Gabriele Kuby: „Gender Revolution“

Gabriele Kuby: „Gender Revolution“

Vom 11. bis 15. Mai besuchte die bekannte deutsche Autorin Gabriele Kuby Litauen, hielt Vorträge an Hochschulen wie in Klaipėda und Kaunas. In Vilnius nahm sie an einer Konferenz im Parlament teil. Anlass der Reise war das Buch Die Gender Revolution, das der katholische Verlag „Artuma“, der ein Familienjournal produziert, jüngst herausgegeben hat. Der litauische Titel lautet Gender revoliucija – Buldozerinis reliatyvizmas. Kubys Vortrag im Seimas ist hier zu sehen, wobei allerdings nur die litauische Übersetzung zu hören ist. gabriele-kuby_gender-revoliucija_virselis

Kubys Thema ist die globale sexuelle Revolution (so auch dieser Buchtitel) und das Gender Mainstreaming. In deutscher Sprache finden sich Informationen dazu hier bei der OJC. K. Maschers Beitrag „Geschlechtslos in die Zukunft? Von der Polarität der Geschlechter zu fließenden Identitäten“ aus „Salzkorn“-Nr. 5/2006 gibt es in litauischer Sprache hier auf den LKSB-Seiten.

Im bischöflichen Zentrum in Šiauliai sprach Kuby am 13. Mai eingangs über ihren persönlichen Werdegang. Die Tochter des Journalisten und Publizisten Erich Kuby (und Schwester des Dokumentarfilmers und Autors Clemens Kuby) studierte in Berlin und Konstanz Soziologie. Kuby, Jahrgang 1944, heiratete 1979. Mit Wolfgang Furth hat Kuby drei Kinder; die Ehe wurde jedoch 1999 geschieden. Auf zdflogin zu ihrer eigenen Ehe: „Getrennt haben wir uns, bevor ich Gott als Realität erfahren habe. Das kam dann direkt nach der Trennung. Ich wollte am Ende des vereinbarten Trennungsjahres in der Ehe bleiben.“

Kuby war als (Schul-)Kind evangelisch getauft worden. In den 70er Jahren interessierte sie sich stark für Esoterik. Ihren Weg zum katholischen Glauben hat sie in dem Buch Mein Weg zu Maria dargelegt. 1997 wurde Kuby in die Kirche Roms aufgenommen. Seitdem ist sie eine kämpferische Streiterin für eine konservative Theologie und Ethik.

In Šiauliai ging Kuby in ihrem englischen Vortrag natürlich auf den Sieg von Thomas Neuwirth alias Chonchita Wurst beim ESC ein – „ein Symbol des Verfalls unserer Kultur“. Sie erwähnte auch den Vorfall zu Weihnachten im vergangenen Jahr, als eine Femen-Aktivistin halbnackt auf den Altar im Kölner Dom stürmte und die Messe von Kardinal Meisner (nach dem der Saal im Bischofszentrum in Šiauliai benannt ist) störte. Auf ihrem Oberkörper stand „I Am God“ – ich bin Gott. Kuby sieht in diesem Slogan die Grundüberzeugung der Gender-Aktivisten: „Ich will Gott sein, und ich will entscheiden, ob ich Mann oder Frau bin.“

Siauliai

Kuby in Šiauliai mit Übersetzerin; links in der ersten Reihe Bischof Bartulis

Kuby wies darauf hin, dass sie als ehemalige 68erin durch die Lektüre von Joseph D. Unwins Buch Sex and Culture zum Umdenken angeregt wurde. Ein sehr gute Zusammenfassung der Thesen des Forschers in deutscher Sprache gibt es hier.

Außerdem strich die Autorin die Bedeutung von Simone de Beauvoir heraus, der langjährigen Lebensgefährtin des Philosophen Jean-Paul Sartre, die das epochemachende Werk Das andere Geschlecht (1949) schrieb – die Bibel des modernen Feminismus (eine Einleitung zu Beauvoir und dem Werk in litauischer Sprache von Holger gibt es hier). Schließlich nannte Kuby natürlich noch Judith Butler und deren Buch Das Unbehagen der Geschlechter.

Kuby stellte dar, dass der Slogan des radikalen Feminismus im Zuge von de Beauvoir und Butler die Verweigerung des Dienens ist: „Ich will nicht dienen – nicht Gott, nicht dem Ehemann, nicht den Kindern“. Sehr gut zeigte sie auch, wie sich der Sprachgebrauch gewandelt hat und nun bekannte Begriffe wie Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Diskriminierung und Menschenrechte umgepolt wurden. Nun werden mit diesen Worten Dinge verbunden, die mit der ursprünglichen Bedeutung mitunter gar nichts mehr zu tun haben.

