschwächt worden… Um wirkungsvoll zu sein, muß die Verantwortung sowohl bestimmt als auch begrenzt sein… Es zerstört das Verantwortungsbewußtsein, wenn einem gesagt wird, daß man für alles verantwortlich ist, wie daß man für nichts verantwortlich gemacht werden kann. Freiheit verlangt, daß die Verantwortung des Einzelnen sich nur auf das erstreckt, was er beurteilen kann, daß er in seinen Handlungen nur dies in betracht ziehen muß, was innerhalb des Bereichs seiner Voraussicht liegt, und vor allem, daß er nur für seinen eigene Handlungen (und die seiner Fürsorge anvertrauten Personen) verantwortlich ist – aber nicht für die anderer, die ebenso frei sind.“
Weit weg vom Idealpunkt
Um die Armut und unsere Verantwortung dreht sich auch alles im Interview des „Spiegels“ der letzten Woche mit Peter Singer (Bild o.) unter dem Titel „Geht hin und tut Gutes“ (32/2015). Der Australier ist einer der bekanntesten Philosophen der Gegenwart, der schon seit Jahrzehnten zu wichtigen ethischen Themen Stellung nimmt. Jüngst erschien Singers The Most Good You Can Do – nicht sein erstes Buch zum Thema Armutsbekämpfung.
Singer propagiert einen „effektiven Altruismus“. Dieser, so der „Spiegel“ in seiner Einleitung, „erfordert eine rationale, gänzlich unsentimentale Sicht auf Mitleid, Barmherzigkeit und karitatives Engagement. Es kommt Singer darauf an, den Kosten-Nutzen-Effekt so zu optimieren, dass mit den vorhandenen Mitteln möglichst viele Leute gerettet und das Wohlergehen der größtmöglichen Zahl von Menschen gesteigert werden könne.“
Redakteur Romain Leick steigt mit einer sehr guten Frage ein: „Was erfordert es heute, ein ethisch korrektes Leben zu führen?“ Gefragt wird also nach unserer Verantwortung. Singer: „In der Welt, in der wir leben, reicht es nicht, die Gesetze und die üblichen Gebote einzuhalten, wie: Du sollst nicht töten, du sollst anderen kein Leid zufügen, du sollst nicht stehlen und betrügen. Das ist nicht genug.“
Der Atheist Singer spielt hier natürlich an die Zehn Gebote an, und seine Antwort ist vielsagend. Sich an die Gebote halten reicht nicht. Wer zur Mittelschicht in den wohlhabenderen Ländern gehört, muss „einen deutlichen Beitrag dazu leisten, den wirklich Armen anderswo in der Welt zu helfen. Das ethische Mindestmaß eines guten, akzeptablen Lebens besteht darin, einen substanziellen Teil unserer frei verfügbaren Ressourcen dafür zu verwenden, aus der Welt einen besseren Lebensraum zu machen. Und das ethische Maximum besteht darin, so viel Gutes zu tun, wie wir können.“
Singer stellt fest: „extreme Armut“ dürfe es „einfach nicht geben“, dies habe „oberste Priorität“. Er selbst geht mit gutem Beispiel voran und spendet etwa ein Drittel seines Einkommens an wohltätige Organisationen. Auf einer fiktiven Skala, die, so Leick, „von einem minimalen bis zu einem maximalen ethischen Lebenswandel reicht“, ordnet sich Singer bescheiden in der Mitte ein, „weit weg vom Idealpunkt“; die „meisten Menschen [verharren] leider nahe am Nullpunkt“, so der Philosoph kritisch.
Man übersehe die Spitze nicht: Wer immerhin ein Drittel weggibt, tut längst noch nicht genug. Und mögen z.B. die US-Amerikaner jährlich 250 Milliarden Dollar spenden – von Singer erhielten sie wohl die Note „ungenügend“. Singer erklärt das „ethische Maximum“ zu unserer konkreten Verantwortung, wobei selbst die Vorbildlichen (wie er selbst) diesem Standard bei weitem nicht entsprechen. Wir sollen nicht nur Gutes tun, sondern in der Konsequenz ist das Allerbeste Pflicht. Es bleibt völlig rätselhaft, wie dies nicht zur Resignation führen soll.
