„Allianz-Synode“
Am vergangenen Wochenende fand in Biržai die 347. Synode der litauischen reformierten Kirche statt. Etwa 30 Delegierte aus den 10 Gemeinden, Pfarrer und Kuratoren (Älteste) nahmen an dieser jährlichen ‘Hauptversammlung’ der Kirche teil. Spannende und lange Diskussionen wie während der Synode im vergangenen Jahr gab es dieses Mal nicht; auch Wahlen zum Konsistorium stehen erst wieder 2016 an.
Ein junger Student des EBI in Vilnius, Vaidotas Ickys, wurde zum Lektor gewählt. Damit ist er zu Predigtdiensten in der gesamten Kirche berechtigt. Anwesend war auch Frank van Dalen aus South Carolina in den USA. Er leitet noch bis zum Jahresende die Missionsarbeit („World Witness“) der „Associate Reformed Presbyterian Church“. Die ARP geht vor allem auf schottische Wurzeln zurück und ist mit zweihundert Jahren eine der ältesten reformierten Kirche in Nordamerika. Sie ist theologisch eher konservativ und gehört zum Dachverband der „World Reformed Fellowship“. Mit der etwa 30.000 Mitglieder zählenden Kirche wird die litauische reformierte Synode höchstwahrscheinlich eine offizielle Partnerschaft eingehen. Van Dalen und seine Frau werden im kommenden Jahr als Missionare nach Litauen kommen.
Bei der Synode konnte auch die Neuausgabe des Heidelberger Katechismus vorgestellt werden. Am Tag zuvor hatte Pfr. Raimondas Stankevičius die eintausend Exemplare bei der Baltoprint-Druckerei abgeholt. Der Besitzer und Manager der Druckerei, Artūras Karosas, hat ein kleines Wunder getan und in kurzer Zeit ein sehr schönes Büchlein in seinem Haus produziert. Zweifarbig mit hartem Umschlag, Leseband und farbigen Seiten – die hochwertige Ausfertigung passt zum Inhalt. Karosas, Mitglied der Wort-des-Glaubens-Gemeinde in Vilnius, hat einen Sonderpreis gemacht. (Hier und hier kann die neue litauische Ausgabe neben vielen anderen Übersetzungen schon eingesehen werden.)
Der Heidelberger ist das wohl ökumenischste der klassischen protestantischen Bekenntnisse, und auch an unserer Neuausgabe haben Mitglieder anderer Kirchen mitgearbeitet wie die Baptisten Albertas und Nijolė Latužis oder auch Aistė Pangonytė von der Staatlichen litauischen Sprachkommission (sie ist auch Mitglied der Wort-des-Glaubens-Gemeinde in Vilnius). Auch bei der Synode gab es einen schönen Allianz-Akzent: Generalsuperintendent Tomas Sernas überreichte der Wort-des-Glauben-Pastorin aus Šiauliai mit als erster einen Heidelberger (s. Foto).
Stichwort Allianz: Litauen ist ja eines der wenigen Länder in Europa, in denen es keine Evangelische Allianz gibt. Doch langsam geht es hier voran (dazu an anderer Stelle bald mehr). Und auch die Zusammenarbeit einzelner evangelischer Kirchen bessert sich. Bei dieser Synode waren erstmals recht zahlreiche Besucher aus befreundeten Kirchen anwesend, insgesamt ein Dutzend. Sie beobachteten den Synodenverlauf, um selbst von dieser Art der Selbstverwaltung zu lernen. Am Samstagnachmittag folgte in einer längeren Sitzungspause eine mehrstündige Gesprächsrunde im Gemeindesaal. Pastoren und Leiter aus der gastgebenden reformierten Kirche, aus der City Church in Klaipėda und aus den Wort-des-Glaubens-Gemeinden trafen sich in dieser großen Zahl das erste Mal und tauschten sich intensiv aus. Von anderen lernen und die eigenen Stärken einbringen – dieser Geist hat Fuß gefasst und lässt für die Zukunft hoffen. Für den Herbst ist eine gemeinsame Konferenz oder Tagung angepeilt.