Am Ort des Grauens

Am Ort des Grauens

Vor genau siebzig Jahren wurde Auschwitz von Einheiten der Roten Armee besetzt. Das Vernichtungslager westlich von Krakau ist mit über einer Million Toten, die dort ermordet wurden, wohl der blutigste Ort auf Erden. In Belzec, Sobibor und Treblinka, wo ebenfalls Hunderttausende umkamen, wurde der Mordapparat wegen der nahenden Front schon 1943 eingestellt. Dort gelang es den Nazis, die Anlagen komplett zu schleifen und Spuren zu verwischen. In Auschwitz ging die Vergasung noch bis Ende 1944 weiter. Die systematische Zerstörung gelang nur noch in Teilen. Am 26. Januar 1945 wurde das letzte Krematorium zur Leichenverbrennung gesprengt – schon am folgenden Tag standen sowjetische Soldaten im Lager.

Auschwitz war die mit Abstand größte Mordfabrik der Deutschen im Osten. Die Backsteingebäude vom Stammlager Auschwitz I blieben erhalten und beherbergen nun das Museum (Internetseite leider nur auf Polnisch und Englisch). Das dortige „Effektenlager“ entging der Verbrennung durch die SS. Daher erschrickt der Besucher heute angesichts der Tonnen von Brillen, Haaren, Koffern, Rasierpinseln, Zahnbürsten, Schuhen, Kleidung, die hinter Glas in riesigen Vitrinen ausgestellt sind. Alles hatte man den Gefangenen abgenommen und für die Verwertung vorbereitet (das Effektenlager „Kanada“ direkt neben den Krematorien von Auschwitz II wurde allerdings zerstört).

Ein paar Kilometer vom KZ Auschwitz entfernt errichteten die Nazis das Vernichtungslager Birkenau – Auschwitz II. Auf dem 170 Hektar großen Gebiet standen hunderte hölzerne Baracken. Einige wurde für Besucher wieder aufgebaut, von vielen anderen stehen nur noch die Kaminschlote. Das lange Eingangsgebäude mit Tor und Zugeinfahrt ist geradezu Symbol für den Vernichtungswahn der Nazis.

Die gewaltigen Ausmaße des Geländes erschließen sich nur durch einen Besuch vor Ort. Hinter dem Eingang geht man an der Selektionsrampe entlang über einen Kilometer bis zum Ort der Gaskammern. Die Reste der Sprengungen ließ man weitgehend unberührt. Direkt daneben befindet sich nun die Gedenkstätte. Eineinhalb Millionen Besucher kamen im vergangenen Jahr, davon 400.000 aus Polen. Nur etwa 5 Prozent der Besucher waren Deutsche; Briten, Amerikaner und Italiener kamen zahlreicher an den Ort des Grauens.

Rima und Holger waren Mitte Januar 2004 in Auschwitz (poln. Oswiecim).  Die Mitarbeiter der Studentenmission aus dem nördlichen Zentraleuropa treffen sich jährlich meist in Wysla, nahe des Dreiländerecks Polen, Tschechien und Slowakei. Von dort ist man in einer knappen Autostunde in Oswiecim. Wir nutzten einen freien Nachmittag, um diesen geschichtsträchtigen Ort auf sich wirken zu lassen. Hier einige Bilder von damals:

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Das Einfahrtstor von Auschwitz-Birkenau; man blickt von der Innenseite nach draußen

Auschwitz

Die Selektionsrampe (s. Foto ganz o.): in einem Beitrag des ZDF wurden historische Bilder auf heutige Aufnahmen überblendet

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Von den Nazis umfunktionierte Kasernenblocks in Auschwitz I

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Das bekannte Eingangstor

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Lange Fotoreihen mit polnischen KZ-Opfern im Museum

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Berge von Schuhen hinter Glas – wohl nur hier gibt es so etwas in dieser Dimension zu sehen

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Mit Namen und Adressen beschriftete Koffer – man ließ die zu Vergasenden im Glauben, dass sie ihre Habseligkeiten wiederbekommen

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Nachgebaute Pritschen der Gefangenen im Museum

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Erschießungswand im Stammlager

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Gesprengte Gaskammer; rechts Stufen der Gedächtnisstelle

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Blick von Höhe der Gaskammern über das weite Gelände