Singer ist stolz auf seine knallhart rationale Analyse, spricht sogar von einem „Diktat der Vernunft“. An einer Stelle im Interview wird gut deutlich, zu welchen absurden Folgen dies führt. Leick fragt kritisch nach, ob alle Spenden in die Armutsbekämpfung fließen müssen. Kann es nicht ebenfalls sinnvoll sein, ein Museum zu unterstützen? Singer kategorisch: „In der Logik des effektiven Altruismus genießt die Rettung von Leben beziehungsweise die Herstellung oder Wiederherstellung lebenswerter Umstände höchste Priorität.“ „Ausbau eines Museums“ oder „Spenden für Kunstgenuss“ hätten ihre Berechtigung in einer Welt, in der „alle Armutsprobleme gelöst wären“ – also nie. Leick weist darauf hin, dass Singer selbst in Princeton lehrt, also in einer Hochschule, die u.a. von zahlreichen Spenden ihrer Alumni lebt. Singer kann auch deshalb so viel weggeben, weil andere Wissenschaft fördern oder (seine) Bücher kaufen.
Singer bläht unseren Verantwortungsbereich gewaltig auf. Wie sehr er damit Menschen überfordert, zeigt auch ein Abschnitt in seinem Buch How are we to live?:
„Ich muss, wenn ich ethisch denke, mich in die Situation aller von meiner Handlung Betroffenen versetzen. Ich muss die Interessen meiner Feinde und meiner Freunde berücksichtigen, die von Fremden sowie meiner Familie. Nur wenn ich die Interessen und Vorlieben all dieser Menschen in voller Weise berücksichtigt habe [after taking fully into account the interests and preferences of all these people], denke ich, dass die Handlung tatsächlich besser ist als jede Alternative, und dann kann ich wirklich sagen, dass ich dies tun sollte. Gleichzeitig darf ich die langfristigen Auswirkungen auf die Stärkung von Familienbande, der Schaffung und Förderung von wechselseitigen Beziehungen,… nicht ignorieren.“
Alle Interessen von allen möglicherweise Betroffenen müssen möglichst vollständig berücksichtigt werden, hinzukommen die Folgen – wie soll das gehen?? Muss ein Mensch nicht Gott sein, um all das zu können? Singer fordert, was Schirrmacher (s.o.) leugnet: „Es ist nicht die Aufgabe des Menschen, alles zu verstehen, alle Konsequenzen durchdacht zu haben und den Sinn hinter allem begriffen zu haben…“ Natürlich muss, so ja auch Bonhoeffer, „in der gegebenen Situation beobachtet, abgewogen, gewertet, entschieden werden“, doch „alles in der Begrenzung menschlicher Erkenntnis überhaupt“. Und von dieser Begrenzung bleibt bei Singer nichts mehr übrig. F.A. von Hayek nannte dies die „Anmaßung von Wissen“.
In den guten Grenzen Gottes leben
Peter Singer vertritt die Position des ethischen Utilitarismus: In der Moral geht es wesentlich darum, den Nutzen (lat. utilitas) einer größtmöglichen Anzahl von Menschen zu erhöhen. Die Frage, worin dieser Nutzen im Einzelnen besteht, wird dabei unterschiedlich beantwortet. Utilitaristen sind dabei alle radikale Konsequentialisten: das Ergebnis des Handelns zählt, sonst nichts; Motive sind zu vernachlässigen (so Singer auch ausdrücklich im Interview).
Der Utilitarismus in seinen verschiedenen Varianten ist wohl die einflussreichste ethische Strömung des 20. Jahrhunderts, und Singer ist nur ein gegenwärtig prominenter Vertreter. Wenn in erster Linie mit einem Rückgriff auf die Zweckmäßigkeit eine Diskussion um Moral entschieden werden soll, dann begegnen wir dem Utilitarismus. Dass die Folgen des Handelns zu berücksichtigen sind, dass also unser Tun bestimmte Ziele und Zwecke erreichen sollte, leugnet kaum jemand; Zweckmäßigkeit ist tatsächlich ein wichtiges Kriterium. Der Utilitarismus scheitert jedoch an der Kalkulation der Konsequenzen, die sein A und O darstellt.
