Stärken und Schwächen einer Studentenmission

Stärken und Schwächen einer Studentenmission

Seit 1997 sind wir mit der litauischen Studentenmission LKSB eng verbunden. Damals kam im Herbst eine schweizer Truppe an die hiesige Uni. Nach der evangelistischen Woche übernahm Rima die Leitung der entstandenen Studentengruppe. 2001 gingen wir vollzeitlich zu LKSB. Unsere Aufgaben haben sich seitdem verändert. In den Gruppen selbst waren wir vor allem 1997–2005 aktiv. Nun leitet Holger seit einigen Jahren den Vorstand.

Damals wie heute stehen wir fest hinter der Bewegung, denn wir sind überzeugt, dass eine Präsenz der Evangelischen an den Hochschulen Litauens unbedingt nötig ist – denn das Evangelium gehört auch dorthin. Ein evangelistisches Zeugnis der Studenten in den Universitäten ist unbedingt zu unterstützen. Und junge Christen, gerade auch die aus protestantischen Kirchen, brauchen Ermutigung auf diesem Feld der weltanschaulichen Auseinandersetzungen.

Wir kennen also den ‘Laden’, haben vier Generalsekretäre kommen bzw. gehen sehen. Nach all den Jahren ergibt sich für uns ein recht klares Bild der Stärken und Schwächen der litauischen Studentenmission.

Zu den Stärken von LKSB gehört die konstant hohe missionarische Motivation. Diese zeigte sich im September bei den Hochschultagen. So eine evangelistische Woche ist in Litauen durchaus etwas besonderes, da viele Gemeinden der Mut zur Evangelisation verlassen hat. Studenten und Mitarbeiter haben in diese Veranstaltungsreihe viel investiert und damit sogar die Gemeinden ermutigt.  (Foto o.: Aufführung des Markus-Dramas.)

Wie lebendig der evangelistische Geist ist, zeigt auch der „Christsein entdecken“-Kurs (zur deutschen Ausgabe hier, das britische Original hier). Mehrere Gruppen arbeiten nun mit dem Material – eine Einführung in den Glauben für Außenstehende. Teilnehmer- und Leiterheft wurden im Herbst gedruckt. Die viele Arbeit (wie z.B. noch mit den Kurzvorträgen auf Video) wird von den wenigen Mitarbeitern deshalb bewältigt, weil alle hoch motiviert sind.

Natürlich hilft hier auch die Einbindung in die weltweite IFES-Familie. Auf Veranstaltungen für Mitarbeiter und Studenten werden viele missionarische Anregungen gegeben, die in der Arbeit umgesetzt werden. Schießlich sei auch noch bemerkt, dass der evangelistische Geist in so einer kleinen Bewegung geradezu überlebensnotwendig ist – andernfalls würden die Gruppen eingehen und die ganze Arbeit ganz schnell verschwinden.

Manche Stärke wäre noch zu nennen, wie die für litauische Verhältnisse warmen und vertrauensvollen Beziehungen auf allen Ebenen. Kommen wir aber nun zu den Schwächen oder genauer: der Schwäche. Im Englischen gibt es das Wort „governance“, das dieses Problemfeld gut umschreibt. Es geht um Organisations- und Leitungsstrukturen. Hier hat LKSB schon traditionell ein großes Defizit.

Einige Symptome der Krankheit: Im Mai stellte sich heraus, dass bei der Konferenz im März Mitglieder abgestimmt hatten, die eigentlich laut Satzung keine Mitglieder sein können und auch nicht stimmberechtigt sind. Die Mitarbeiter haben Verträge mit ehrenamtlichen Helfern abgeschlossen – ohne Segen des Vorstands. Akvilė, im März in den Vorstand gewählt, sagte offen, dass dies Leitungsgremium ihr als bloßer Beirat erschien, mehr nicht; dabei trifft der Vorstand laut Satzung grundlegende Entscheidungen. Der Generalsekretär fragt sich, ob er ein Stimmrecht im Vorstand hat – er hat es eindeutig nicht. Doch was sagt das über eine Organisation, wenn der Leiter der Exekutive hier verwirrt ist?

Die studentische Selbstverwaltung in den Gruppen ist in den Kinderschuhen. Irgendwie ist der zuständige Mitarbeiter der Boss in der Uni-Gruppe. Die Mitsprache der Studenten in der Gesamtarbeit ist zu gering. Nun schon seit Jahrzehnten haben die Mitarbeiter eine dominierende Rolle, obwohl laut Satzung die Entscheidungszentren bei den studentischen Leitern vor Ort, in der Mitgliederkonferenz und im Vorstand liegen.

Die Schulung für die Vorstände aus den baltischen Ländern im Mai hat uns hier vorangebracht. Holger hat nun einen dreiseitigen Text verfasst, der präzise die Satzung erläutert und interpretiert, denn immer wieder geht es um das Verständnis dieser ‘Verfassung’ von LKSB: Mitgliedschaft, Gruppen, Vorstand, Konferenz, Mitarbeiter usw. – Wer macht macht was und hat welche Kompetenzen? Wer ist wem verantwortlich? Wer bestimmt in welchem Gremium über was? Grundlegende Dinge, die nun endlich konsequent angegangen werden. Holger hat die Mitarbeiter beauftragt, mit den Studenten eine Wahlordnung für die Leitung der Gruppen zu erstellen. Die vorgeschriebene Leiterwahl ist bisher schlicht ignoriert worden.

Die Ursachen? Drei Dinge sollen hier nur genannt werden: autoritäre Strukturen in der Gesellschaft (auf katholisches wie auch sowjetisches Erbe zurückzuführen); Verachtung von Satzungsfragen in vielen Gemeinden, weil vermeintlich zweitrangig oder gar ungeistlich; und auf Seiten von Ausländern wie Holger wurde allzu oft aus Vertrauenvorschuß Naivität und Gutgläubigkeit: man geht davon aus, dass viele Dinge laufen – tun sie aber häufig nicht.

Das neue Logo von LKSB unterstreicht auch optisch: wir arbeiten an einem Neustart, um endlich als Organisation  auf stabilen Füßen zu stehen .

LKSB_LOGO