Sprache und Kultur

Sprache und Kultur

Das Litauische bildet mit dem Lettischen die Gruppe der baltischen Sprachen (das Prussische und Kurische sind ausgestorben). Das Estnische ist dagegen mit dem Finnischen eng verwandt und gehört zur Familie der finno-ugrischen Sprachen. Litauisch hat sich über Jahrhunderte kaum verändert, gilt in vielen Eigenschaften als besonders archaisch und soll daher einer indogermanischen Ursprache besonders nahestehen; Ähnlichkeiten mit dem altindischen Sanskrit sind auffällig. Grammatik und Endungen lassen oftmals an Latein erinnern. Siehe z. Bsp. das Sprichwort „Hat Gott Zähne gegeben, so wird er auch Brot geben“: „Dievas dave dantis; Dievas duos duonos”  (Litauisch); „Devos adadat datas; Devas dat (oder dadat) dhanas” (Sanskrit); „Deus dedit dentes; Deus dabit panem” (Latein).

Dialekte

Die regionalen Dialekte

Litauisch als Muttersprache sprechen ca. 2,7 Mio Einwohner. Regionale Dialekte sind z.B. das Dzukische im Süden und das Schemaitische im Westen. Hochlitauisch orientiert sich an der Mundart in der nördlichen Suvalkija (südlich der Memel zwischen Kaunas und Ostpreußen).

Die Bewahrung und Pflege der Sprache ist ein Eckstein der litauischen Kultur. Auf korrektes Schreiben und Aussprache wird daher in den Schulen großer Wert gelegt. Auch in der Emigration (gerade nach Nordamerika wanderten Hunderttausende aus) wurde die Sprache oft über Generationen bewahrt. Vielfach assimilierte man sich aber auch. In Deutschland deuten vor allem die Namensendungen -at und –eit (Naujokat, Endruschat, Adomeit, Wowereit) auf litauische Vorfahren hin.

Die litauische Kultur ist vom Leben auf dem Land gekennzeichnet. Die Stadtkultur war über Jahrhunderte polnisch, jüdisch, russisch und deutsch geprägt. Etwa bis zum II Weltkrieg war die große Mehrheit der Litauer in der Landwirtschaft tätig. Bis heute spiegelt sich dies im traditionellen Liedgut wider.

Katekizmas

Das erste gedruckte Buch in litauischer Sprache ist ein lutherischer Katechismus, geschrieben 1547 von Martynas Mažvydas, Pfarrer in Ragnit. Am Beginn der litauischen Prosa steht ein weiterer evangelischer Geistlicher aus Ostpreußen: Im 18. Jahrhundert schuf Kristijonas Donelaitis das Poem „Metai“ (die Jahreszeiten). Nachdem man sich von der polnischen und russischen Kultur emanzipiert hatte, blühte im späten 19. und dann im 20. Jahrhundert die litauische Literatur auf.

Mikalojus Konstantinas ČiurlionisGesang und Musik genießen einen hohen Stellenwert. An zahlreichen Musikschulen wird der Nachwuchs ausgebildet, so dass es nicht wundert, dass Litauen Solisten der Spitzenklasse hervorgebracht hat. Unter ihnen ragt Mezzosopran Violeta Urmana hervor, nun in Deutschland wohnend. Auch Chormusik und große Chorfeste sind beliebt.

Als wohl größter litauische Künstler aller Zeiten gilt der Komponist und Maler  Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875–1911), an den ein großes Museum in Kaunas erinnert. Zu den Mitgründern der Kunstrichtung „Fluxus“ gehörten die Exil-Litauer Jurgis Mačiūnas und Jonas Mekas.

Tanzgruppe in Tracht

Tanzgruppe in Tracht

Allgemein beliebt sind Volkstänze (oft in regionalen Trachten). So wundert es nicht, dass auch in den Schulen Tanz oftmals Regelfach ist. Die Formationstanzgruppe „Žuvėdra“ (Möwe) aus Klaipėda war schon mehrfach Weltmeister.

Nationalgericht Cepelinai

Nationalgericht Cepelinai

Die litauische Küche ähnelt der mitteleuropäischen. Es gibt zahlreiche Kartoffelgerichte, von denen die „cepelinai“ (in Form eines Zeppelins) am bekanntesten sind. Schweinefleisch, Fisch, Pilze werden verarbeitet. Manche Speisen wie Borschtsch und verschiedene gefüllte Teigtaschen kommen im ganzen östlichen Europa auf den Tisch. Beliebte Nachspeise ist Baumkuchen. Traditionell wird viel Bier gebraut. Litauische Biersorten gewinnen regelmäßig internationale Auszeichnungen.

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Basketball-EM in Litauen 2011 (ganz links Dirk Nowitzky)

Beliebteste Sportart ist unangefochten Basketball. Drei Mal wurde die litauische Nationalauswahl Europameister (zuletzt 2003); bei Olympia konnten Bronzemedaillen gewonnen werden. Mehrere litauische Profis verdienen ihr Geld in der amerikanischen NBA. Gute Ergebnisse in internationalen Wettbewerben erreichen auch die litauischen Radfahrerinnen. Im Kyokushin-Karate gehören Sportler aus Litauen zu den besten der Welt. Einzelne Leichtathleten wie Olympiasieger im Diskuswurf Virgilijus Alekna ragen hervor. Der junge Star am Himmel des Sports, Rūta Meilutytė, macht nun das Schwimmen populär. Und Ričardas Berankis – unter den besten 100 der Weltrangliste – gehört zu den talentiertesten Nachwuchsspielern im Tennis.