Hier stellen sich viele Fragen: Welcher Nutzen soll hier eigentlich im Einzelnen kalkuliert werden? Bei Singer ist es der Rückgang der materiellen Armut. Warum aber nicht die Dummheit als Hauptübel identifizieren, so dass Bildung einen viel höheren Stellenwert gewinnt? Und wenn das Gute unbedingt zu maximieren ist, warum dann auf Freiwilligkeit setzen, wo doch die Motive nicht ausschlaggebend sind? Wäre es zum Beispiel nicht sinnvoller, die Steuern radikal zu erhöhen, um das Problem der extremen Armut ein für allemal zu lösen? Dann gehen aber libertäre Utilitaristen auf die Barrikaden, für die eben die Freiheit allein der höchste Wert ist. – Der Utilitarismus allein ist nicht in der Lage die Normen, die er setzt, zu begründen und ihre Herkunft zu erklären.
Robert Spaemann geht in „Wer hat wofür Verantwortung?“ (s.o.) ebenfalls auf die Schwächen des Utilitarismus ein. „Im Streit um Deontologie [eine normative, an der Pflicht orientierte Ethik; von gr. deon – Pflicht] und Konsequentialismus geht es also gar nicht darum, ob wir für bestimmte Wirkungen unserer Handlungen die Verantwortung zu tragen haben oder nicht, sondern es geht darum, für welche Wirkungen… Die Frage lautet: Wer hat wofür Verantwortung?“ Und hier antwortet der Konsequentialist: „prinzipiell [für] alles, zumindest alles, was wir hätten voraussehen können. Jeder hat die Pflicht, mit jeder Handlung und Unterlassung den Gesamtzustand der Wirklichkeit zu optimieren.“
Spaemann stellt sehr gut dar, dass die Pflicht zur Optimierung „aus Bereichen [stammt], in denen Strategien der Nutenmaximierung die adäquate Handlungsform darstellen. Der Konsequentialismus ist die Übertragung eines technischen Bewertungsmodells auf die Ethik.“ Die Optimierung von Prozessen ist in manchen Handlungsfeldern wie der Produktion von Industriegütern natürlich ein oberstes Ziel. Wird dieses Prinzip von einem sinnvollen, weil nämlich begrenzten Anwendungsgebiet wie in einem Betrieb auf die „unbeschränkte Wirklichkeit“ übertragen, ist das Scheitern vorprogrammiert. Denn es ist „vollkommen phantastisch, alle möglichen Gesamtverläufe des Weltgeschehens einem Wertvergleich zu unterwerfen.“
Nur Gott ist dazu in der Lage, den tatsächlichen Gesamtzustand der Wirklichkeit zu optimieren; nur er ist für das umfassende Wohl des Universums zuständig; und nur er verfügt über das nötige Wissen, um einen wirklich globalen Plan auszuführen. Alles menschliche Handeln und Denken geschieht dagegen in der „Begrenzung durch unsere Geschöpflichkeit“, wie Bonhoeffer betonte.
Es ist daher sicher kein Zufall, dass die radikalen Utilitaristen meist auch radikale Atheisten sind (wie Singer). Die Schöpfung durch Gott wird verworfen, was den letzten Grund unserer Begrenzung verwirft. Und wenn Gott nicht existiert, sind tatsächlich allein wir Menschen radikal und umfassend für alles verantwortlich (wie schon Sartre feststellte, so Spaemann).
Der Aufstand gegen Gott, das Sündersein, drückt sich vor allem auch dadurch aus, dass wir nicht als begrenzte Geschöpfe leben wollen. Dies führte US-Theologe Reinhold Niebuhr (1892–1971) in The Nature and Destiny of Man gut aus. Der sündige Mensch will „die Grenzen seiner menschlichen Geschöpflichkeit überschreiten“. Er ignoriert seine Grenzen und gibt vor, er sei nicht begrenzt. Er glaubt, er könne „nach und nach die endlichen Begrenzungen übersteigen, bis sein Geist mit dem universellen Geist [mind] eins wird.“ Der Mensch nimmt den Platz Gottes ein und verfällt dem Stolz, der all sein kulturelles Handeln infiziert.
