Riga – Kulturhauptstadt 2014!

Riga, die lettische Haupstadt, ist gerade 130km oder zwei Autostunden von unserem Wohnort entfernt – Nachbarschaft. Hier ein Gastbeitrag von Holgers Bruder Olaf Lahayne (s. übrigens hier) zu dem kulturellen Großereignis bei den Letten im kommenden Jahr:

Seit 1985 verleiht die EU einer Stadt auf ihrem Gebiet für ein Jahr den Titel „Kulturhauptstadt“; seit 2001 ‚amtieren’ zumeist zwei Städte parallel. Damit soll, so seinerzeit der Beschluss, „einer Kultur Ausdruck verliehen werden, die sich in ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer zeitgenössischen Entwicklung sowohl durch Gemeinsamkeiten als auch durch einen aus der Vielfalt hervorgegangenen Reichtum auszeichnet.“ Mit den Erweiterungen der EU wurden auch die neuen Mitgliedsstaaten berücksichtigt: So war Vilnius 2009 Kulturhauptstadt (zusammen mit Linz), Tallinn (mit Turku) 2011, und 2014 ist Riga dran, gemeinsam mit dem schwedischen Umeå. Viele Städte nahmen dies zum Anlass, mehr oder weniger spektakuläre Neubauten zu errichten. So entstanden etwa am Hafen von Marseille, der aktuellen Kulturhauptstadt, gleich mehrere neue Museen.

Da mag man sich offensichtlich auch in Riga nicht lumpen lassen: Auf der Westseite der Daugava entstand ein moderner Neubau für die Nationalbibliothek, malerisch „Palast des Lichtes“ (Gaismas Pils) benannt. Dieser wird zu Beginn des Kulturhauptstadt-Jahres mit einer originellen Aktion eröffnet: Über eine Menschenkette sollen am 18. Januar die Bücher (oder zumindest ein Teil davon) aus dem Altbau der Bibliothek in den Neubau transportiert werden.

Es folgt in den nächsten Monaten ein dichtes Programm, wobei man – entsprechend der Tradition – einen Schwerpunkt auf das musikalische Gebiet gelegt hat.

Man darf gespannt sein, ob es der Stadt damit gelingt, kurz- und langfristig die Zahl der Besucher zu erhöhen. Es ist auch zu hoffen, dass die Stadt damit auch für die Einwohner selber attraktiver und lebenswerter wird. Denn nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise schrumpft Lettlands Bevölkerung: Die Einwohnerzahl dürfte demnächst unter 2 Millionen sinken; die Bevölkerung Rigas ist von 900.000 um 1990 auf weniger als 700.000 gefallen. Dies liegt einerseits an der niedrigen Geburtenrate, andererseits an der Abwanderung speziell nach Westeuropa.

Fürs erste aber sollte man im nächsten Jahr versuchen zu genießen, was das Kulturhauptstadtjahr-Programm in und um Riga bereithält; darüber kann man sich natürlich auch im Internet auf Englisch oder Deutsch informieren.

Riga ist für seine Jugendstilarchitektur bekannt. Foto o.: das Treppenhaus im Jugendstil-Zentrum / Art Nouveau-Museum (s. hier). Hier noch ein paar weitere Bilder.

Prächtige Fassaden

Am Ufer der zugefrorenen Daugava / Düna (Foto O. Lahayne)

Gotische Kirchen in der im 13. Jhdt. gegründeten Stadt

Im Hintergrund: das Schwarzhäupterhaus, vor einigen Jahren wiederaufgebaut – früher Symbol des Reichtums der Stadt