1939–2014

1939–2014

Vor einer Woche verstarb recht plötzlich Rimas Vater. Seit einem zweiten Schlaganfall im Sommer 2009 war Bronius Mykolaitis ein Pflegefall und wurde von Rimas Schwester Loreta im Haus der Familie in Kudirkos Naumiestis, Kr. Šakiai, versorgt. Nach der ersten Gehirnblutung kamen Sprache, Erinnerungen und Verstand noch recht bald zurück – nicht so nach der zweiten. Er erkannte nur noch die Menschen, die ständig um ihn herum waren. Mit den Jahren baute der Körper nach und nach ab, ging sein Appetit immer weiter zurück bis schließlich vor einer guten Woche die Organe außer Herz, Hirn und Lunge ihren Dienst einstellten und ein baldiger Tod absehbar war. Eine Ärztin gab noch Schmerzmittel, und am Nachmittag des 16. Januar verstarb der Vater von fünf Kindern und Großvater von elf Enkeln im fünfundsiebzigsten Lebensjahr.

Natürlich war Bronius nominell katholisch, hielt sich jedoch zeitlebens von der Kirche fern, ja hatte für das treue Festhalten seiner Frau an der Kirche und ihren Traditionen nichts übrig (komischerweise war er jedoch ein eifriger Beerdigungssänger). Wir müssen daher auch davon ausgehen, dass er nicht im Frieden mit Gott verschied. Am 18. Januar wurde er bei klirrender Kälte auf dem Friedhof von Lukšiai neben seiner 2007 verstorbenen Frau Genovaitė und deren Bruder Albinas (2004 gestorben) bestattet. Die Zeremonien begleitete ein kleiner Chor aus der Baptistengemeinde von Kaunas, zu der Rimas Schwester Irena gehört. Ihr Mann Artūras, Pastor der Gemeinde, hielt am offenen Sarg und dann kurz am Grab gute evangelistische Ansprachen. Darin richtete er sich vor allem auch an die große Verwandtschaft (Rimas Vater wuchs mit sechs Geschwistern auf; drei Schwestern leben noch), ermutigte sie, eine Glaubensentscheidung zu treffen.

Und tatsächlich: schon bei der Hochzeit von Irena und Artūras im vergangenen September musste Rima der katholischen Verwandschaft die weitgehend unbekannte evangelische Landschaft erklären. Eine der vielen Cousinen meinte daraufhin zu ihr: darüber wollen wir “mehr von dir erfahren” (s. Apg 17,32). Sie lud Rima für den nächsten Sommer zu einem Treffen mit weiteren Familienmitgliedern zu sich nach Hause ein. Diese Einladung bekräftigte sie ausdrücklich nach der Beerdigung.

(Foto o.: Alter Friedhof Šiauliai)

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Trauerzug auf dem Friedhof von Lukšiai
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Artūras (l. mit Bibel) spricht am Grab

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Wie üblich in Litauen üppiger Kranzschmuck