Gott hat uns als Geschöpfen die Grenzen seiner Gebote gesetzt, in deren Rahmen wir gut leben können. Er hat uns Schöpfungsordnungen wie Staat, Kirche, Familie und Wirtschaft gegeben, die uns jeweils vor begrenzte Aufgaben stellen und begrenzte Vollmachten mit sich bringen. Er hat jedem Einzelnen in seiner Geschöpflichkeit mit Körper und Geschlecht, Charakter und Herkunft, Kultur und Sprache Grenzen gesetzt. Diese sind natürlich nicht immer absolut und unveränderbar (so lässt sich z.B. am eigenen Charakter Gott sei Dank arbeiten), weil auch dem historischen Wandel unterworfen (man denke an frühere feste Standesgrenzen).
Diese Begrenzungen bedeuten negativ, dass ich längst nicht alles machen kann – vielleicht auch nicht alles, was ich gerne möchte. Positiv gilt aber, dass ich nicht alles machen muss und nicht für alles verantwortlich bin. Gott hat uns mit begrenzten Möglichkeiten und Gaben ausgestattet, und das ist gut so. Deshalb legt er jedem nur begrenzte Aufgaben vor die Füße.
Die Geschöpflichkeit ist also neu zu entdecken; die Schöpfung muss wieder als grundlegende Kategorie der Theologie und Ethik begriffen werden. Vor allem sind die Schöpfungsordnungen in ihrer Bedeutung für die Differenzierung der Ethik zu sehen. Gerade in ihnen ist unsere Verantwortung, dem Gebot der Nächstenliebe zu folgen, zu verwirklichen. Leider droht besonders dieser Kern der neutestamentlichen Ethik wegen der Überdehnung und Maximierung der Verantwortung zu zerfasern.
In gewisser Hinsicht ist das Gebot der Nächstenliebe natürlich grenzenlos aufzufassen: über alle Grenzen von Nationalität, Religion, Rasse, Entfernung hinweg sind unter Umständen die Bedürfnisse des Nächsten über die eigenen zu stellen. Oder anders formuliert: jedem, der meine Hilfe braucht, kann ich zum Nächsten werden. Aber es heißt in der Bibel ja nicht: liebt die ganze Welt, liebt ‘maximal’ oder tut das Allerbeste – und dann konkret: tue alles, was in deinen Möglichkeiten steht, damit kein Kind in Afrika mehr vor Hunger umkommt usw. Ich soll den Nächsten lieben – so viel, mehr aber auch nicht. Auch die Nächstenliebe hat in sich Grenzen; auch der Barmherzige Samariter hatte sicher einen begrenzten Geldbeutel, und dies setzte seiner Verantwortung Grenzen.
Werden Grenzen wie diese missachtet, führt dies schnell zu schlechtem Gewissen und Überforderung, zu Resignation und Scheitern. Denn dem Ideal des Allerbesten und der größten Menge des Guten – „the most good“ bei Singer – genügt niemand. Der Australier stiftet letztlich Verwirrung, weil bei ihm unklar bleibt, wann wir unserer Verantwortung wirklich gerecht werden. Das, was wir erreichen können (The Most Good You Can Do), reicht bei ihm eben doch nicht – erreicht wird das Ideal lange nicht. Dies wiederum führt paradoxerweise dazu, dass oft das Gute, das wir tun sollen, auf der Strecke bleibt. Dass Aufforderungen zum Handeln mit einem zynischen „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ vom Tisch gewischt werden. Gott ist der Hüter der Menschheit, der über uns alle wacht. Er hat uns in der Person seines Sohnes durchaus ein Ideal vor Augen gestellt, dem wir folgen sollen. Aber diese Nachfolge führt eben nicht über die konkreten Verantwortlichkeiten in der Schöpfung hinaus. „Geht hin und tut Gutes“ ist schon ein gute Zusammenfassung der Ethik. Nur ist das Gute eben nicht das von Menschen zum Allerbesten erklärte, sondern das Wohl des Nächsten, dem ich durch Gottes Führung begegne und dessen Not und Hut dann im Bereich meiner Verantwortung liegen.
[…] mein Nächster, dann müsste ich eigentlich entsprechend handeln (zur Verantwortung mehr hier). Wenn jedoch jeder mein Nächster ist, ist gar keiner mehr mein Nächster; wenn ich ‘überall’ […]