Christen, so Kuby, müssen sich dieser Realität stellen und sich mit der wissenschaftlichen Diskussion vertraut machen. Sie empfahl den TV-Film „Das Gleichstellungs-Paradox“ des norwegischen Komikers und Journalisten Harald Eia. Eias Beitrag ist tatsächlich absolut sehenswert. In einer guten halben Stunde geht er der Frage nach, warum ausgerechnet in Norwegen, das alle internationalen Gleichstellungs-Rankings anführt, in Ingenieurberufen nur 10 Prozent Frauen und in Pflegeberufen nur 10 Prozent Männer arbeiten. Wie kommt das? Eia interviewt zahlreiche Fachleute, und am Ende zeigt sich geradezu peinlich, wie ideologisch verbohrt die Gender-„Wissenschaftler“ sind. Unbedingt reinsehen (norwegisch mit deutschen Untertiteln)!

Ein letzter Hinweis Kubys galt dem Life Ball in Wien, der dort wie schon seit über zwanzig Jahren wieder Ende Mai stattfinden wird . Ein gewaltiger Wohltätigkeitsrummel mit viel Prominenz wie den Clintons. Unter dem Motto „Fighting Aids & Celebrating Life“ geht es um Spenden für die AIDS-Bekämpfung, aber eben nicht nur das. Das diesjährige äußerst provozierende Plakat, das auch die Pressemappe ziert, zeigt, dass es um mehr geht: Unter dem Motto „Ich bin Adam. Ich bin Eva. Ich bin ich“ ist eine Frau mit männlichem Geschlechtsteil dargestellt. Natürlich hat dies zu viel Wirbel und Protest geführt, s. hier.

Hier zeigte sich nun aber auch eine Schwäche von Kuby. Kämpferische Aktivistinnen wie sie müssen darauf achten, die Fakten korrekt wiederzugeben und nicht an jeder Ecke eine Verschwörung auszumachen. In Šiauliai legte sie dar, die katholische Juristin Gudrun Kugler, Mitgründerin der  Internetplattform www.christianophobia.eu, habe auf ihrer Facebook-Seite zu Protesten gegen dies Plakat aufrufen wollen. Daraufhin habe Facebook ihre Seite geschlossen. Es wurde der Eindruck erweckt, Facebook wolle solche Stimmen unterdrücken. Dies ist aber nicht der Fall, denn das einzige Problem war die Nacktdarstellungvdes Plakats, die nach strengen amerikanischen Kriterien mehr oder weniger automatisch gerügt wird. Kugler selbst schreibt:

„Hier hatte ich das schreckliche Life-Ball-Plakat hochgeladen und facebook hat mich gerügt!! “We removed this content because it doesn’t follow the Facebook Community Standards regarding nudity.” —- und in Wien ist es plakatiert…!!!! Und ich (!) musste Facebook bestaetigen, dass ich so etwas nie wieder tue!!“

Natürlich ist dies in gewisser Weise absurd. Doch Facebook hat wenigstens gewisse Standards, an die man sich hält – zum Glück! Von Zensur o.ä. kann also keine Rede sein. Das Problem ist natürlich die Wiener Stadtverwaltung.

Fazit: Man kann dem Buch von Kuby nur Erfolg wünschen. Es wird in Litauen, wo solide Informationen aus christlicher Perspektive zu allen Fragen der Sexualmoral immer noch Mangelwaren sind, sicher von Nutzen sein.  Der doch recht sachliche Ton der Autorin könnte vielleicht ja auch dazu beitragen, dass sich mehr Männer für diese Frage interessieren. In Litauen ist alles um den Themenkreis Geschlechterfragen weitgehend  Frauensache: Von geschätzen 100 Besuchern an dem Abend in Šiauliai waren 5 Männer.

Für Evangelische ist es sicher beschämend, dass Menschen wie Kuby auf der Suche nach einem heiligen Gott und klaren ethischen Positionen fast schon wie selbstverständlich bei der katholischen Kirche landen. Aus unserer protestantischen Perspektive zeigt sich gleichzeitig aber auch die Schwäche der katholischen Argumentation. Was, so Kuby, haben wir dem moralischen Verfall entgegenzusetzen? Sie nannte den Dreiklang Natur, Vernunft, Gott. Das ist gewiß richtig, doch wie so oft bei katholischen Rednern und Autoren fehlt es so gut wie ganz an Hinweisen auf die Bibel und das Wort Gottes. Letztlich ist es aber nur die klare Offenbarung Gottes, die uns Halt geben kann. Diese Einsicht haben Evangelische in die Diskussionen einzubringen.

Hier findet sich ein litauischer Text von Kuby.