Warum Mission im christlichen Litauen?

Warum Mission im christlichen Litauen?

Europa ist der Missionskontinent der Zukunft. Denn nirgendwo sonst auf der Welt nimmt insgesamt die Zahl der Kirchenmitglieder ab und die der Konfessionslosen zu. Das Christentum wandert in den Süden, nach Afrika und Asien. Trotz großem christlichem Erbe bleiben viele Kirchen im Norden leer. Es ist nicht zu bezweifeln: in Europa ist eine Neuevangelisierung das Gebot der Stunde.

(Weltkarte: Anteil der Konfessionslosen in einzelnen Ländern.)

Europa ist immer noch „Gottes Kontinent“ (P. Jenkins), aber die Regionen mit den meisten bekennenden Atheisten finden sich u.a. hier, in postkommunistischen Ländern wie Tschechien, Estland oder den neuen Bundesländern. In Litauen sind zwar noch relativ viele Einwohner Kirchenmitglieder, doch ist diese Zugehörigkeit in den meisten Fällen nur formell. Wenn in einem katholisch geprägten Land fast jede zweite Ehe standesamtlich geschieden wird und nur jeder Zehnte sich eindeutig gegen Abtreibung ausspricht, sagt dies schon ziemlich viel über den tatsächlichen Einfluß der Kirche. Glauben bzw. Christsein ist ersteinmal ein kulturelles Phänomen, und das gilt auch für viele Lutheraner und Reformierte Litauens.

Für Litauen wie für alle Staaten in Zentral- und Osteuropa gilt: das Evangelium, die Gute Nachricht der Bibel, muss klar und ohne falsche Beimischungen verkündet werden, weil es erschreckend wenigen tatsächlich bekannt ist. Die römisch-katholische Kirche Litauens hat sich in vielen Bereichen erneuert, spricht nun auch oft von Evangelisation und Glauben. Sie bleibt jedoch eine Kirche des „ja, aber…“ und des „sowohl, als auch“. Die evangelischen Kirchen dagegen – die Kirchen des Allein durch Christus, Allein aus Gnaden, Allein durch Glauben, die Kirchen des erneuerten Evangeliums – sind nach 50 Jahren Kommunismus immer noch geschwächt. Und viele der in den letzten 25 Jahren neu gegründeteten Gemeinden suchen noch nach ihrer Identität. Hinzu kommt, dass die Gemeinschaft der Evangelikalen äußerst schwach ist. Sie bilden weit weniger als ein Prozent der Bevölkerung und sind noch dazu recht uneins – eine Ev. Allianz gibt es nicht. Die evangelischen Kirchen brauchen dringend Unterstützung.

Vieles, was in Deutschland selbstverständlich und mitunter im Übermaß vorhanden ist, ist in Litauen nicht oder nur in Ansätzen gegeben. Viel Arbeit wurde getan, manches wurde erreicht, doch noch immer besteht z.B. ein himmelschreiendes Defizit an Bibelkommentaren in litauischer Sprache; es gibt keinerlei gut aufbereitetes, Jugendliche ansprechendes Material für den Konfirmandenunterricht; nach jahrzehntelanger staatlicher Unterdrückung von Bibeldruck, Katechese, Jugendarbeit ist der biblische Analphabetismus noch immer groß, und das selbst unter Evangelischen; es gibt mit dem EBI nur eine Ausbildungsstätte, die in etwa mit den klassischen deutschen Bibelschulen (ohne Anbindung an nur eine Kirche) vergleichbar wäre.

Wegen zahlreicher sozialen Probleme haben sich viele Gemeinden, Werke, Vereine und Einzelpersonen aus dem Westen in der humanitären Hilfe engagiert (wie auch wir bei „projekt L.“ von Neues Leben Medien). Bis heute sind soziale Hilfsprojekte beliebt, da sie konkret sind und man oft direkt sehen kann, was Hilfe bewirkt. So wichtig dieses Engagement im Einzelfall ist – der Kernbereich von christlicher Mission ist nicht die soziale Hilfe. Mission ist wesentlich immer noch Ruf zum Evangelium und in die Jüngerschaft. Das widerum hat viel mit biblischer Lehre zu tun, denn der Missionsbefehl in Mt 28 ist ja auch ein Lehrbefehl. Wo aber sind in Litauen die evangelikalen Fachleute, die z.B. NT und AT, Dogmatik und Ethik, Seelsorge und Evangelisation unterrichten können? Sie gibt es viel zu wenige, denn diese sind an ein paar Händen abzuzählen.

„Die Ernte ist gross, aber wenige sind der Arbeiter“ (Mt 9,37) – dies gilt grundsätzlich im Reich Gottes, dies gilt in vielen Ländern, und in Litauen gilt es sicher ganz besonders.