Mehr Unabhängigkeit dank „Independence“

Mehr Unabhängigkeit dank „Independence“

Die jüngere litauische Geschichte kennt eine Vielzahl von bedeutenden Daten. Immer ging es um die Unabhängigkeit. Alles begann mit dem 23. August 1987, dem Tag des Hitler-Stalin-Pakts, als sich am Denkmal des Dichter Adomas Mickevičius in Vilnius Dissidenten zu einer ersten Demonstration versammelten. Im Jahr darauf wurde die Unabhängigkeitsbewegung Sąjūdis gegründet.  Erste freie Wahlen zu einem Parlament, noch Oberster Sowjet genannt, fanden am 24. Februar 1990 statt. Im Monat darauf, am 11. März, wurde die Unabhängigkeit ausgerufen. 1991 folgte die Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Litauens – am 9. Februar sprachen sich über 90% dafür aus. Anfang 1993 wählten die Bürger in direkter und freier Wahl ein Staatsoberhaupt – wie zuletzt 1926. Ein weiteres wichtigstes Datum:  am 31. August 1993 zogen die letzten Einheiten der Roten Armee aus Litauen ab.

Ein zweite Welle geschichtsträchtiger Daten folgte ein Jahrzehnt später: Georg Bushs Besuch in Vilnius am 22. November 2002; der Nato-Beitritt am 29. März 2004 und die Mitgliedschaft in der EU am 1. Mai gleichen Jahres. Und nun, wiederum zehn Jahre später, wird die politische und militärische Einbindung in den Westen durch einen weiteren Eckstein vollendet: die Energie-Unabhängigkeit.

Am 27. Oktober 2014 lief das norwegische Schiff „Independence“ in den Hafen von Klaipėda ein. Der in Korea gebaute 300m lange Riese ist ein schwimmender Flüssiggasterminal: Wie auf dem Bild o. zu sehen können neben ihm Tankschiffe anlegen, deren Ladung über die „Independence“ wieder zu Gas verwandelt und die litauischen Leitungen eingespeist wird (im Dezember wird die „Independence“  in den Betrieb gehen; mehr Infos hier; im Bild o. rechts die Kurische Nehrung). Damit wird Litauen unabhängiger vom russischen Gas, das bisher noch allein den Bedarf des Landes deckt.  Auch das Preisdiktat von Gazprom dürfte damit der Vergangenheit angehören.  Einen guten Überblick über das Projekt und seine Bedeutung gibt es hier bei der NZZ; die FAZ spricht vom „Russland-Brecher“. Die DW hat einen guten TV-Beitrag über den gestrigen Tag und die Feierlichkeiten produziert; dort ist auch die litauische Präsidentin Grybauskaitė zu hören (s. Foto u.), die mal wieder ihre Worte nicht in Watte packt und die „Nachbarn“, also Russland, erwähnt, die dies Projekt verhindern wollten.

Zur Zeit wird auch eine Stromkabel zwischen Litauen und Schweden auf dem Ostseegrund verlegt, und eine Stromtrasse nach Polen ist im Bau. Sind diese Großprojekte fertiggestellt, wird die energetische Unabhängigkeit Litauens und des gesamten Baltikums weitere große Schritte vorangekommen sein.

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Foto: president.lt